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Inzidenz bei Ungeimpften neunmal so hoch: Holetschek kündigt neue Maßnahmen für Bayern an

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Von: Markus Zwigl

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Klaus Holetschek
Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU). © Sven Hoppe/dpa/Archivbild

Angesichts der enormen Infektionszahlen und immer weiter steigenden Inzidenzen in Bayern sieht Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) dringenden Handlungsbedarf. Der Wert der Sieben-Tage-Inzidenz bei Ungeimpften sei neumal so hoch als bei Geimpften. Am Mittwoch will das bayerische Kabinett deshalb über weitere Schritte beraten. Erste Ideen gibt es bereits.

München - Nach einem deutlichen Anstieg der Corona-Infektionszahlen ist die Sieben-Tage-Inzidenz in Bayern auf einen Rekordwert von 236,1 geklettert. Das gab das Robert Koch-Institut (RKI) am Sonntagmorgen bekannt. Die bundesweit höchste Inzidenz wies der Landkreis Mühldorf am Inn auf. Mit 662,8 ist der vom RKI ermittelte Wert zudem so hoch wie noch nie zuvor in einem bayerischen Landkreis. Der bisherige Höchstwert in Bayern lag nach einer Auswertung der RKI-Daten durch die Deutsche Presse-Agentur bei 651,1. Er war am 17. Dezember 2020 im Landkreis Regen festgestellt worden. Die Inzidenz misst die Zahl der erfassten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche.

Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) warnte am Sonntag: „Die Sieben-Tage-Inzidenz der Geimpften beträgt in Bayern aktuell 50,9. Bei den Ungeimpften ist der Wert mit 451,5 neunmal so hoch.“ Auf den Intensivstationen kämpften vor allem diese Menschen um ihr Leben.

Holetschek: „Dramatisches Infektionsgeschehen“

„Der Trend der Infektionszahlen zeigt steil nach oben. Dass nun die epidemische Lage nationaler Tragweite bundesweit auslaufen soll, halte ich daher für falsch und passt nicht zum teils dramatischen Infektionsgeschehen“, sagte der Minister.

Innerhalb von sieben Tagen seien im Freistaat mehr als 480 Menschen mit einer Corona-Infektion neu in Krankenhäuser aufgenommen worden, bei den Hospitalisierungen liege die Inzidenz damit bei rund 3,7.

Die Sieben-Tage-Inzidenz ist wegen des Impffortschrittes - mehr als 64 Prozent der Menschen in Bayern sind vollständig geimpft - nicht mehr die entscheidende Größe zur Bemessung des Infektionsgeschehens. Entscheidender ist inzwischen die Hospitalisierungsrate, dargestellt mit der sogenannten Krankenhaus-Ampel. Sie zeigt weiter Grün.

Kabinett will weitere Maßnahmen diskutieren und einführen

„Bayern fährt weiterhin den Kurs der Vorsicht und verliert sich, anders als die Ampel-Parteien, nicht im Nebel des Koalitionsgetöses. Wir werden für Corona-Hotspots, in denen sich die Lage in den Krankenhäusern zuspitzt, am Mittwoch im Kabinett weitere Maßnahmen diskutieren“, kündigte Holetschek an. „Wir werden auch über eine bayernweite Maskenpflicht im Unterricht sprechen.“ Bayerns Lehrerverbände stehen hinter der geplanten Verschärfung. Im Freistaat steigen die Infektionszahlen besonders bei den Schulkindern. „Grundsätzlich müssen wir in den kommenden Wochen vor allem Schulen und Krankenhäusern die allergrößte Aufmerksamkeit widmen. Dazu sind wir etwa mit den Landkreisen und Krankenhäusern im regelmäßigen Austausch. Wichtig ist vor allem, dass wir auch auf regionale Entwicklungen reagieren können“, so Holetschek.

Die Situation sei erneut schwierig geworden, sagte auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in der vergangenen Woche. „Die Wahrheit ist: Die Krankenhäuser laufen voll“, betonte er. Bayern wolle über die bisherigen Empfehlung auf nationaler Ebene hinaus eine Kampagne zur Drittimpfung starten, sagte Söder. Zudem solle die Landesregierung neue Beschlüsse zur Maskenpflicht, zur Regionalisierung der bisher nur landesweit existierenden Krankenhaus-Ampel und zum Hochsetzen einzelner Sicherheitsstufen - etwa von 3G-Plus auf 2G - treffen.

Holetschek über Ärzte und Pfleger: „Einige überlegen sogar, ihren Beruf aufzugeben“

Holetschek bekräftigte: „Wieder sind die Pflegekräfte und Ärzte stark gefordert. Aus vielen Gesprächen weiß ich, dass sich etliche Pflegekräfte von der starken Belastung der vorigen Wellen noch nicht erholt haben. Einige überlegen sogar, ihren Beruf aufzugeben oder haben dies bereits getan. Klar ist: Wir müssen die Menschen, die täglich Schwerstkranke behandeln, dringend unterstützen. Ich fordere den Bund auf, hier endlich zu handeln! Und wir müssen auch die Krankenhäuser besser unterstützen: Wir brauchen Ausgleichszahlungen für jene Kliniken, die wegen der Versorgung von COVID-19-Patienten erhebliche Belegungs- und damit Erlösrückgänge zu verzeichnen haben. Die Sonderregelungen für den Erlösausgleich sowie Abschlagszahlungen zur Liquiditätssicherung der Krankenhäuser müssen fortgeführt werden. Das muss der Bund jetzt schnell und unbürokratisch regeln! “

In besonders betroffenen Gegenden in Südbayern werden grundsätzlich die Pandemie-Auflagen zum 1. November verschärft. In den Landkreisen Mühldorf am Inn, Altötting, Traunstein, Berchtesgadener Land und Miesbach sowie in Stadt und Landkreis Rosenheim gelten dann etwa neue Bestimmungen zur Maskenpflicht und zur Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen.

Generell gelten in Bayern auch in den Herbstferien für öffentliche Orte und Veranstaltungen je nach Vorgabe 3G-, 3G-Plus- und 2G-Regeln sowie AHA-Regeln und Maskengebot. Schülerinnen und Schüler, die normalerweise wöchentlich in der Schule getestet werden, können sich auch in den Ferien mit ihrem Schülerausweis ausweisen und müssen nur in Ausnahmefällen – etwa bei Besuchen in Alten- und Pflegeheimen – einen aktuellen Test vorlegen.

Nur noch fünf Regionen in Bayern unter 100

Bayernweit hatten am Sonntag nur noch fünf Regionen eine Inzidenz von unter 100 - die Städte Bayreuth und Hof sowie die Landkreise Main-Spessart, Tirschenreuth und Bayreuth.

Holetschek warb ähnlich wie Söder erneut für die Corona-Auffrischungsimpfungen, auch über die „verwundbaren Gruppen“ hinaus. „Ich glaube schon, dass wir prüfen müssen, ob nicht jeder eine Auffrischungsimpfung, auch im Sinne einer gesundheitlichen Vorsorge kriegen sollte. Ich würde mir wünschen, dass wir sehr schnell jetzt da noch einmal drauf schauen“, sagte er dem Bayerischen Rundfunk.

mz/dpa

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