Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat soeben in einem BR-Radiointerview bestätigt, dass sich bei den vier bislang bekannten Todesopfern um erwachsene Frauen handelt. Woher die Frauen stammen und wie alt sie waren, sagte Herrmann nicht. Aktuell würden seinem Kenntnisstand zufolge noch mindestens sieben Menschen vermisst. „Der Waggon, der völlig verschrottet ist, muss auf die danebenliegende Bundesstraße gehoben werden, aber bislang ist das noch nicht gelungen“, so Herrmann weiter.
„Es sind schwere Stunden, es ist ein unfassbares Ereignis. Die Bilder verdeutlichen noch einmal die Dramatik und Schwere dieses Unglücks. Wir beten, dass wir unter den Trümmern jetzt keine weiteren Toten mehr finden“, sagte Ministerpräsident Söder soeben am Unfallort. Zugleich sprach er den Hinterbliebenen noch einmal sein Beileid aus, wünschte den zahlreichen Verletzten beste Genesung und dankte den zahlreichen Einsatzkräften, die „übermenschliches geleistet“ hätten.
Immerhin gäbe es bezüglich der Verletzten verhalten positive Nachrichten aus den Krankenhäusern, betonte Söder. Zudem hat die Polizei die Zahl der Vermissten vor kurzem nach unten korrigiert. Aktuell werde noch „nach unter 10 Vermissten“ gesucht. In der Nacht war zunächst noch von 14 vermissten Personen die Rede. Wie viele Menschen noch unter den Trümmern eingeschlossen sind, ist derzeit allerdings weiter unklar. Solche Unglücke seien für ihn und alle Beteiligten „immer ein Stich ins Herz“, so Söder abschließend. Um 13 Uhr soll es dann eine weitere Vor-Ort-Pressekonferenz mit Bundesverkehrsminister Wissing (FDP) geben.
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sind inzwischen an der Unglücksstelle eingetroffen und machen sich vor Ort ein Bild der aktuellen Lage. In Kürze wird ein Statement von Söder erwartet.
Wie viele Tote liegen noch unter den entgleisten Waggons? Diese Frage stellen sich Retter und Einsatzkräfte, die weiter mit Hochdruck an der Unglücksstelle bei Garmisch-Partenkirchen im Einsatz sind. Wie die Bild-Zeitung berichtet, sind bislang zwei Versuche, die Waggons anzuheben, gescheitert – einer davon in der Nacht am Gewicht der Waggons, als die Spezialkräne an der Unfallstelle noch nicht im Einsatz waren.
Drei Todesopfer wurden im Laufe der Nacht geborgen, allerdings sei es bislang noch nicht möglich gewesen, diese Opfer zu identifizieren, wie ein Polizeisprecher vor Ort sagte. Insgesamt waren sechs Hubschrauber im Einsatz und brachten die Verletzten in umliegende Krankenhäuser. Neben Soldaten der Bundeswehr halfen auch zahlreiche Polizisten, die wegen des anstehenden G7-Gipfels in Schloss Ellmau ohnehin derzeit in Garmisch-Partenkirchen stationiert sind.
Seit der Nacht unterstützen auch zwei Spezialkräne die Einsatzkräfte am Unfallort. Diese sollen dabei helfen, die tonnenschweren Waggons aufzurichten und von den Gleisen zu heben. Weiterhin ist dabei nicht ausgeschlossen, dass sich darunter noch weitere Menschen befinden. Die Deutsche Bahn (DB) wies in diesem Zusammenhang noch einmal darauf hin, dass wegen der Streckensperrung in den nächsten Tagen „mit erheblichen Reisezeitverlängerungen“ in diesem Gebiet zu rechnen sei.
Derweil zeigte sich auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier tief bestürzt über die Katastrophe. „Meine Gedanken sind bei den Verletzten und allen Angehörigen in diesen schweren Stunden. Allen Polizei- und Rettungskräften danke ich für ihren unermüdlichen und wichtigen Einsatz“, hieß es in einer Mitteilung des deutschen Staatsoberhauptes.
Am Samstagvormittag wird auch Markus Söder (CSU) an der Unfallstelle erwartet. In etwa ab 10 Uhr will sich der bayerische Ministerpräsident vor Ort persönlich ein Bild der Lage machen. Bereits am Freitag hatte Söder in einem kurzen Statement den Hinterbliebenen der Opfer sein Beileid ausgesprochen, den Verletzten rasche und vollständige Genesung gewünscht und den Einsatzkräften gedankt.
Nach dem schweren Zugunglück am Freitagmittag im Ortsteil Burgrain, bei dem mehrere Doppelstock-Wagen des Zugs entgleisten, umkippten und eine Böschung hinab rutschten, liefen die Rettungs- und Bergungsarbeiten teils auch in der Nacht weiter und wurden bei Tagesanbruch mit Hochdruck fortgesetzt. Von den etwa 140 Menschen im Zug starben mindestens vier. Zudem gab es etwa 30 Verletzte, darunter mehrere Kinder. Einige Opfer erlitten schwerste Verletzungen und mussten notoperiert werden. Teils liefen diese Operationen auch in der Nacht weiter. rosenheim24.de hatte bereits am Freitag ausführlich darüber berichtet.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) schloss nicht aus, dass unter den umgestürzten Waggons noch weitere Opfer entdeckt werden könnten. Drei Tote waren unter dem Zug gefunden worden, ein vierter Mensch starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Herrmann hatts sich am Freitag selbst ein Bild der Lage gemacht und sagte dem Bayerischen Rundfunk am Abend, dass noch mehrere Menschen als vermisst gelten. Es könne sich aber auch um die Schwerverletzten in den Kliniken handeln, dies müsse die Polizei noch ermitteln.
Neben der Bergung der Opfer und Versorgung der Verletzten stehen nun die Untersuchungen zur Unglücksursache im Mittelpunkt. Man stelle sich auf „langwierige Ermittlungen“ ein, sagte ein Polizeisprecher. Laut Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) waren am Unglück weder ein zweiter Zug noch ein anderes Fahrzeug beteiligt. Im BR ergänzte Bernreiter, man müsse „davon ausgehen, dass irgendeine technische Ursache entweder am Fahrzeug oder am Gleis die Ursache“ sei. Die Strecke war nach Angaben eines Bahnsprechers mit elektronischen Stellwerken und moderner Sicherungstechnik ausgerüstet.
Das Landratsamt in Garmisch-Partenkirchen kündigte an, dass bis zum Ende der Bergungsarbeiten voraussichtlich Mitte nächster Woche auch der Autoverkehr in der Region von Behinderungen betroffen sein werde. So soll weiterhin der Verkehr von der A95 (München - Garmisch-Partenkirchen) großräumig umgeleitet werden, die Fernstraße bleibt in Richtung Süden gesperrt.
Münchens Kardinal Reinhard Marx sagte am Freitagabend, er sei „schockiert und traurig, dass bei diesem schlimmen Unfall Menschen aus der Mitte des Lebens gerissen, getötet oder teilweise schwer verletzt wurden“. Der Verlust, den die Angehörigen der Verstorbenen zu erleiden hätten, sei „schwer erträglich und mit Worten nicht begreifbar zu machen.“
Der Unfall war eines der schwersten Bahnunglücke der vergangenen Jahre in Deutschland. Erst im Februar diesen Jahres hatte sich in Oberbayern ein weiteres schweres Zugunglück ereignet. Bei Schäftlarn (Landkreis München) stießen am 14. Februar zwei S-Bahnen frontal zusammen. Ein Mann (24) starb, sechs Menschen wurden schwer verletzt. Zudem gab es mindestens 25 leichter verletzte Personen. Nach der Katastrophe gab es einen nahezu beispiellosen Großeinsatz, an dem in der Spitze bis zu 800 Einsatzkräfte beteiligt waren. rosenheim24.de hatte ausführlich darüber berichtet. Bei den anschließenden Ermittlungen verdichteten sich dann rasch die Hinweise, dass einer der beiden Lokführer einen folgenschweren Fehler gemacht haben dürfte (Plus-Artikel), was letztlich zu dem schweren Unglück geführt haben könnte.
mw