Flugchaos statt Traumreise: Schreibt uns Eure Erfahrungen

Ewig lange Warteschlangen am Flughafen, annullierte und verspätete Flüge und völlig überlastetes Personal am Boden und in der Luft: So sieht der Reisesommer 2022 aus. Die Geduld der Fluggäste: strapaziert. Und das Chaos wird nach Einschätzung des Lufthansa-Chefs bis in den Herbst andauern. Wie seht Ihr die Lage?
Die Reiselust der Menschen in Deutschland ist groß nach mehr als zwei Jahren Pandemie. Doch Airlines und Flughäfen kämpfen mit Personalmangel. Hinzu kommen nun auch noch Streiks und wieder mehr Corona-Krankmeldungen.
Die Probleme im Luftverkehr können nach Einschätzung von Lufthansa-Chef Carsten Spohr nicht schnell gelöst werden. Die von Personalmangel, Teileknappheit und eingeschränktem Luftraum geprägte Situation werde sich „kurzfristig kaum verbessern“, sagte der Chef der größten Airline-Gruppe Europas in einem Entschuldigungsschreiben an die Passagiere.
Was kommt da auf Urlauber in den Sommerferien zu?
Nach dem Hochfahren des Luftverkehrs nach der Pandemie von fast Null auf knapp 90 Prozent könne die Branche nicht die gewohnte Verlässlichkeit, Robustheit und Pünktlichkeit liefern, schrieb Lufthansa-Chef Carsten Spohr in einem offenen Brief an die Kunden: „In den nächsten Wochen mit weiter steigenden Passagierzahlen, ob Urlaub oder Geschäftsreisen, wird sich die Situation kurzfristig kaum verbessern. Zwar plane die Branche allein in Europa mehrere tausend Neueinstellungen. „Dieser Kapazitätsaufbau wird sich allerdings erst im kommenden Winter stabilisierend auswirken können.“
„Wir rechnen damit, dass diese Situation über den gesamten Sommer bis in den Herbst anhalten wird, da es praktisch schwierig bis unmöglich ist, in allen betroffenen Bereichen kurzfristig das benötigte Personal aufzubauen“, sagt auch Karolina Wojtal vom Europäischen Verbraucherzentrum Deutschland.
Das Hauptproblem: der Personalmangel
Der Personalmangel bei Fluggesellschaften und Flughäfen ist gravierend. Und weil sich nun auch wieder vermehrt Besatzungen wegen Corona-Fällen krankmelden, streicht die Lufthansa mitten in der Sommerferienzeit mehr als 2000 weitere Flüge an ihren Drehkreuzen Frankfurt und München. Zusammen mit bereits angekündigten Kürzungen fallen damit im Juli und August insgesamt über 3000 Verbindungen weg. Auch die Billigtochter Eurowings rechnet mit weiteren Streichungen.
Gerade an den Sicherheitskontrollen und bei den Bodenverkehrsdiensten, die etwa das Gepäck ein- und ausladen, fehlt es nach der Pandemie an Mitarbeitern. Flughäfen und viele Airlines hatten in der Pandemie Personal abgebaut, welches ihnen jetzt in der Sommerreisezeit fehlt.
Aus diesem Grund forderte der Flughafenverband ADV, die großen Flughäfen sollten private Sicherheitsdienstleister selbst auswählen und steuern dürfen - und nicht die Bundspolizei, wie es derzeit die Regel sei. „Die Flughäfen wissen am besten, wie viele Mitarbeiter in den Kontrollspuren benötigt werden“, sagte Geschäftsführer Ralph Beisel zu t-online. Aushilfskräfte aus dem Ausland könnten „voraussichtlich ab Anfang August eingesetzt werden. Das wird die Lage sichtlich entspannen“.
Die Luftverkehrsbranche hofft daher auf rasche Ausnahmegenehmigungen deutscher Behörden für den Einsatz von etwa 2000 Arbeitskräften aus der Türkei an deutschen Flughäfen. „Wir hoffen, dass es sehr zügig geht“, sagte eine Sprecherin des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL). Anschließend könnten die notwendigen Zuverlässigkeitsprüfungen innerhalb von etwa sechs Wochen erfolgen und die Beschäftigten bei Bodenverkehrsdiensten so noch während der Sommerreisezeit eingesetzt werden.
Ein schnelles Handeln ist jetzt gefragt
Die Bundesregierung will der Luftfahrt helfen, den Personalengpass an deutschen Airports und damit das Flugchaos abzumildern. Befristet angestellte Hilfskräfte aus dem Ausland sollten kurzfristig an den Flughäfen einspringen können und etwa bei der Gepäckabfertigung und bei Sicherheitskontrollen aushelfen, sagten Bundesverkehrsminister Volker Wissing, Arbeitsminister Hubertus Heil und Innenministerin Nancy Faeser bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin.
Reiseveranstalter werden dem Branchenverband DRV zufolge alles dafür tun, dass gebuchte Sommertrips stattfinden. „Dass gut gebuchte Strecken zu den Pauschalreise-Zielen rund ums Mittelmeer oder zu ferneren Zielen in größerem Umfang gestrichen werden, ist eher unwahrscheinlich“, sagte eine Sprecherin des Deutsche Reiseverbandes DRV. Das gelte insbesondere für Flüge, die von den Veranstaltern lange vorher eingekauft worden seien. Veranstalter und Reisebüros seien in engem Austausch mit Airlines und Flughäfen.
Auch Lufthansa und Eurowings wollen die klassischen Urlaubsstrecken von den Kürzungen weitgehend ausnehmen. Wegfallen sollen vor allem Flüge innerhalb Deutschlands und Europas, zu denen es alternative Reisemöglichkeiten etwa mit der Bahn gibt.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) forderte Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) auf, ein Chaos zur Urlaubszeit an deutschen Flughäfen zu verhindern. „Bundesverkehrsminister Wissing muss die Probleme in den Griff bekommen, wenn er nicht als Verkehrschaos-Minister in die Geschichte eingehen will“, sagte vzbv-Mobilitätsexpertin Marion Jungbluth dem Handelsblatt.
Was ist Eure Meinung dazu?
Flugreisende berichten derzeit immer wieder von teils extrem langen Wartezeiten an den Sicherheitskontrollen, von Flugausfällen und verloren gegangenem Gepäck. Und Viele machen sich Sorgen, dass dieses Chaos den ganzen Sommer über so weitergeht. Wie schätzt Ihr die Lage ein? Wart Ihr selbst schon betroffen? Dann schildert uns Eure Odyssee. Oder habt Ihr Tipps und Tricks, wie man das Flugchaos am besten umgeht? Vielleicht könnt Ihr die Probleme der Reisenden überhaupt nicht nachvollziehen?
Schreibt uns Eure Meinung per E-Mail an leserbriefe@ovb24.de (Kennwort: „Flugchaos“ im Betreff). Bitte sendet uns neben Euren Texten auch Euren Namen und Euren Wohnort – und am besten auch ein Foto von Euch. Die Redaktion veröffentlicht Eure Leserbriefe samt Namen und Wohnort anschließend in einem entsprechenden Artikel.
Anm. der Red.: Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften entsprechend zu kürzen oder die Veröffentlichung gegebenenfalls ohne Angabe von Gründen zu verweigern.
as/dpa