E10 gestoppt: Brüderle will "Benzin-Gipfel"
Berlin - Die Abstimmung erfolgte an der Zapfsäule: Weil die deutschen Autofahrer den neuen Biosprit Super E10 nicht wollten, stoppt die Mineralölindustrie die Produktion. Nun soll ein "Benzin-Gipfel" das Chaos klären.
Großer Erfolg für die deutschen Autofahrer: Die Mineralölindustrie steigt bei der weiteren Einführung des umstrittenen Biosprits Super E10 auf die Bremse. “Die Kundenakzeptanz ist nicht da“, sagte der
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Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbands, Klaus Picard, am Donnerstag in Berlin. Nach Branchenangaben werden vorerst keine weiteren Raffinerien auf die Produktion des neuen Treibstoffs umgestellt. Hintergrund: Die Tanklager quellen mit dem neuen E10-Superbenzin über, weil verunsicherte Autofahrer trotz der höheren Preise lieber Super Plus tanken. Allerdings sollen schon umgestellte Werke auch nicht auf das Alt-Super zurückgenommen werden.
E10-Chaos: Brüderle beruft "Benzin-Gipfel" ein
Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) schaltet sich in das Chaos um den neuen Biosprit E10 ein. Er werde zeitnah alle Beteiligten zu einem “Benzin-Gipfel“ einladen, sagte Brüderle am Donnerstag in Berlin. “Fakt ist, dass die Verbraucher völlig verunsichert sind.“
Brüderle verlangt nun Aufklärung. “Ich halte es daher für entscheidend, dass die Beteiligten, insbesondere die Automobil- und die Mineralölwirtschaft, die Atempause bei der Umstellung auf E10 nutzen, um bei den Verbrauchern für absolute Klarheit zu sorgen.“ Die Industrie müsse der Regierung ihre weiteren Schritte erläutern. Der genaue Termin für das Spitzentreffen steht noch nicht fest.
Nach Informationen aus der Branche haben 60 bis 70 Prozent der Autofahrer es abgelehnt, die neue Spritsorte einzufüllen. Stattdessen sind sie auf das deutlich teurere Super Plus ausgewichen. Davon kann die Ölindustrie aber nicht genug produzieren.
Die skurrilen Begründungen für steigende Benzinpreise
“Wir setzen alles daran, die Kunden zu informieren“, sagte Picard. In Deutschland vertragen nach Schätzungen rund drei Millionen ältere Autos kein E10, weil der Kraftstoff ihre Motoren angreifen würde. Alle anderen Autos können ohne Sorge E10 tanken. Viele Autofahrer lehnen aber nach Beobachtungen aus der Branche bewusst E10 ab, obwohl ihr Autos es vertrüge.
Der Konzern Aral erklärte, die großen Raffinerien Gelsenkirchen und Lingen würden vorerst nicht auf E10-Produktion umgestellt. Damit bleibt im Ballungsraum Ruhrgebiet zunächst alles beim Alten. Allerdings handele es sich nur um eine Verzögerung, keinen grundsätzlichen Verzicht auf E10, wie eine Aral-Sprecherin mitteilte.
ADAC begrüßt Stopp von E10
Der ADAC hat den Rückzieher der Mineralölindustrie bei der Einführung des Biosprits E 10 an den deutschen Tankstellen begrüßt. “Das Chaos und die Verwirrung der Autofahrer mussten beendet werden“, sagte ADAC-Sprecher Maximilian Maurer am Donnerstag in München.
Die Situation hätte sich auch in den nächsten Wochen nicht beruhigt. Der Preis für das E5-Superbenzin mit weniger Bioethanol sei schon acht Cent über den Preis von E 10 gestiegen. Daher sei die Entscheidung der Mineralölindustrie, E10 erst später und besser vorbereitet einzuführen, der richtige Schritt gewesen, sagte der Sprecher des Autoclubs.
Die Ölindustrie werde die von der Politik vorgeschriebene Bio-Quote in diesem Jahr sowieso nicht mehr erreichen und Strafe zahlen müssen. Für jeden Liter würden zwei Cent fällig.
dapd/dapd