Gendersprache ja oder nein? Söder: „Zwanghaftes Gendern machen wir in Bayern nicht mit“

Die Gendersprache spaltet weiterhin die Gesellschaft. Während die einen es für wichtig halten, dass sich alle Geschlechter angesprochen fühlen, sehen andere das wiederum als unnötige Verhunzung der deutschen Sprache - wie steht Ihr dazu?
Vom politischen Aschermittwoch ist man kernige Aussagen gewohnt. Und so brachte Markus Söder die Gendersprache wieder ins Gespräch. So erklärte der CSU-Politiker auf Instagram: „In Bayern dürfen Menschen sagen, was sie wollen. Und sie dürfen singen wie sie wollen. Ein zwanghaftes Gendern machen wir in Bayern nicht mit“
„Beim Aschermittwoch werde ich die Gäste ganz altmodisch mit „meine Damen und Herren“ ansprechen“, sagte der CSU-Chef der Mediengruppe Bayern. Der Ministerpräsident betonte: „In Bayern darf überhaupt jeder nach seiner Façon glücklich werden. Wir unterwerfen uns hier weder irgendwelchen Umerziehungs-Fantasien noch betreiben wir hier eine Cancel Culture.“ Die Reaktionen darauf: gemischt. In den Instagram-Kommentaren stimmen viele dem Ministerpräsident vollumfänglich zu, andere wiederum verstehen das Problem nicht, Sprache verändert sich eben, man habe sich anzupassen. Es ist also nicht so, dass er durchwegs nur breite Zustimmung für diese Aussage bekommt.
Warum Gendersprache?
Geschlechtergerechte Sprache ist ein wichtiger Aspekt, um die im Grundgesetz verankerte Gleichbehandlung der Geschlechter zu fördern - heißt es auf der Website der Landeszentrale für politische Bildung in Baden-Württemberg. Soll heißen: wenn man alle Geschlechter anspricht, denken Menschen offener über die Geschlechterrollen nach, das beweisen auch Studien. Mit der angepassten Sprache soll ins Bewusstsein gerufen werden, dass alle Geschlechter gemeint sind und keines untergeht.
Schon in den 1970er Jahren kritisierten Feministinnen die rein männliche Ansprache. Es geht hier um das generische Maskulinum, also Wörter die im Deutschen von Haus aus männliche Endungen haben, aber alle Geschlechter gemeint sind, wie Schüler oder Mieter. Mit dem Doppelpunkt dazwischen soll die Gleichgerechtigkeit wieder hergestellt werden: Schüler:innen und Mieter:innen sind die Folge. Ein Stolperstein beim Lesen und Sprechen - ein gewollter Stolperstein, so die Befürworter.
Berliner Vater reicht es
Ein Umstand der einem Vater aus Berlin sauer aufstößt. „Hampelmensch“ statt „Hampelmann“, gendern in schulischen Aufgaben, dazu würden die Kinder gefragt, mit welchem Pronomen sie angesprochen werden wollen - alles Dinge, die dieser Vater nicht mehr hinnehmen will: „Etliche Lehrkräfte verhalten sich wie als Lehrer getarnte Aktivisten“, so der Kläger, der anonym bleiben möchte. Die Sache liegt nun beim Verwaltungsgericht.
In Hamburg startete unterdessen eine Volksinitiative gegen die Gendersprache in Verwaltung und Bildung. Die Volksinitiative des Vereins Deutsche Sprache setzt sich nach eigenen Angaben für den Gebrauch des Standardhochdeutschen in der öffentlichen Kommunikation ein. „Wir lehnen „Gendersprache“ ab, da sie diskriminierend, integrationsfeindlich und vorurteilsbeladen ist“, heißt es in einer Erklärung der Initiative. Gendersprache sei die Sprache einer Minderheit, die vorgebe, die Mehrheit zu repräsentieren. „Tatsächlich versucht sie, der Mehrheit ihre Privatsprache aufzuzwingen, wenn sie z.B. von Bürger/innen, BürgerInnen, Bürger_innen, Bürgenden, Bürger*innen, Bürger:innen spricht.“ Wenn mindestens 10 000 Wahlberechtigte die Erklärung der Initiative unterschreiben, muss sich die Bürgerschaft mit dem Anliegen befassen.
Shitstorm gegen Roland Hefter
Auch Kabarettist Roland Hefter sah sich unlängst heftigen Vorwürfen ausgesetzt. Der Grund: Ein Anti-Gender-Song. Darin nimmt Hefter, der für die Münchner SPD im Stadtrat sitzt, die Gendersternchen, Doppelpunkte und Wortpausen aufs Korn- was einen Grünen-Politiker prompt dazu veranlasste, Hefter eine Nähe zu „braunem Abschaum“ zu suchen. Roland Hefter war entsetzt: „Mich mit Nazis zu vergleichen, weil ich ein lustiges Lied übers Gendern gemacht habe, ist an Dummheit kaum zu überbieten.“, so der Kabarettist gegenüber der Bild-Zeitung. Wer sich gegen die Gendersprache ausspricht erntet oft heftigen Widerstand.
Doch Hefter bekam auch Zuspruch. So legte sich seine Kabarett-Kollegin Monika Gruber auf Instagram für ihn ins Zeug:
Gendern ja oder nein?
Eure Meinung ist gefragt: Soll an Schulen, in Ämtern und in öffentlichen Ansprachen gegendert werden? Wird damit ein Ungleichgewicht wieder hergestellt oder ist das ganze einfach nur Unfug? Soll man es akzeptieren, dass Sprache sich auch hinsichtlich des Gendern verändert oder ist diese Veränderung erzwungen? Schreibt uns Eure Meinung an leserbriefe@ovb24.de (Stichwort Gendern) Bitte sendet uns neben Euren Zeilen auch unbedingt Euren Namen und Euren Wohnort – und am besten auch ein Foto von Euch. Die Redaktion veröffentlicht Eure Leserbriefe samt Namen und Wohnort anschließend in einem entsprechenden Artikel.
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si