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Er ist einer von 130 Modellen. So viele SUVs gibt es mittlerweile und dieser sticht heraus. Der Fahrtest im 180 PS starken Jaguar E-Pace.
- Schlägt der Jaguar seine Konkurrenten BMW X1 und Audi Q3?
- Erstaunlich flink ist das SUV-Schwergewicht auf alle Fälle.
- Nur beim Platzangebot gibt es einen Punkteabzug.
Aus der Flut wurde ein Tsunami. Über 130 unterschiedliche SUV-Modelle sind derzeit auf den Straßen unterwegs. Von Alfa bis Volkswagen, von Rolls Royce bis Lamborghini. Es gibt nichts, was es nicht gibt: Sportbacks, Coupés, Crossover-Coupés. Und auch für jeden Geldbeutel ist etwas dabei - von 11.700 Euro für den Dacia Duster bis 750.000 Euro für den Mercedes Maybach G 650. Sie heißen Urus, Bentayga oder ganz schlicht E-Pace.
Der Jaguar E-Pace gibt das Tempo vor
Jaguar E-Pace - das klingt geheimnisvoller als es ist. Der Name E-Pace ist einfach an den größeren F-Pace angelehnt. Der F-Pace war der erste SUV von Jaguar und extrem erfolgreich. Sportlich sollte er sein, sportlich wie ein F-Type*. Deshalb das F. Und Pace heißt Tempo. Die Redewendung "die Pace machen" kommt eigentlich aus dem Pferdesport und heißt so viel wie: "Ein schnelles Tempo vorgeben".
Bei unserem Testwagen, einem E-Pace D180 AWD, sorgten 180 Pferde unter der Haube für das Tempo. Der Aufgalopp des Zweiliter-Turbodiesels hielt sich allerdings in Grenzen. Was vor allem am Gewicht des E-Pace liegt. Knapp 1,9 Tonnen wuchtet die britische Benzinkutsche auf die Waage, da ist schon ganz schön was zu ziehen. Zwar spurtet der Jaguar dank des Drehmoments von 430 Nm aus dem Stand ordentlich los, aber dann verlassen ihn seine Kräfte. 9,1 Sekunden von 0 auf 100. Das ist sind eher Werte für gemütlichere Zeitgenossen. Wer partout einen E-Pace haben und dynamisch unterwegs sein will, der sollte sich den 300 PS starken Vierzylinder-Benziner leisten. Kostet zwar rund 10.000 Euro mehr, schafft Tempo 100 aber schon in 6,5 Sekunden.
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Jaguar E-Pace: Flink und sparsam für einen SUV
Geduldigere Menschen kommen mit dem 180-PS-Diesel jedoch bestens zurecht. Und dürften beim Verbrauch auch tatsächlich die prognostizierten sechs Liter erreichen. Selbst, wenn man den Selbstzünder jagt, mehr als 8,5 Liter werden es nicht. Und das ist schon eine Ansage für einen derartig schweren SUV.
Ebenfalls erstaunlich, wie flink und flott das Schwergewicht in den Kurven unterwegs ist. Ein Sportwagen wird aus diesem Jaguar zwar nicht mehr, aber unter den vielen SUVs stechen die präzise Lenkung und das stramme Fahrwerk des E-Pace heraus.
Der Konzernbruder Evoque lässt grüßen. Kein Wunder, schließlich haben die beiden die gleiche technische Basis. Genauso wie beim Range Rover sind aber nicht Motor, Fahrwerk und Antrieb die Stars, sondern das Design. Und das ist beim E-Pace gelungen. Zwar reißt der Kühler sein Maul gefräßig auf, das wirkt aber nicht martialisch, sondern friedlich und freundlich dank der knuffigen Frontscheinwerfer. Das Heck ist keck und knackig, mit einer markanten Kante in den Schultern. Die sanft abschwingende Coupé-Linie sorgt für einen eleganten Touch. Das sind perfekte Proportionen, die einem vertraut und bekannt vorkommen. Vor allem, wenn der E-Pace direkt neben einem Volkswagen T-Roc parkt. Hat da wer von wem abgeschaut? Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Jaguar E-Pace: Ist der SUV auch geländetauglich?
Schönheit ist beim Auto aber nicht alles. Entscheidend sind Praxistauglichkeit, Komfort und dann natürlich der Preis. Für den Alltag ist der E-Pace jedenfalls genau der Richtige. Im Jaguar-SUV hat man tatsächlich einen guten Überblick, weil man hier höher sitzt als bei der Konkurrenz. Das liegt an der engen Verwandtschaft zu Land Rover, die ja echte Geländewagen und nicht SUVs für Sonntagsfahrer bauen. Der E-Pace selbst ist allerdings nicht unbedingt geländetauglich. Außer dem Allradantrieb und einer Berganfahrhilfe gibt es keine spezifischen Ausstattungen.
Der Innenraum des Jaguar E-Pace
Dafür bietet der Jaguar umso mehr Komfort. Da das Fahrzeug mit knapp zwei Metern recht breit ist, sitzt man im Fond bequem. Auch wenn die breite Mittelkonsole wieder Platz nimmt – so wie das auf der Beifahrerseite tief nach unten gezogene Armaturenbrett.
Hinten finden auch Menschen bis 1,90 Meter Körpergröße ordentlich Platz. Das Einsteigen ist allerdings beschwerlich, weil die Größe der Türen eher knapp bemessen ist. Für den Dauertransport von vier Erwachsenen sollte man, ein Faible für Jaguar vorausgesetzt, den größeren F-Pace nehmen. Für die Kleinfamilie mit einem oder zwei noch recht kleinen Kindern reicht der kleinere Brite. Der Kofferraum hat keine Ladekante - das sollte eigentlich Standard werden beim Fahrzeugbau. Der Platz selbst ist mit 577 Litern Durchschnitt. Den Besuch im Möbelhaus, selbst wenn man nur Kleinigkeiten braucht, kann man deshalb nur zu zweit absolvieren. Bei umgeklappter Rückbank passen immerhin 1.234 Liter hinein.
Was Konnektivität und Bedienbarkeit angeht, reiht sich der E-Pace im Standard-Mittelfeld ein. Das Menü des Infotainment-Touchscreens ist ein wenig umständlich, beim Facelift, das schon im nächsten Jahr kommen soll, wird es digital entrümpelt, verspricht Jaguar. Der im flach nach unten abfallenden Cockpit eingepasst Bildschirm wird leider bleiben. Bei einer bestimmten Sonneneinstrahlung kann man nichts mehr lesen, weil er nicht blendfrei ist.
Das kostet der Jaguar E-Pace
Beim Preis setzt sich der Jaguar knapp an die Spitze der Konkurrenz. Der D180 kostet mit Allrad und Automatik knapp 44.000 Euro. Beim vergleichbaren BMX X1 18 d (allerdings mit 30 PS weniger) werden knapp 40.000 Euro fällig. Auch der Audi Q3 35 TDI quattro (ebenfalls 150 PS) liegt bei 41.300 Euro. Mit 190 PS kostet er aber schon 43.700 Euro. Nur der Volvo XC 40 macht dem Jaguar den Rang streitig. Hier müssen 44.050 Euro überwiesen werden. Das alles sind aber nur grobe Anhaltspunkte, weil die Ausstattungspakete recht unterschiedlich ausfallen und nicht hundertprozentig vergleichbar sind.
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Das Fazit zum E-Pace
Der feine Brite sticht wohltuend heraus aus der Masse der über 130 SUV-Modelle aufgrund seines modernen und stylischem Designs. Technik und Fahrdynamik sind solide aber nicht unbedingt aufregend. Ein Auto für Individualisten mit einem ausgeprägten Faible für das, was andere nicht haben.
Datenblatt Jaguar E Pace D180 AWD
Hubraum: | 1.999 ccm |
Leistung: | 180 PS |
Drehmoment: | 430 Nm bei 1.750 U/min |
Getriebe: | 9-Gang-Automatik |
Antrieb: | Allrad |
Länge/Breite/Höhe: | 4,40/2,09/1,65 m |
Leergewicht (zul): | 1.843 kg / 557kg |
Kofferraum: | 577 - 1.234 l |
0 auf 100: | 9,1 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit: | 205 km/h |
Normverbrauch: | 6,1 l |
Co2: | 162 g/km |
Preis: | 43.940 Euro; Basismodell ab: 36.910 Euro |
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Rudolf Bögel
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