Diesel teurer als E10!
München - Die Zeiten, wo Besitzer eines Dieselautos sparen können, sind vorbei. Die Ölmultis erhöhen derzeit nicht nur willkürlich die Preise für Superbenzin, sondern auch für Diesel.
Einige Tankstellen verlangen jetzt für Diesel sogar einen Cent mehr als für den Biosprit E10. ADAC-Sprecher Jürgen Griewing: „Das muss ein Ausreißer sein. Denn der Fiskus verlangt für den Liter Diesel 22 Cent weniger Steuer als für Super und E10.
Normalerweise liegt die Preisdifferenz zwischen dem Liter Diesel und Benzin bei12 und 14 Cent.“ Hinter dem Ausreißer steht nüchterne Berechnung. In der nächsten Woche soll E10 auch an Münchner Essotankstellen eingeführt werden – mit entsprechenden Dumpingpreisen. Esso-Sprecherin Gabriele Radke zur tz: „In einigen Regionen wollen wir versuchen, den Kunden den Biosprit mit niedrigen Preisen schmackhaft zu machen.“ Warum ist aber plötzlich sogar Diesel teurer als E10? Radke: „Das liegt an den gestiegenen Einkaufspreisen für Rohöl am Spotmarkt in Rotterdam.“
Die größten Spritschlucker der Straße
Ein Mineralölexperte widerspricht hingegen: „Wegen der weltweit geringeren Nachfrage nach Rohöl stagniert der Preis, er müsste sogar fallen. Es wir halt jetzt verzweifelt versucht, die E10-Quote zu erhöhen. Denn die Hälfte der Raffinerien in Deutschland hat von E5 auf E10 umgestellt und sitzt jetzt wegen des anhaltenden Verbraucherboykotts auf großen Mengen Biosprit, die vorproduziert wurden. Wir laufen hier auf ein großes Problem zu, denn das spezielle E10 für die kalte Jahreszeit darf am 1. April nicht mehr verkauft werden. Dann gibt es nur noch Sommer E10.“
Unterdessen zeigt der ADAC jetzt einige Tankstellenbetreiber an, die bei der Einführung von E10 kein Super E5 als Bestandsschutzsorte zur Verfügung stellen. „Diese Tricksereien zum Nachteil der Autofahrer müssen ein Ende haben“, sagt ADAC-Sprecher Jürgen Griewing. In München hat der ADAC einige Shell-Tankstellen im Visier, die neben E10 nicht wie vom Gesetzgeber vorgeschrieben, auch das günstigeren Superbenzin im Angebot haben, sondern nur das bis zu 20 Cent teurere V-Power. Gleichzeitig fordert der ADAC die Mineralölkonzerne auf, herkömmlichen Superkraftstoff wieder zu billigeren Preisen anzubieten. Der Mineralölwirtschaftsverband reagierte empört. „Der ADAC versetzt E10 damit den Todesstoß“, sagte Sprecherin, Katrin Retzlaff.
Uwe Fajga/Maximilian Ditz