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Tipps vom Experten: So macht Ihr den Frühjahrs-Check fürs Fahrrad

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Von: Leonie Hofhus

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Fahrräder
Wie macht man sein Fahrrad fit für die Saison? © dpa/ Ingo Wagner

Mit dem Frühlingsstart beginnt auch wieder die Radsaison. Nachdem die Drahtesel monatelang im Keller oder in der Garage standen, ist es nun Zeit für den Frühjahrs-Check. Wir haben uns umgehört und vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) erfahren, was alles beachtet werden muss.

Der klassische Frühjahrsputz ist nicht nur in der eigenen Wohnung notwendig, auch das eigene Fahrrad oder E-Bike freut sich darüber. Dabei spielt es keine Rolle, ob Euer Rad im „Winterschlaf“ war oder über die Wintermonate gefahren wurde. Bevor Ihr Euer Rad in der Saison wieder regelmäßiger nutzt, ist es sinnvoll, selbst nach dem Rechten zu schauen und dem Rad etwas Pflege zu spendieren.

Das braucht Ihr für den Fahrrad-Check

Je mehr Fahrrad-spezifisches Werkzeug Ihr für Eure Inspektion habt, desto besser. Allerdings kommt Ihr auch mit einer Grundausrüstung relativ weit. Folgendes Werkzeug und Hilfsmittel benötigt Ihr:

Nicht zwingend notwendig, aber hilfreich: Fahrrad-Multitool und Kettenverschleißlehre.

Fahrrad putzen

Laut Mario Stürzl, Vorsitzender des Kreisverbandes Rosenheim des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Cubs (ADFC), ist vor der technischen Überprüfung der Griff zu Wasser, Schwamm und Bürste notwendig: Eine gründliche Reinigung ist der erste Schritt zum Start in die frühjährliche Radsaison.

Der Hochdruckreiniger ist verlockend, aber definitiv nicht zu empfehlen. Denn der hohe Druck entfernt nicht nur den Schmutz, sondern sorgt auch dafür, dass Wasser und Dreck in die Lager eindringen und Schäden verursachen können. Es ist also Handarbeit gefragt. 

Bremsen kontrollieren

Wenn das Fahrrad wieder glänzt, muss der Besitzer nach Rissen und Verformungen suchen und die Bremsen testen. Sollte Euer Rad über mechanische Bremsen verfügen, achtet darauf, dass die Bremszüge und die Bremskörper leichtgängig sind. Zur Verbesserung der Schmierung könnt Ihr etwas Kriechöl auf die Enden der Außenhülle und den Bremszug auftragen.

Anschließend könnt Ihr die Stärke der Bremsbeläge kontrollieren. Bei Felgenbremsen besitzen die Beläge Rillen, an denen Ihr den Verschleiß oft gut erkennen könnt. Bei Scheibenbremsen ist es oft etwas schwieriger, da der Materialabtrag geringer ausfällt und die zwischen den Bremsbelägen verbaute Bremsscheibe den Blick auf die Bremsbeläge erschwert. Hier kann es hilfreich sein, ein neues Paar Bremsbeläge als Referenzwert zu haben und das Rad mit der Bremsscheibe auszubauen, um den Verschleiß zu prüfen.

In jedem Fall gilt: Wenn der Bremsbelag nur noch 20 Prozent seiner ursprünglichen Stärke besitzt, ist der Austausch empfehlenswert damit die Felgenflanke (bei Felgenbremsen) oder die Bremsscheibe (bei Scheibenbremsen) nicht beschädigt wird. 

Tipp: Um die Haltbarkeit einer Felgenbremse und deren Bremswirkung zu verbessern, sollte man alle paar Monate die Felgenflanken mit Bremsenreiniger oder Reinigungsbenzin und einem Papiertuch von Dreck befreien.

Kette und Schaltung überprüfen

Nun zieht Ihr lockere Schrauben fest und kümmert Euch um Kette und Schaltung: Rostet die Kette, kann sie während der Fahrt abfallen oder sogar brechen. Mit einem öligen Tuch könnt Ihr eine verdreckte oder leicht rostige Kette wunderbar reinigen.

Bei einer Kettenschaltung solltet Ihr auch dem Schaltwerk viel Aufmerksamkeit bei der Reinigung schenken. An den Schaltröllchen sammelt sich oft eine Mischung aus Dreck und Öl, die für einen erhöhten Verschleiß sorgt. Für die schnelle Reinigung könnt Ihr den Schlitzschraubendreher nutzen. Einfach die Kurbel rückwärts bewegen und schon könnt Ihr den Schmutz von den Schaltröllchen ganz leicht entfernen.

Anschließend könnt Ihr etwas Kriechöl auf die Kette und die beweglichen Teile an Schaltwerk oder Umwerfer (sofern vorhanden) oder an die Enden der Schaltzüge auftragen.

Federgabel und Dämpfer kontrollieren

Auch die Federgabel beziehungsweise der Dämpfer gehören zu den beweglichen Teilen, die regelmäßig gereinigt werden sollten. Hierfür solltet Ihr ein möglichst sauberes Tuch nehmen, das Ihr zuvor mit etwas Öl eingesprüht habt. Achtet darauf, dass Ihr das Tuch nur horizontal entlang der Dichtungen bewegt. So verhinderst Ihr, dass Kratzer entstehen, die für Undichtigkeiten sorgen können.

Wenn Euer Fahrrad besonders aufwändige und hochwertige Federelemente besitzt, solltet Ihr im besten Fall nach jeder Fahrt die Staubabstreifer vorsichtig reinigen. Ansonsten kann sich Dreck in die Federelemente „hineinarbeiten“.

Reifen-Check

„Wichtig ist auch die Überprüfung der Reifen.“, ergänzt Mario Stürzl. Reifen mit niedrigem Luftdruck fahren sich schwerer und sind schneller defekt. Dieser Aussage stimmt auch Johann Peschke, Leiter der ehrenamtlich betriebenen Fahrradwerkstatt beim Stadtverein „bunte Finsterwaldstraße“, zu. „Dadurch, dass die meisten Räder im Winter für lange Zeit stehen, kann es zu Verformungen am Reifen kommen“, erklärt Peschke. Ist das der Fall, kommt man meist nicht um einen Reifenwechsel herum.

Wenn Ihr es nicht schon getan habt, pumpt jetzt die Reifen mit dem empfohlenen Luftdruck auf. Diese Werte findet Ihr auf der seitlichen Flanke des Reifens. Kontrolliert anschließend, ob der Reifen den Druck hält und ob er Verschleißspuren zeigt. Häufig ist das zuerst beim hinteren Reifen der Fall, da auf diesem mehr Belastung liegt.

Wenn die Reifen nur noch sehr wenig Profil oder Risse aufweisen, lohnt sich der Austausch, um auf den nächsten Touren sorgenfrei unterwegs zu sein. Als nächstes solltet Ihr die Laufräder – also die Gesamtheit aus Felgen, Speichen und Naben – kontrollieren.

Prüft den festen Sitz der Achsen beziehungsweise der Schnellspanner. Achtet darauf, dass die Räder möglichst frei und gerade laufen. Solltet Ihr einen Seiten- oder Höhenschlag feststellen, kontrolliert zuerst, ob der Reifen richtig sitzt. Oftmals wirkt auch ein schlecht sitzender Reifen wie eine „Acht“ in der Felge.

Pedelec- und E-Bike-Kontrolle

Natürlich sollten alle oben genannten Dinge auch bei einem E-Bike oder Pedelec überprüft werden. Jedoch haben diese beiden einen Akku, welcher gecheckt werden sollte: Da es sich bei einem Akku immer um ein Verschleißteil handelt, solltet Ihr diesen regelmäßig überprüfen und bei der Wartung und Pflege genau die Anweisungen des Herstellers beachten. Bei der Akku-Reinigung solltet Ihr ein besonders weiches, trockenes Tuch verwenden. Damit könnt Ihr die Steckerpole sanft abwischen.

Aber Vorsicht: Versucht niemals, das Gehäuse des Akkus selbstständig zu öffnen. Falls ein Akku vollständig ausgedient hatte, solltet Ihr diesen immer fachgemäß entsorgen. Im Fall eines Lithium-Akkus bedeutet das: Ab auf den Wertstoffhof.

Bei den Pedelecs muss ebenfalls einiges auch außerhalb der Frühjahreskontrolle beachtet werden: „Über den Winter sollten die Akkus im Keller, halb voll, gelagert werden“, erklärt Mario Stürzl und fügt hinzu: „Außerdem ist es wichtig, die Akkus außerhalb der Wohnung aufzuladen, um bei einem Defekt einen Brand in der Wohnung zu vermeiden.“ Er weist außerdem darauf hin, die Pedelecs nicht in der Sonne abzustellen.

Der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes

Der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes liegt darin, dass man bei den E-Bikes nicht treten muss, bei den Pedelecs hingegen schon. Laut dem ADFC gibt es in Deutschland mittlerweile rund 3,5 Millionen Pedelecs. Senioren mit ihren Elektromotoren werden oft belächelt, doch jetzt satteln auch immer mehr junge Menschen um.

Rundum-Check und Probefahrt

Nach diesem Fahrrad-Frühjahrscheck könnt Ihr endlich Eure erste Tour in der neuen Saison starten! Lasst dabei aber nicht außer Acht, dass so eine Bikepflege und Kontrolle nicht nur im Frühling gemacht werden sollte.

Es gilt, regelmäßig sein Fahrrad zu kontrollieren, um unnötige Unfälle zu vermeiden. Insbesondere solltet Ihr Euch vor jeder längeren und schweren Abfahrt die Zeit nehmen und einen kurzen Brems-, Reifen- und Steuersatzcheck machen.

lh

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