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„Manche können heute nicht glauben, wie hoffnungslos sie vor einem Jahr angekommen sind“

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Von: Daniela Haindl

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Die Burghauser Ukrainer haben am 24. Februar einen Marsch im Gedenken an den Kriegsausbruch vor einem Jahr veranstaltet.
Die Burghauser Ukrainer haben am 24. Februar einen Marsch im Gedenken an den Kriegsausbruch vor einem Jahr veranstaltet. © Sitak

Ein Jahr nach Beginn des Ukraine-Krieges ziehen Burghausen und Altötting ihr Fazit: Die Integration ukrainischer Flüchtlinge hat sehr gut geklappt. Am 24. Februar fand ein Gedenkmarsch statt.

Burghausen, Altötting – Am heutigen Jahrestag des russischen Überfalls hat die ukrainische Community in Burghausen einen Gedenkmarsch veranstaltet. Der Start war beim Bahnhof und das Ziel war der Stadtplatz. Für die Aufnahme in Deutschland sind die neuen Bürger der Stadt sehr dankbar, denn egal ob Neubürgerfest, Ukraine-Helferkreis oder Spendenlauf: In Burghausen wurde einiges unternommen, um Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zu unterstützen und eine gute Integration zu ermöglichen.

„In unserer Stadt klappt die Integration sehr gut“, sagt der Burghauser Bürgermeister Florian Schneider (SPD). „Viele Ehrenamtliche bringen sich ein und sorgen für ein gutes Miteinander.“ Auch in Altötting verlaufe das Miteinander zwischen Flüchtlingen und heimischer Bevölkerung problemlos, hieß es seitens der Stadt. Auch hier sei dies insbesondere den vielen ehrenamtlichen Helfern zu verdanken, die mit großem Engagement die Flüchtlinge unterstützen. Mitte März wird ein zweiter Dankesabend von den Ukrainern für sie organisiert.

Burghauser Ukrainer: Der Sohn der Familie ist bereits in Deutschland geboren.
Burghauser Ukrainer: Der Sohn der Familie ist bereits in Deutschland geboren. © Sitak

Umfangreiches Angebot an Kurse

Natalia Laib ist selbst Ukrainerin, lebte aber schon vor dem Ausbruch des Krieges viele Jahre in Deutschland. Sie kümmert sich seit einem Jahr um die Integration der Frauen, Kinder und Männer, die aus ihrer Heimat ankommen. Sie sagt, die Liste von Angeboten für die Ukrainer – sowohl in Altötting (Mehrgenerationenhaus) als auch in Burghausen (Haus der Familie) – sei lang: Da gibt es Treffen für Frauen und Kinder, Sing- und Tanzkurse, Bastel- und Malangebote sowie einen Englischkurs. Es gibt regelmäßige Ausflüge mit Unterstützung der Stadt Burghausen, Altötting und der AWO, Stadtführungen – und vor allem auch Beratung beim Ausfüllen von Formularen und viele Spendenaktionen.

Weiterhin Hilfslieferungen für die Ukraine

Erst am 22. Februar wurde wieder eine große Lieferung in die Ukraine entsendet: Generatoren, Lebensmittel, Kleidung und Medizin. „Es war diesmal etwas schwierig den Transport zu organisieren“, sagt Laib. Am Ende habe sie einen ukrainischen Spediteur gefunden, der die Benzinkosten selbst übernahm. Erst kürzlich habe man außerdem einen Verein gegründet, der Ukrainer in der Ukraine und in Deutschland unterstützen soll: „Die Entwicklung ist rasant“, sagt Natalia Laib. „Aktuell ist eine ukrainische Bücherei für Kinder geplant, die einmal pro Woche öffnen soll und alle 6 bis 8 Wochen ihre Bücher austauscht.“ Besonders schön sei auch, dass ein Nähkurs im Mehrgenerationenhaus so gut angenommen werde, sagt Laib. „Sowohl deutsche und ukrainische Jugendliche zwischen 11 und 16 Jahren nehmen das Angebot freudig an.“ Gerade die gemischten Kurse seien gut für die Integration der Geflüchteten. Ukrainische Kinder seien es aus ihrer Heimat gewohnt, dass es sehr viele günstige und außerschulische Angebote gebe „Ukrainische Kinder sind es gewohnt, dass es sehr viele günstige außerschulische Angebote gibt,“ so Laib. „Das fehlt ihnen sehr.“

Arbeitsmarkt wartet auf ukrainische Handwerker

Gerade seien die ersten Teilnehmer mit ihren Integrationskursen fertig geworden. „Viele Ukrainer kommen aber mit Qualifizierungen, die Deutsch-Kenntnisse mit einem höheren Niveau erfordern. Die müssen noch etwas länger ihre Kurse absolvieren“, erklärt Laib. Vor allem für Ukrainer, die eine Ausbildung im medizinischen Bereich vorweisen können, hätten beste Chance auf eine entsprechende Stelle in Deutschland. „Manche Frauen werden nicht so schnell im gleichen Bereich arbeiten können wie früher. Es macht einigen zu schaffen, dass sie mit Stellen weit unter ihrem Ausbildungsniveau zurechtkommen müssen.“ Auch Ärzte seien mit unter den Geflüchteten, und gerade sie erwarte ein weiter Weg bis zur Anerkennung. Auf Männer mit technischer oder handwerklicher Ausbildung dagegen warte der Arbeitsmarkt jetzt schon.

Auch Izabella Incze, Vorsitzende des Integrationsbeirat Burghausen, hat engen Kontakt mit Kindern und Eltern aus der Ukraine: „Ich habe den Eindruck, dass sich sehr viele Familien nach einem Jahr sehr gut integriert haben.“ Gerade die Kinder hätten auch sehr viel Unterstützung von ihren Schulen erhalten. „Manche können gar nicht glauben, wie hoffnungs- und hilflos sie vor einem Jahr in Deutschland angekommen sind. Viele von ihnen haben inzwischen eine Wohnung, sprechen Deutsch und haben innerhalb eines Jahres ein ganz neues Leben begonnen.“

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