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Hitzige Debatte: „Von Diktatoren das Feiern nicht nehmen lassen“ und „Wirte müssen auch leben!“

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Von: Andrea Schmiedl

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Porträt von Alexandra Klein und Kettenkarussell
Leserin Alexandra Klein findet: „Es ist wichtig, trotz der Katastrophe auch ein Signal zu senden!“ © privat, pixabay

Nach zwei Jahren Corona-Pause ist am Samstag mit dem Frühlingsfest in Würzburg das erste Volksfest in Bayern eröffnet worden. Viele andere sollen 2022 noch folgen. Angesichts der Lage in der Ukraine finden das viele Menschen unangebracht. Kann man ohne schlechtes Gewissen feiern, während in Europa Krieg herrscht? Auch viele OVB24-Leser diskutieren diese Frage seit ein paar Tagen.

Landkreis - Es ist eine moralisch-ethische Grundsatzfrage: Dürfen trotz des Krieges und des Leidens der Menschen in der Ukraine bei uns die Menschen auf Volksfesten ausgelassen feiern?

Die allgemeine Debatte über die anstehenden Volksfeste in Zeiten des Ukraine-Kriegs entbrannte nach einem bewegenden Auftritt des Kiewer Bürgermeisters Vitali Klitschko per Live-Schalte im Münchner Stadtrat, in der er den russischen Angriff auf sein Land als Völkermord bezeichnet.

Münchens OB äußert sich skeptisch zu Oktoberfest

Im Anschluss hatte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) schwere Bedenken angemeldet bezüglich des diesjährigen Oktoberfests. Die Entscheidung wird Ende April oder Anfang Mai fallen. 

„Für mich persönlich ist es schwer vorstellbar, zu feiern, Bier zu trinken und Karussell zu fahren, wenn gleichzeitig in der Ukraine so großes Leid herrscht und Menschen in diesem brutalen Krieg sterben“, sagte Reiter in einem Gespräch mit dem Radiosender Gong 96.3.

Brauereien plädieren für eine Ablenkung vom Krisenmodus

Der Bayerische Brauerbund verfolgt entsprechende Diskussionen über Bayerns Volksfeste mit großer Sorge: „Nehmt uns nicht auch noch eine dritte Volksfest-Saison!“, heißt es in einem Statement. Die Brauereien sehnen eine Rückkehr der Volksfeste herbei, mussten manche im vergangenen Jahr doch ihre Festbiere fässerweise wegschütten.

Überlegungen zu möglichen Absagen bezeichnet der Brauerbund als „verheerendes Signal“. Gerade würden die Vorbereitungen der Volksfeste 2022 anlaufen. Ein neuerlicher Rückschlag könne für viele gerade kleinere Feste ein Aus auf Dauer bedeuten.

Man verschließe keineswegs die Augen vor dem schrecklichen Krieg in der Ukraine und seinen Auswirkungen. Nach mehr als zwei Jahren Dauerkrise müsse den Menschen nach Ansicht des Brauerbundes aber auch ein Angebot unterbreitet werden, sich durch ein paar Stunden Kultur, Genuss und Lebensfreude vom allgegenwärtigen Krisenmodus abzulenken.

Wirte sehen im Fest ein Zeichen gegen den Krieg

Auch die Münchner Wiesn-Wirte stellten sich gegen Überlegungen zu einer möglichen Absage des Oktoberfests: „Unser Oktoberfest ist ein Fest des Friedens und der Völkerverständigung. Gerade in diesen Zeiten ist es besonders wichtig, damit ein Zeichen gegen den Krieg zu setzen“, so äußerten sich Wirte-Sprecher Peter Inselkammer und Christian Schottenhamel.

Der Münchner Wirtschaftsreferent und Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) sagte der Deutschen Presse-Agentur, das Oktoberfest sei ein bayerisches Kulturfest. Eine Absage lasse Kremlchef Wladimir Putin „genau das Ziel erreichen, das er haben will: Dass unsere westliche Kultur beeinträchtigt wird“, sagte Baumgärtner. „Ich glaube, dass niemand den Ukraine-Krieg vergisst. Es ist aber Zeit, den Menschen eine Perspektive und Freude zu geben.“

„Unbedingt“ will auch Rosenheims Wirtschaftlicher Verband in diesem Jahr das Herbstfest veranstalten. Das kündigte die Gemeinschaft während ihrer jüngsten Jahreshauptversammlung an.

Volksfeste trotz Krieg in der Ukraine? Das sagen unsere Leser auf Facebook:

Marco Noack (auf innsalzach24.de)

Porträt von Marco Noack
Leser Marco Noack © privat

In Afghanistan war 20 Jahre Krieg! Keine Sau hat es interessiert … Viele Soldaten sind gefallen! Und es wurde trotzdem gefeiert. Egal wo, egal wann.

Alexandra Klein (auf chiemgau24.de) 

Porträt von Alexandra Klein
Leserin Alexandra Klein © privat

Wenn wir von jeder Maß einen Euro an die Ukraine spenden, hat die mehr davon. Unsere Schausteller und Wirte müssen auch leben! Wir haben zwei Jahre Pandemie hinter uns! Die Wirtschaft sollte wieder Aufschwung haben und nicht im Keim erstickt werden. Es ist wichtig, trotz der Katastrophe auch ein Signal zu senden. Vielleicht für das eine oder andere Kind auch eine schöne Ablenkung!

Thomas Greimel (auf innsalzach24.de)

Meiner Meinung nach sollte man die Volksfeste abhalten, man darf sich von Diktatoren das Feiern nicht nehmen lassen. Man könnte ja von jeder verkauften Maß einen Euro an Hilfsprojekte für die Ukrainer spenden, damit wäre mehr geholfen als die Volksfeste abzusagen.

Sonja Schmidt (auf chiemgau24.de)

Porträt von Sonja Schmidt
Leserin Sonja Schmidt © privat

Auch unsere Schausteller müssen irgendwann wieder Geld verdienen (dürfen), und auch unsere Kinder sollten wieder ihr kindliches, sorgenfreies Leben leben dürfen. Wem hilft es, wenn das wieder abgesagt wird. Tun wir noch immer nicht genug? Man schröpft uns eh wo es geht, irgendwann reicht es jetzt mal …

Wie ist Eure Meinung zum Feiern trotz Krieg?

Darf man feucht-fröhliche Volksfeste veranstalten, wenn in Europa Bomben fallen? Ist es so, dass „Feiern und Bier trinken kaum möglich ist, wenn gleichzeitig in der Ukraine so großes Leid herrscht“, wie OB Reiter es formuliert, oder sollten Volksfeste gefeiert werden, wie es Wirte und Veranstalter fordern? Brauchen das die Menschen nach zwei Jahren Pandemie?

Schreibt uns dazu eine Mail an leserbriefe@ovb24.de (Kennwort: „Volksfeste“ im Betreff). Bitte sendet uns neben Euren Texten auch Euren Namen und Euren Wohnort – und am besten auch ein Foto von Euch. Die Redaktion veröffentlicht Eure Leserbriefe samt Namen und Wohnort anschließend in einem entsprechenden Artikel.

Anm. der Red.: Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften entsprechend zu kürzen oder die Veröffentlichung gegebenenfalls ohne Angabe von Gründen zu verweigern.

as/dpa/PM Bayerischer Brauerbund e.V.

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