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Schwindel an der Tanke? Super Plus ist jetzt E5

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In einigen Regionen gibt es noch immer kein E10. In Bayern weiß kaum einer, was er tatsächlich tankt. © dpa

Die Verwirrung ums Benzin nimmt zu. Die meisten Autofahrer meiden weiter das vermeintlich stärker alkoholhaltige E10. Dabei fließt aus den Zapfsäulen kaum das, was draufsteht.

Aus E10-Zapfsäulen kommt oft normales Superbenzin – zum billigen Preis von E10.  Und wo Super E5 draufsteht, fließt häufig in Wahrheit Super Plus.

DAT-Übersicht zur E10-Verträglichkeit

www.dat.de/e10

ADAC-Übersicht zu E10-Verträglichkeit

www.adac.de/e10

Die Ursache: Viele Tankstellen haben umgestellt. Sie halten Tanks für E10 bereit und kleinere Tanks für das alkoholärmere Super Plus. Aus diesen werden in vielen Tankstellen auch die Zapfsäulen für E5 gespeist. In den großen Tanks wird aber in vielen Fällen noch gar kein neues E10 nachgefüllt, sondern das alte Super E5.

Beides ist nach Auffassung der Mineralölwirtschaft legal. Denn Super Plus erfüllt alle gesetzlichen Normen auch für Super E5, und dieses übertrifft die Mindeststandards von E10.

Keiner lässt sich in die Karten schauen

In allen Fällen bekommt der Kunde ein besseres Benzin als es ihm versprochen wurde. Dabei entpuppen sich Meldungen über überfüllte E10-Lager als übertrieben. Der neue Sprit ist nicht einmal überall verfügbar. Dagegen gibt es reichlich Super Plus – das angeblich bereits knapp zu werden drohte. Ursache ist laut ExxonMobil-Sprecherin Gabriele Radke, dass noch nicht überall in Deutschland und den grenznahen Gebieten der Nachbarländer Raffinerien und Lagerkapazitäten auf E10 eingerichtet sind.

Die wichtigsten Infos zum E10-Benzin

Oft erfahren auch die Tankstellenbetreiber nur nebenbei, wenn ihnen der falsche – aber in jedem Fall verträgliche – Sprit geliefert wird. So erging es Rudolf O., dem Besitzer einer Agip-Tankstelle in Bad Endorf. Er fiel aus allen Wolken, als ihm der Tankwagenfahrer erklärte, dass er ihm noch nicht einen Liter des neuen Sprits geliefert hätte. Rudolf O. wollte den Schwindel nicht weiter mitmachen und überklebte die neuen Etiketten mit den alten. Wer für das Chaos verantwortlich ist, ist nicht zu klären Die Raffinerien haben nach eigenen Angaben den neuen Sprit flächendeckend im Angebot. Die Tankstellengesellschaften verweisen auf den Mineralölwirtschaftsverband, der hält sich für nicht zuständig.

Die Beteiligten wollen sich wohl nicht in die Karten schauen lassen. Auch Rudolf O. darf seinen Kunden keinen reinen Wein mehr einschenken. Die ehrlichen Aufkleber musste er „aus juristischen Gründen“ entfernen. Er bestätigt, dass auch nach der jüngsten Treibstofflieferung noch kein E10 aus den Zapfpistolen fließt. Autofahrer müssen wohl selbst messen. Dazu braucht man keine teuren Geräte. Eine Methode kursiert unter Piloten von Kleinflugzeugen. Viele von ihnen hatten ihre Motoren vor Jahren für Autobenzin (als Ersatz fürs bleihaltige Flugbenzin) umgerüstet. Schon E5 (mit fünf Prozent Alkohol) vertragen diese Motoren nicht. Seit dessen Einführung 2007 mussten sie nach reinem Benzin fahnden. Das ist immer noch zu finden – auch wenn es selbst der Tankwart nicht weiß.

Was ist im Tank -  "Piloten Methode"

Die Messung: Man füllt einen Messzylinder (oder ein anderes Gefäß mit Skala) mit wenig Wasser, markiert mit einem Stift die Menge. Dann gibt man die zehnfache Menge Benzin – etwa über einem Reservekanister – dazu. Wenn man das Wasser- Benzingemisch schüttelt, erhält man eine trübe Flüssigkeit, die sich nach kurzer Zeit wieder sichtbar in zwei Bestandtteile teilt. Beim Schütteln zieht das Wasser den Alkohol aus dem Benzin. Ist der schwerere Wasser-Alkohol- Anteil (unten) um weniger als die Hälfte angestiegen, handelt es sich um E5, sonst um E10.

MARTIN PREM/NADJA WOLF

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