1. rosenheim24-de
  2. Bayern

Der Kampf um Schutzmasken: Selbermachen ein "Zeichen der Solidarität"

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Markus Zwigl

Kommentare

Coronavirus - Schutzmasken selbst gemacht
Ein Mitarbeiter vom Kinderhaus Atemreich trägt einen gespendeten Mundschutz. Am Wochenende hatte das Münchner Kinderhaus Atemreich über die sozialen Medien Menschen gebeten, in der Corona-Krise Schutzmasken für sie zu nähen. In dem Kinderhaus leben 18 schwer kranke Kinder, die beatmet werden müssen. © picture alliance/dpa

Bayern - Schutzmasken sind zurzeit sehr begehrt - zum Leid von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Freiwillige nähen jetzt selbst welche. Wem diese Masken helfen und wie Sie Ihre eigene Maske selbst herstellen, lesen Sie hier:

„Es gibt in allen Ländern, nicht nur in Deutschland, praktisch auch auf der ganzen Welt, einen Mangel an diesen Masken. Vor allem in Europa ist es flächendeckend so, dass kein Land irgendwelche Vorräte hat“, erklärte der führende Virologe Christian Drosten schon mehrfach im NDR-Podcast.

Viele gesunde Menschen, welche gegen das neue Coronavirus eigentlich keine Schutzmaske brauchen, haben den Medizinern und Krankenhäusern die dringend notwenigen OP-Masken weggekauft. In einer ganzen Reihe von Kliniken wird die Schutzausrüstung inzwischen knapp. Die Landesregierung will deshalb bereits 800 000 Schutzmasken an Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen verteilen lassen.

Ist das Tragen einer Schutzmaske sinnvoll?

Generell sei es allerdings laut Christian Drosten durchaus sinnvoll eine Maske, solange es sich nicht um eine Atemschutzmaske für den medizinischen Bereich handelt, zu tragen, wenngleich diese keinen vollständigen Schutz bieten.

Dabei sollte einem jedem bewusst sein, dass die Masken weniger dazu da sind, den Träger zu schützen als die anderen Personen. 

Matratzenhersteller stellt Mundschutzmasken her
Eine Näherin des Matratzen- und Schaumstoff-Herstellers Wegerich, näht in der Produktion des Unternehmens Mundschutzmasken. Eigentlich produziert die Firma Matratzen für Wohnmobile und Pflegebetten. Als Verpackung verwendet sie einen speziellen Vlies, der rollenweise in dem Unternehmen herumliegt und aus dem auch OP-Masken bestehen. Zusammen mit einem Pflegedienst hat Wegerich eine Schutzmaske nach diesem Vorbild entwickelt. © picture alliance/dpa

"Mit einer Maske kann man sich in der Öffentlichkeit nicht selber schützen", sagt Professor Christian Drosten. Es gebe in der wissenschaftlichen Fachliteratur keinen eindeutigen Nachweis, dass ein Mundschutz als Eigenschutz helfen könnte, sagt der Virologe.

Andererseits gebe es "gute mechanische Gründe" eine Maske zu tragen, wenn man krank ist. Anca Rath von der Abteilung für Krankenhaushygiene und Infektiologie am Universitätsklinikum Regensburg hält diese ebenfalls für sinnvoll. "Ein Mund-Nasenschutz kann einen gewissen Anteil an Tröpfchen, die beim Sprechen oder Husten abgesondert werden, abfangen und somit das Risiko einer Übertragung auf andere Personen oder einer Umfeldkontamination sicherlich senken", sagt die Ärztin.

Ein Zeichen an andere, welche den Ernst der Lage noch nicht erkannt haben 

Eine Maske in der Öffentlichkeit zu tragen sei auch eine Geste, sagte der Berliner Virologe Christian Drosten in seinem NDR-Podcast am Montag. Denn man könne andere Menschen schon mit dem neuartigen Virus anstecken, bevor man selbst Krankheitssymptome spüre. Dadurch zeige man, dass man sich dieser Gefahr bewusst sei. "Also ist es eben die Höflichkeitsgeste, jetzt zusätzlich eine Maske zu tragen."

Allerdings sorgt ein gesunder Mensch mit den Kauf eines OP-Mundschutzes dafür, dass der Markt für Schutzmasken angeheizt wird und dass sich eine wichtige medizinische Ausrüstung verknappt. Zusätzlich gibt man Anreize zu Diebstählen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen.

Deshalb unser Tipp: Benutzen Sie eine selbstgemachte Stoffmaske. 

Immer mehr Menschen basteln sich bereits ihre eigenen Schutzmasken. Im Internet wurden schon zahlreiche Anleitungen zur Verfügung gestellt und auch die Stadt Dresden hat eine Nähanleitung veröffentlicht. 

Sie brauchen:

Das Stofftuch, das über Mund und Nase gezogen wird, muss Atmung durchlässig sein und kann aus einer Stoffwindel, einem T-Shirt oder einem leichtem Baumwolltuch gefertigt werden. 

Wie einfach das jeder, der z.B. keine Nähmaschiene besitzt, umsetzen kann, haben Ärzte im oberfränkischen Bad Steben vergangene Woche gezeigt: aus Papier von Küchenrollen, Gummibändern und einem Tacker fertigten sie in kurzer Zeit eine Maske fürs Gesicht. 15 bis 20 Minuten soll diese halten - also zumindest für den Gang in den Supermarkt.

Auch die Stadt Essen selbst lässt sich Mundschutzmasken nähen. In der Näherei einer Werkstatt für behinderte Menschen in Essen werden derzeit täglich rund 100 solcher Masken für die Feuerwehr produziert.

Schutz bieten diese auch nur für eine bestimmte Zeit. Nach zwei bis drei Stunden müssten die Baumwoll-Masken ausgetauscht werden, sagt eine Sprecherin der Kinderklinik Dritter Orden in München.

In Bayern schulen einige Krankenhäuser nach Angaben der Bayerischen Krankenhausgesellschaft ihre Verwaltungsangestellten aus diesem Grund bereits darin, Schutzmasken zu nähen.

mz/dpa

Auch interessant

Kommentare