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„Kann ja jeder behaupten“: Weltreisender und Polizei haben kurioses Problem mit Fernbus

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Von: Martin Weidner

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Blaulicht und Warnschild Polizei
Polizei Blaulicht (Symbolbild). © Patrick Seeger/dpa

Ansbach – Es waren kuriose Szenen, die sich am Mittwoch (22. Juni) auf dem Rastplatz Rothensteig-Nord an der A6 (Nürnberg - Mannheim) in Mittelfranken abspielten. Deshalb hatte plötzlich auch die Polizei alle Hände voll zu tun – und machte ihrem Motto „Dein Freund und Helfer“ dabei alle Ehre.

Was war passiert? Ein Weltreisender, so bezeichnete ihn das Polizeipräsidium Mittelfranken in einem entsprechenden Facebook-Post, war mit einem Fernbus von Prag kommend in Richtung Paris unterwegs. Als der Busfahrer im Bereich des Rastplatzes eine „kurze Pause“ ankündigte, nutzte der 45-jährige Mann, der aus Nigeria stammt, die Gunst der Stunde und wollte unbedingt zur Toilette. Mit Folgen: Als der Mann nur ein paar Minuten später zurückkehrte, folgte der „Schock“: Der Busfahrer hatte die „kurze Pause“ wirklich als „kurz“ ausgelegt, so dass der Nigerianer nur noch die Rücklichter des Busses sah. Auch ein Hinterherrennen half nichts mehr.

So blieb dem mittellosen Mann – in der Tasche hatte er lediglich sein (guthabenloses) Handy und seinen Reisepass – nichts anderes übrig, als über einen Passanten die Polizei verständigen zu lassen. Gepäck, Verpflegung und Geldmittel waren im Bus flöten gegangen. Als wenig später die Polizei eintraf, war diese zunächst noch guter Dinge, dem Mann helfen zu können.

Doch das änderte sich rasch, als die Beamten versuchten, Kontakt mit dem Busunternehmen aufzunehmen.„Aus Gründen des Datenschutzes“ könne nicht gesagt werden, wie der Zurückgebliebene jetzt weiter und zu seinem Gepäck komme. Besonders dreiste die zugehörige „Begründung“ eines Mitarbeiters: Es könne schließlich „ja jeder behaupten, er sei von der Polizei.“ Auf das Angebot, die weitere Kommunikation dann halt über die Dienststelle in Ansbach abzuwickeln, ging man im „Servicebereich“ des Unternehmens jedoch auch nicht ein.

„Service“ von Busunternehmen äußert unbefriedigend

Auch als der Reisende sein Glück im Anschluss persönlich versuchte, kam man nach einem rund zwanzigminütigen Telefonat zu keinem befriedigenden Ergebnis. Ihm wurde mitgeteilt, es sei „sein Pech“ und man werde „nichts weiter unternehmen“. Er solle vielmehr den „Verlust“ seiner persönlichen Habe „bei der Polizei anzeigen“.

Parallel dazu blieben jedoch auch die eingesetzten Beamten nicht untätig. Via Internet recherchierten sie Start- und Zielort des Busses sowie dessen Reiseroute und konnten feststellen, dass der nächste geplante Stopp des Busses in Heidelberg stattfinden sollte. Kurzerhand wurden nun die Kollegen in der ehemaligen kurpfälzischen Residenzstadt um Mithilfe gebeten. Nachdem der Weltreisende sein Gepäck und den Lagerort beschrieben hatte, kam kurze Zeit später das „Bingo“ aus dem Rhein-Neckar-Kreis. Die Kollegen konnten dort nämlich das Gepäck zur Eigentumssicherung sicherstellen und verwahrten es anschließend auf ihrer Dienststelle.

Nun gab es allerdings noch ein letztes Problem: Wie kommt der 45-Jährige die rund 150 Kilometer vom Rastplatz bis nach Heidelberg? Hierbei kam das Neun-Euro-Ticket wie gerufen. Die Ansbacher Polizisten streckten dem Gestrandeten den Betrag vor, brachten ihn zum Bahnhof nach Schnelldorf, kaufte ihm dort das Zugticket und suchten ihm dann auch noch die entsprechenden Zugverbindungen aus dem Fahrplan. Der Weltreisende bedankte sich anschließend überschwänglich – ob er seine Habseligkeiten inzwischen zurückerhalten hat, ist jedoch nicht überliefert…

mw

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