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Fund auf dem Dachboden als Inspiration: Schriftsteller arbeitet in Burghausen an spannendem Roman

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Von: Daniela Haindl

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Marty Sennewald arbeitet in Burghausen an seinem Roman über einen jungen Soldaten im Zweiten Weltkrieg.
Marty Sennewald arbeitet in Burghausen an seinem Roman über einen jungen Soldaten im Zweiten Weltkrieg. © Sennewald

Marty Sennewald leistet wahre Detektivarbeit auf der Spur seines Romanhelden. In Burghausen will der Doktorand aus Berlin an seinem Erstlingswerk weiterarbeiten.

Burghausen – Das Thema seines ersten Romanes ist spannend und vielversprechend zugleich: Es geht um eine Spurensuche, einen jungen Soldaten und darum, wie die Ruinen der Vergangenheit zum Sprechen gebracht werden können.

Marty Sennewald, Literatur-Doktorand an der Humboldth-Universität in Berlin, wohnt aktuell in Burghausen. Dank des „Writers-in-residence“-Stipendiums kann er sich hier bis Ende April gänzlich der Arbeit an seinem Erstlingswerkes widmen. Ursprünglich stammt der 32-Jährige aus Sonderhausen – einer Kleinstadt in Thüringen, die auch Ausgangspunkt seines Romanes ist. Dort, auf dem Dachboden seiner ehemaligen Kindergärtnerin, fand Sennewald eine Kiste voller Briefe. Sie stammen von einem 17-jährigen Soldaten Herbert Held, der seiner Mutter von seinem Erleben an der Front des Zweiten Weltkrieges schrieb.

Spurensuche in verschwiegener Kleinstadt

In Sennewalds Roman ist es ein Namenloser, der die Briefe findet, und sich anschließend auf Spurensuche begibt. Elektrisiert von der Geschichte des Herbert Held beschließt er nach Jahren in seine Heimat zurückzukehren. Dort stößt er auf die Verschwiegenheit, Intrigen und Vertuschungen einer Kleinstadt. Die Reise auf der Spur seines Helden führt den Erzähler quer durch Europa: über Wien nach Budapest, Paris und schließlich in die Normandie. Auf einem Feld bei Le Mans endet die Geschichte von Herbert Held, einem Antihelden, der nie aktiv an einem Gefecht teilgenommen hat – bis er starb. Sennewalds Roman ist also keine Heldenbiographie, denn seine Hauptfigur sehnte sich nach Frieden und einem Ende der Einsamkeit.

Marty Sennewalds Dachbodenfund: Inspiration für seinen Roman mit dem Arbeitstitel HHHH.
Sennewalds Dachbodenfund: Inspiration für seinen Roman. © Sennewald

„Heranrücken statt Wegrücken“

Auch Sennewald wird sich – wie sein Erzähler – auf die Reise nach Budapest und Frankreich begeben. Die Grenzen verschwimmen. Wird der Schriftsteller zum Erzähler, der Erzähler zu Held? Ist die Suche nach Frieden und dem Ende der Einsamkeit eine Sehnsucht der Zeit? Was können die Ruinen des Zweiten Weltkrieges lehren? Auch Sennewald begibt sich an Orte, die von den Gräueln des Zweiten Weltkrieges erzählen. „Heranrücken, statt wegrücken“, das ist, was Sennewald mit seiner Arbeit will: „Die Wirklichkeit erfassen und eine Deutung dessen versuchen, wie es tatsächlich einmal war und was verloren ging.“

Lesung in Burghausen am 4. März

Zwar wollte Sennewald einmal Musiker werden, entschied sich dann aber doch für die Literatur: „Das hätte ich nicht gedacht“, soll sein ehemaliger Deutsch-Lehrer dazu gesagt haben. Als Pianist und Sänger einer Psychedelic-Rock-Band gibt der 32-Jährige nebenher Klavierunterricht, zusätzlich schreibt er Artikel für Literaturzeitschriften und Rezensionen für ein Berliner Kulturmagazin. Für ein „Bohème-Leben“ reicht es dem jungen Autor bisher aber nicht. Als Akademiker erster Generation freut er sich besonders über die erhaltenen Stipendien. Sein Projekt wird nämlich zudem von der Kulturstiftung des Freistaates Thüringen gefördert.

Am 4. März 2023 um 20 Uhr wird Marty Sennewald im Rahmen des 17. Burghauser Literaturfestivals im Jazzkeller aus seinem Werk vorlesen und Klavier spielen. Tickets dazu sind online oder im Bürgerhaus und bei der Touristik in der Altstadt erhältlich.

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