Dramatische Einsatzlage: „Am nächsten Tag wären alle tot gewesen...“

Viereth-Trunstadt/Bamberg – Das war schlichtweg lebensgefährlich und hätte um ein Haar mit einer Katastrophe geendet. Die Rede ist von einem Vorfall in Oberfranken, bei dem die Feuerwehr insgesamt drei Häuser evakuieren musste.
Am Sonntagabend (14. Mai) hatte ein Heizungsbauer in Trosdorf (Landkreis Bamberg) zunächst die Feuerwehr alarmiert, da er einen deutlich erhöhten Kohlenstoffmonoxid(CO)-Wert in einem Wohnhaus in Viereth-Trunstadt (Landkreis Bamberg) gemessen hatte. Ein Bewohner des Hauses hatte den Heizungsbauer gerufen, weil er einen seltsamen Geruch wahrgenommen hatte. Der CO-Wert lag zum Zeitpunkt der Messung bei rund 250 ppm. Der erlaubte Grenzwert liegt bei 30, wie diverse Medien am Montagmorgen (15. Mai) berichteten.
Nachdem die Feuerwehr vor Ort war, ließ der Experte umgehend das Haus räumen. Die Feuerwehr stellte im Anschluss fest, dass kürzlich gelieferte Pellets der Ursprung des Gasaustrittes waren. Diese waren zu früh ausgeliefert worden. Somit war die Lagerzeit zu kurz und die Pellets produzierten das Gas. Mit einer mobilen Mühle, die eigentlich für Getreide gedacht ist, wurden die Pellets aus dem Behälter gesaugt. Eine Person (von insgesamt fünf Bewohnern) musste vorsorglich in einem Krankenhaus behandelt werden.
Damit war die ganze Geschichte jedoch noch lange nicht vorbei: Durch die Recherche der Feuerwehr bei der ausliefernden Firma konnten weitere Häuser ausfindig gemacht werden, die mit den gleichen Pellets beliefert worden waren. Das Unternehmen schickte zur Überprüfung sofort Mitarbeiter zu den Objekten nach Trunstadt und Oberhaid, um Messungen durchzuführen. Dort wurden Werte in Höhe von etwa 30 ppm festgestellt. Zudem gab es Unternehmen an, die Objekte belüften und weitere Maßnahmen am Folgetag durchführen zu wollen.
„Äußerst brisante Situation“
Der Feuerwehr war die Sache jedoch zu „heiß“. Wenig später führten die Floriansjünger selbst Messungen durch. In Trunstadt lag der Wert bereits bei 70 ppm. Außerdem drohten die Pellets durch den Gärprozess sich selbst zu entzünden. Messungen mit der Wärmebildkamera brachten bereits Temperaturen von über 60 Grad in den Pellets. Daraufhin wurde auch hier das Material ausgesaugt und dadurch Schlimmeres verhindert. In dem Haus befanden sich sechs Personen. An dem Wohnhaus in Oberhaid ergaben die Messungen einen Wert von 150 ppm. Auch hier waren sechs Personen im Haus, die evakuiert wurden und die Nacht bei Freunden verbringen müssen. Da die Pellets hier ebenerdig gelagert wurden, wurden sie mit Schaufeln auf Schubkarren geladen und auf einen Radlader gebracht.
Letztlich muss man festhalten, dass es wohl an ein Wunder grenzt, dass in dieser Nacht niemand ums Leben gekommen ist. Sebastian Pflaum, Pressesprecher der Feuerwehren im Landkreis Bamberg, sprach von einer „äußerst brisanten Situation“ und davon, dass am nächsten Morgen leicht alle Betroffenen hätten tot sein können. „Wenn die Personen bei solch hohen Werten im Haus geblieben und dort geschlafen hätten, wären sie am nächsten Tag gar nicht mehr aufgewacht“, so Pflaum, der im Namen seiner Kameraden eindringlich an Hausbewohner appellierte, sich mit sog. CO-Warnmeldern auszustatten. Diese schlagen bei Überschreitungen des Grenzwertes ab 30 ppm automatisch an und können so laut den Pflaum den „lautlosen Tod“ durch das geruchlose Gas verhindern. Derweil laufen die Ermittlungen der zuständigen Polizeiinspektion Bamberg-Land.
mw