Am Gymnasium Bruckmühl im Kreis Rosenheim wird es künftig kein Skilager mehr geben. „Wir machen das heuer zum letzten Mal“, sagt Schulleiter Walter Baier. Mehr und mehr Eltern seien bei dem Direktor vorstellig geworden, da ihre Kinder nicht Ski fahren würden. „Das Skilager ist seit Corona fast doppelt so teuer geworden. Davor kostete es bei uns 250 Euro, jetzt sind es über 400 Euro“, sagt Baier. An seiner Schule habe es zuletzt „so viele Anfänger wie noch nie gegeben“. In Zeiten der Inflation so viel Geld für Ausrüstung, Skipass, Transport und Unterbringung auszugeben, damit das Kind zum ersten – und womöglich letzten – Mal die Ski anschnallen kann, würden viele Eltern nicht wollen.
Ein weiterer Aspekt, der manche Eltern abschreckt, ist das Verletzungsrisiko. Es bestehe die Sorge, dass ein Kind so Unterrichtsstunden verpassen könnte, sagt Baier. Als Ersatz für das wegen Corona ausgefallene Skilager im Vorjahr organisierte das Gymnasium ein Sommercamp. Dies sei bei den Schülern gut angekommen. Der Schulleiter nimmt den Trend weg vom Skilager zur Kenntnis und sagt: „Warum soll man sich da dagegenstemmen?“
An der Staatlichen Realschule in Prien am Chiemsee zeigt sich ein anderes Bild. Dort erfreut sich das Skilager nach wie vor großer Beliebtheit, wie Schulleiterin Kerstin Haferkorn erzählt. „Wir fahren mit den siebten Jahrgangsstufen. Es freuen sich nach Corona alle, dass man so etwas wieder machen kann“, sagt die Direktorin. Die steigenden Kosten seien aus Sicht der Realschul-Chefin kein Argument: „Die Preise steigen für alle Abschlussfahrten.“
Die Beispiele zeigen: Die Lage ist kompliziert. Und es gibt eh keinen Königsweg. Der Meinung ist auch Birgit Bretthauer, Vorsitzende der Landes-Eltern-Vereinigung der Gymnasien in Bayern. „Es gibt keine pauschale, flächendeckende Lösung. Man sollte es weiterhin den Schulen selber überlassen, ob sie ins Skilager fahren oder nicht“, sagt sie.
Grundsätzlich müsse eine Schule ihr Fahrtenkonzept ohnehin mit dem Elternbeirat besprechen und darüber abstimmen. In dieser Diskussion gelte es allerdings, die regionalen Unterschiede zu beachten. „In Garmisch-Partenkirchen oder der Region Weilheim-Schongau ist das Skifahren immer noch groß, in Aschaffenburg sieht es hingegen anders aus“, sagt Bretthauer. Wichtig sei, dass Schulen und Eltern miteinander reden: „Es gibt zwar Schulen, die ein wenig sturer sind, aber seit Kurzem bewegt sich in der Diskussion etwas.“