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Nie mehr Verbrenner: So fährt sich der neue Elektro-Smart

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Von: Rudolf Bögel

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Modern, stylisch, urban: Mit diesen drei Attributen will der Smart auch weiterhin seine Kundschaft anziehen. Passend dazu: Der rein elektrische Antrieb.
Modern, stylisch, urban: Mit diesen drei Attributen will der Smart auch weiterhin seine Kundschaft anziehen. Passend dazu: Der rein elektrische Antrieb. © Rudolf Bögel

Schluss mit dem Verbrenner! Mercedes läutet beim Smart eine Zeitenwende ein. Ab sofort gibt es den stylischen Bonsai-Benz nur noch rein elektro. Wir sind ihn schon fahren.

Der Smart war schon smart als dieser Ausdruck vom Smartphone ausgehend seinen sprachlichen Siegeszug durch alle Bereiche unseres Lebens angetreten hat. Heute gibt es smarte TVs, smarte IT-Lösungen, Smart Homes, ja sogar Smart Cities. Anno 1998 war der Smart nur ein besonders kleines Auto. Ein wendiger Zweisitzer für die Stadt, der in jede Parklücke passte. Originell im Design, drollig im Aussehen - der automobile Ausdruck einer besonders lässigen urbanen Lebensart.

Den Smart gibt es in Zukunft nur noch mit E-Motor

Jetzt, knapp 22 Jahre später steht er da - der neue Smart. Nicht der Letzte seiner Art aber der letzte, der allein von Mercedes-Benz verantwortet wird. Schon das nächste Modell, das 2022 kommt, wird vom neuen 50-prozentigen chinesischen Joint-Venture-Partner Geely in "enger" Zusammenarbeit entwickelt. Aber ausschließlich im Land der Mitte produziert. Es wird kein Smart fortwo oder forfour sein, sondern ein völlig eigenständiges Modell. Wir tippen mal auf einen kleinen SUV. Und angeblich wird der Ur-Smart, der gerade eben im spanischen Valencia neu vorgestellt wurde auch noch über das Jahr 2022 hinaus erhältlich sein.

Dieses Modell ist das letzte seiner Art. Künftig werden die neuen Smarties von einem 50:50-Joint-Venture aus Mercedes und dem chinesischen Hersteller Geely entwickelt.
Dieses Modell ist das letzte seiner Art. Künftig werden die neuen Smarties von einem 50:50-Joint-Venture aus Mercedes und dem chinesischen Hersteller Geely entwickelt. © Daimler AG

So viel zur Zukunft der Daimler-Knutschkugel, die von den Stückzahlen her nie den Durchbruch geschafft hat, aber immer gut war fürs Image der Schwaben. Progressiv, innovativ, stylisch - und mindestens immer auf der Höhe der Zeit. Wenn nicht sogar voraus. Ganz in diesem Sinne setzt Daimler auch einen sauberen Schlusspunkt. Den Smart gibt es künftig nur noch mit Elektro-Motor. Ein radikaler Umbruch und mutig. Denn von den im vergangenen Jahr weltweit verkauften 117.000 Autos waren nur rund 18.400 Elektro-Smarts.

Schall und Rauch aus dem Auspuff - diese Zeiten sind beim Smart nun nur noch Schall und Rauch. Soweit so innovativ, auch wenn die Schwaben mit dieser Entscheidung nicht allein die Umwelt im Blick hatten, sondern darauf hoffen, dass sie mit den E-Smarts den CO2-Flottenverbrauch insgesamt senken und so hohe Strafzahlungen ab 2021 vermeiden können.

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Was ist nun neu am neuen Smart? Alles zum Verbrauch

Bei der Hardware relativ wenig. Was Antrieb, Batterie und Reichweite angeht, bleibt nämlich alles beim Alten. 133 Kilometer nach WLTP - weiter kommt man mit der Akku-Kapazität von 17,6 kWh nicht. Das Aufladen dauert selbst mit dem 1.000 Euro teuren 22kw-Lader mindestens 40 Minuten. An der heimischen Wallbox immerhin noch 3,5 Stunden, an der Haushaltsteckdose sechs Stunden Und der Verbrauch ist mit prognostizierten 14 bis 16,8 kWh auch nicht besonders sexy. Auf unseren Testfahrten in und rund um die Paella-Metropole Valencia sind wir trotz Eco-Modus kaum unter 18 kWh gekommen, was einem Äquivalent von rund sechs Euro auf 100 Kilometern entspricht.

Tiefer Kühlergrill, neue LED-Lichter: Daran erkennt man die neue Generation Smart von vorne. Das Design ist kühler, minimalistischer und nicht mehr ganz so peppig wie früher.
Tiefer Kühlergrill, neue LED-Lichter: Daran erkennt man die neue Generation Smart von vorne. Das Design ist kühler, minimalistischer und nicht mehr ganz so peppig wie früher. © Daimler AG

Dafür aber macht auch der neue Smart beim Fahren wieder einen Höllenspaß. Der Wendekreis von 6,95 Metern (beim Zweisitzer) vermittelt einem nach wie vor das Feeling, auf einem Bierdeckel wenden zu können. 81 PS und 160 Newtonmeter Antritt katapultieren die Knutschkugel in immerhin 4,8 Sekunden von 0 auf Tempo 60. Im Stadtverkehr hält man damit sogar den ein oder anderen Sportwagen in Schach. Und für das urbane Umfeld ist der City-Flitzer ja gedacht. Damit begründet Daimler auch, dass die Reichweite nicht erhöht wurde. Schließlich würde der normale Smart-Kunde nur zwischen 30 und 35 Kilometer täglich fahren, und da seien 133 Kilometer Reichweite dann ausreichend.

Neue Rücklichter, aber sonst bleibt alles beim Alten: Der neue Smart behält auch weiterhin die teilbare Heckklappe. In den Kofferraum passen nicht mehr als zwei Stück Handgepäck.
Neue Rücklichter, aber sonst bleibt alles beim Alten: Der neue Smart behält auch weiterhin die teilbare Heckklappe. In den Kofferraum passen nicht mehr als zwei Stück Handgepäck. © Daimler AG

Das Innenleben des neuen Smart: Diese Feature bietet er

Beim Design hat sich ebenfalls nichts Entscheidendes getan. Verkauft wird es als reduziert und minimalistisch. Aber eigentlich ist es einen Tick glatt geworden. Der neue Smart fällt nicht mehr so auf wie früher: Der Kühlergrill ist nach unten gerutscht. Den Zweisitzer erkennt man an den nach außen gewanderten Nebelscheinwerfern, beim Smart forfour wurden sie im Grill platziert. Das Smart-Logo fällt weg, dafür prangt der Schriftzug an Front und Heck. Allenfalls die Rückleuchten in 3-D-Optik wirken neu und progressiv. Skatbrüder denken bei dieser Form automatisch an das Kreuz.

Skatspieler denken automatisch an die Farbe "Kreuz", wenn sie die neuen Heckleuchten des Smart sehen. Besonders cool ist die 3-D-Optik der Lichter.
Skatspieler denken automatisch an die Farbe "Kreuz", wenn sie die neuen Heckleuchten des Smart sehen. Besonders cool ist die 3-D-Optik der Lichter. © Daimler AG

Innovativ ist der neue Smart beim digitalen Innenleben. Zwar kommt das neue Infotainment-System mit den großen 8-Zoll-Display erst in der zweiten Jahreshälfte, aber dafür sollen smarte Apps den Smart noch smarter machen. Es gibt einen digitalen Schlüssel, den man teilen und per Smartphone verschicken kann. Im jeweilig zugestandenen Zeitfenster kann der Empfänger dann das Auto nützen. Ideal für alle Familienmitglieder. Aber auch eine kommerziellere Nutzung ist möglich. Man kann seinen Smart damit gegen eine Gebühr verleihen. Normalerweise kostet so etwas den Besitzer eine Stange Geld bei der Versicherung, Daimler will dafür jedoch eine eigene kostengünstige Lösung anbieten.

Die Mittelkonsole des Smart wurde überarbeitet und praktischer ausgerichtet. Das neue Infotainment-System bekommt einen größeren Bildschirm.
Die Mittelkonsole des Smart wurde überarbeitet und praktischer ausgerichtet. Das neue Infotainment-System bekommt einen größeren Bildschirm. © Daimler AG

Digital und bequem lässt sich das Auto mit dem Handy vorkühlen oder vorheizen, je nach Jahreszeit. Selbstverständlich kann man das Ganze auch mit der Apple-Watch steuern, wenn es besonders smart sein soll. Die Parklücken-Erkennung für Straße und Parkhaus ist in Vorbereitung und soll in Echtzeit die nervige Sucherei erleichtern. Sicher ein Feature, das die fortschrittliche Klientel begeistern wird.

Der neue Smart kann per Smartphone überwacht und gesteuert werden. Aufladen, vorheizen, kühlen – das alles geht auch aus der Ferne.
Der neue Smart kann per Smartphone überwacht und gesteuert werden. Aufladen, vorheizen, kühlen – das alles geht auch aus der Ferne. © Daimler AG

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Sticht der Smart die Konkurrenz aus?

Preislich startet der Zweisitzer (fortwo) bei 21.940 Euro, das Cabriolet bei 25.200 Euro. Und den Viersitzer bekommt man schon für 22.600 Euro. Abzüglich der avisierten Umweltprämie von 6.000 Euro heißt das: So erschwinglich war urbane Elektromobilität noch nie. Das gilt natürlich auch für die Konkurrenz. Der e-Up von Volkswagen kostet in der Basis nur 35 Euro mehr, schafft dafür aber bis zu 260 Kilometer Reichweite. Ganz zu schweigen von den baugleichen Konzernbrüdern Seat Mii electric, der nur 20.650 Euro kostet, oder dem Skoda Citigoe, der mit 20.950 Euro ebenfalls günstiger ist.

Unser Fazit zum Elektro-Smart

Dem Verbrenner muss bei Smart niemand eine Träne nachweinen. Wer lediglich einen Stadtflitzer mit eingebauter Parklizenz sucht, der ist mit dem neuen Smartie auf vier Rädern gut bedient. Wer aber richtig Autofahren will, zum Beispiel von München mal in die Berge, und zwar nicht nur hin, sondern auch zurück, der braucht leider immer noch eine andere Alternative.

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Datenblatt Smart EQ fortwo

Länge/Breite/Höhe:2,70/1,66/1,56 m
Leergewicht / Zuladung:1.095 / 215 kg
Kofferraumvolumen:260 - 350 l
Antrieb:Synchronmotor mit 1-Gang-Automatik
Leistung:81 PS
Drehmoment:160 Nm
Höchstgeschwindigkeit:130 km/h
0 - 100 km:11,6 s
Normverbrauch:14 – 16,5 kWH / 100 km
Reichweite:133 km
CO2-Emissionen:0
Effizienzklasse:A+
Preis:ab 21.940 Euro

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Rudolf Bögel

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