Ein Toter, zahlreiche Verletzte und ein Großeinsatz
S-Bahn-Katastrophe in Schäftlarn: Was wir bislang wissen – und was nicht
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Schäftlarn – Bei dem schweren S-Bahn-Unglück am Montagnachmittag (14. Februar) bei Schäftlarn kam ein Mann (24) ums Leben, 18 wurden zum Teil schwer verletzt. Auch knapp zwei Tage nach der Katastrophe sind etliche Fragen noch offen. rosenheim24.de liefert einen Überblick:
Die aktuellen Entwicklungen am Mittwoch (16. Februar) lest ihr in unserem News-Ticker!
Was wir bislang wissen:
- Unfallhergang: Zur Kollision zweier S-Bahnen kommt es am Montagnachmittag gegen 16.35 Uhr auf eingleisiger Strecke bei Schäftlarn. Mehrere Zugteile beider Bahnen springen aus den Gleisen. Die S-Bahn, die aus Richtung Wolfratshausen kam, hatte laut einem Bahnsprecher rund 10 Minuten Verspätung.
- Großeinsatz: Nach dem Unfall läuft ein nahezu beispielloser Großeinsatz an - in der Spitze sind bis zu 800 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst, THW, Polizei und anderer Organisationen im Einsatz. Auch sechs Rettungshubschrauber werden zur Unfallstelle geschickt.
- Opfer: In den Trümmern stirbt ein 24-jähriger mit afghanischer Staatsangehörigkeit. Er saß im vorderen Zugteil der Bahn, die in Richtung München fuhr. Es gibt insgesamt 18 Verletzte, davon sechs Schwerverletzte. Unter den Schwerverletzten befinden sich auch die beiden Lokführer.
- Sicherheitstechnik: Die Unfallstrecke ist nach Angaben aus Bahnkreisen mit einer elektronischen Sicherung ausgestattet. Die Technik überwache den Zugverkehr und könne Züge im Notfall automatisch bremsen, berichtete die Deutsche Presseagentur (dpa). Zudem verfügt die Strecke über ein Sicherungssystem der Punktförmigen Zugbeeinflussung (PZB). Das System hat in der Unfallsituation angeschlagen und mindestens einen Zug gebremst.
- Ermittlungen: Polizei und die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung haben umfangreiche Ermittlungen eingeleitet. Die Fahrtenschreiber beider Züge wurden sichergestellt. Die Unfallstelle wurde zudem aufwendig vermessen und es wurden Luftaufnahmen mit Drohnen angefertigt. Unterstützt wird die Arbeit von qualifizierten Gutachtern.
Zerstörte Züge nach S-Bahn-Unglück bei Schäftlarn




Was wir bislang nicht wissen:
- Unfallursache: War es ein technischer Fehler oder menschliches Versagen? Momentan deutet vieles auf Zweites hin. Laut Medienberichten soll einer der beiden Lokführer ein rotes Signal missachtet und anschließend sogar das System, das den Zug automatisch notgebremst hätte, deaktiviert haben. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es bislang jedoch noch nicht. Ein technisches Problem hatte Innenminister Herrmann (CSU) bereits am Dienstag weitestgehend ausgeschlossen.
- Bergung der Zug-Wracks: Die Bahnstrecke bleibt bis auf weiteres gesperrt. Die Bergung der beiden völlig demolierten Züge gestaltet sich schwierig und kann wohl erst ab Donnerstag (17. Februar) erfolgen. rosenheim24.de hat bereits darüber berichtet. Der steile Bahndamm im Bereich der Unfallstelle erschwert die Arbeiten. Zudem werden zur Bergung wohl auch mehrere Spezialkräne benötigt. Deswegen gibt es bislang keine Prognose, bis wann die Arbeiten abgeschlossen sein werden und wann die Zugstrecke danach wieder freigegeben werden kann. Davor muss wahrscheinlich dann auch noch die Infrastruktur (Gleise, Oberleitung) repariert werden.
- Parallelen zu anderen Unglücken? Diese Frage ist sehr spekulativ. Der Unfall weckt allerdings Erinnerungen an das Unglück von Bad Aibling. Am 9. Februar 2016 starben dort beim Zusammenstoß zweier Züge auf eingleisiger Strecke zwölf Menschen, 89 wurden verletzt. Ein Fahrdienstleiter hatte mit dem Handy gespielt und falsche Signale gesetzt. Er wurde wegen fahrlässiger Tötung verurteilt.
- Ist die Unfallstrecke besonders gefährlich? Auch diese Frage kann nicht eindeutig beantwortet werden. Augenzeugen und Zug-Insassen schilderten allerdings übereinstimmend, dass es auf der Linie S7 wiederholt Zwischenfälle gegeben habe - zuletzt im August 2021, als es bei Icking zu einem Beinahe-Unfall zwischen zwei S-Bahnen gekommen war. Politiker hatten die Linie S7 in der Vergangenheit sogar schon als „Problemlinie“ bezeichnet.
mw/mh