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250-Kilo-Bombe explodiert in München: Polizei ermittelt wegen Fahrlässigkeit - „Muss Ursache haben“

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Von: Martin Weidner, Martina Hunger

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Explosion an Donnersbergerbrücke
Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei sind nahe der Donnersbergerbrücke im Einsatz. © Privat/dpa/picture alliance

München – Die Explosion einer Fliegerbombe in München ist ein Schock. Vier Menschen werden verletzt, einer schwebt sogar kurzzeitig in Lebensgefahr. Für die Deutsche Bahn und die Ermittler ist das Thema aber noch lange nicht vom Tisch. Ein Experte sagt: Es hätte alles sehr viel schlimmer kommen können.

Update, Freitag (3. Dezember) – Ermittlungen wegen Fahrlässigkeit

Nach der Explosion einer Fliegerbombe auf einer Baustelle der Deutschen Bahn in München ermittelt die Polizei wegen des Verdachts des fahrlässigen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion. „Wenn so etwas passiert, muss es eine Ursache haben“, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Dass die Bombe übersehen wurde, weise darauf hin, dass der Bereich vor Beginn der Bohrarbeiten womöglich nicht, zu wenig oder falsch abgesucht worden sei.

„Selbstverständlich unterstützen wir die laufenden Ermittlungen und arbeiten eng mit den Behörden zusammen“, sagte eine Bahn-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Vor dem Hintergrund der laufenden Ermittlungen könne man keine weiteren Angaben machen. Grundsätzlich lege die Bahn bei Bauarbeiten aber höchste Sicherheitsstandards an.

Ein Schaden von rund fünf Millionen Euro sei bei der Explosion der Bombe in der Nähe der Donnersbergerbrücke am Mittwoch entstanden, bei der nach Polizeiangaben vier Menschen verletzt wurden - darunter drei Bauarbeiter.

Aus Sicht der Polizei ist die Explosion vor allem der Beweis dafür, dass es wichtig ist, bei der Entschärfung von Fliegerbomben zu evakuieren und Anwohner aufzurufen, ihre Häuser zu verlassen. Die Münchner Bombe sei in einer Tiefe von zwei oder drei Metern explodiert, sagte der Polizeisprecher. Da können man sich die Auswirkungen ja vorstellen, wäre sie schon freigelegt gewesen. „Das ist ein sehr gutes Beispiel dafür, warum es so explizite und weiträumige Absperrungen gibt.“

Vorbericht, Donnerstag (2. Dezember) – Experte: „Es hätte mehrere Tote geben können“

Hätte alles noch viel schlimmer ausgehen können? Andreas Heil (63), Betriebsleiter des Kampfmittelräumdienstes Tauber in Bayern, spricht von einem im Rahmen glücklichen Ausgang der Fliegerbomben-Explosion. „Es hätte genauso gut mehrere Tote geben können“, so Heil gegenüber der „Bild“.

Die Gefahr sei außerdem noch nicht ganz gebannt, da nicht auszuschließen sei, dass nicht der ganze Sprengstoff explodiert sei. „Die meisten Bomben haben zwei Zünder – es könnte theoretisch sein, dass der zweite nicht detoniert ist und da noch Sprengstoff dran hängt“, so Heil weiter. Sowohl Heil als auch die Deutsche Bahn können sich den Unfall zum jetzigen Standpunkt noch nicht erklären. Die Ermittlungen gingen in alle Richtungen, um der Ursache auf die Spur zu kommen.

Explosion an Donnersbergerbrücke
Die Einsatzstelle an der Donnersbergerbrücke. © Sven Hoppe/dpa

„Selbstverständlich unterstützen wir die laufenden Ermittlungen und arbeiten eng mit den Behörden zusammen“, sagte eine Bahn-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur in München. Vor dem Hintergrund der laufenden Ermittlungen könne man keine weiteren Angaben machen. Grundsätzlich lege die Bahn bei Bauarbeiten aber höchste Sicherheitsstandards an.

Bein von Bauarbeiter fast abgerissen

Bei dem Unglück waren am Mittwoch (1. Dezember) vier Bauarbeiter verletzt worden, einer von ihnen sogar lebensgefährlich. Sein Zustand war jedoch nach einer mehrstündigen Not-Operation stabil. Durch die Wucht der Detonation sei dem Mann fast ein Bein abgerissen worden. Ein interdisziplinäres Team habe das Bein rekonstruieren können, inzwischen sei es auch wieder durchblutet. „Wir bedauern zutiefst, dass es zu diesem Unfall gekommen ist. Wir wünschen den Verletzten baldige Genesung“, sagte die Sprecherin.

Interesse an einer Aufklärung hat auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Normalerweise werde auf solchen Baustellen vorab immer intensiv sondiert, wo noch Blindgänger versteckt liegen könnten, hatte er mittags bei einem Besuch am Unglücksort gesagt. Er gehe davon aus, dass das auch auf dieser Baustelle geschehen sei. „Da muss jetzt ermittelt werden: Warum hat man diese Bombe vorher nicht erkannt?“

Ist das Bauprojekt nun in Gefahr?

Die Detonation ereignete sich auf einer Baustelle für die zweite Stammstrecke - ein Mammutprojekt, das den extrem dichten Verkehr entlang der bisherigen Trasse entzerren soll. Die bisherige Stammstrecke gilt als Nadelöhr. Sie führt vom Ostbahnhof in einem Tunnel durch die Innenstadt bis in den Münchner Westen und gilt mit rund 1000 Zügen täglich als eine der am meisten befahrenen Bahnstrecken Europas.

Nun wird auf der Baustelle, wo das Unglück geschah, also erst mal nach den Ursachen geforscht. Wie geht es weiter? Verzögert sich nun das ganze Projekt? Das weiß man auch bei der Bahn noch nicht. Aktuell könne man noch keine Aussage dazu treffen, wie sich der Vorfall auf den weiteren Verlauf der Baumaßnahmen auswirken werde, heißt es.

mh/mw (mit Material der dpa)

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