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Für seinen Fleiß: Bayerischer Beamter fordert 220.000 Euro für 4933 Überstunden

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Von: Martina Hunger

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Seit mehr als 30 Jahren ist der Baufachmann im Dienst der Stadt Augsburg. In seinen Berufsjahren hat er fast 5000 Überstunden angesammelt.
Seit mehr als 30 Jahren ist der Baufachmann im Dienst der Stadt Augsburg. In seinen Berufsjahren hat er fast 5000 Überstunden angesammelt. © Bernd Weissbrod/dpa

Ein Augsburger Beamter fordert für insgesamt 4933 Überstunden innerhalb seiner letzten 30 Jahre im Beruf eine Auszahlung von 220.000 Euro. Der Wirbel um die Forderung ist groß. 

Der Chef des Augsburger Baureferats, Gerd Merkle, ist seit mehr als 30 Jahren Beamter bei der bayerischen Stadt und fordert für seine 4933 Überstunden nun eine Entlohnung von 220.000 Euro. Er beruft sich damit auf eine Dienstvereinbarung seines Arbeitgebers aus dem Jahr 2004. Danach sollten städtische Bedienstete auf Langzeitkonten Mehrarbeit ansammeln können, um etwa früher in den Ruhestand zu gehen.

Doch stattdessen will der 63-Jährige nun 220.000 Euro. Die Vereinbarung hat 2004 auch der damalige Oberbürgmeister Paul Wengert (SPD) unterschrieben. Er beschreibt Merkles Forderung aber nun als „absurd“. „Bei mir bekäme er die sicher nicht ausgezahlt. Da müsste er schon vor Gericht klagen“, sagte er der „Bild am Sonntag“. 

„Uralt-Überstunden klingen für mich vollkommen unglaubwürdig“

2008 wurde Merkle vom Angestellten im Stadtplanungsamt zum Baureferent der Stadt und gab sein Angestelltenverhältnis auf. Er hätte demnach die Überstunden für den Zeitraum von 2004 bis 2008 geltend machen müssen, sagt Wengert. 

Merkle, der von Kollegen stets in die Kategorie „Arbeitstier“ geschoben wurde, hat sich bislang auf Anfrage der Zeitung nicht geäußert. Die Augsburger FDP fordert eine gerichtliche Klärung des Falls. Auch Rolf Baron von Hohenhau, Präsident des Bundes der Steuerzahler in Bayern, hält die Forderung von Merkle für überzogen: „Diese Uralt-Überstunden klingen für mich vollkommen unglaubwürdig. Schon aus Arbeitsschutzgründen hätte die Stadt Augsburg damals dafür sorgen müssen, dass Herr Merkle nicht über zehn Stunden täglich arbeitet.“

„Ich kann verstehen, dass in der öffentlichen Diskussion die Auszahlung von Überstunden eines Referenten und speziell im Rückgriff auf die Jahre 1994 bis 2008 befremdlich anmutet“, kommentierte die amtierende Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) die Forderung des CSU-Politikers und Wahlhelfers Merkle. Die Regierung von Schwaben würde den Fall bereits prüfen, bevor er nach einer nicht öffentlichen Sitzung des Personalausschusses bekannt gegeben wurde.

mh

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