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„Wie ein Wolf in der Schafherde“: Landwirt erschießt Hund nach Attacke auf seine Kälber

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Von: Daniela Haindl

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Die Kälber auf dem Hof des Erlbacher Landwirts waren im März schon etwas größer: Eines soll von dem Hund mehrmals gebissen worden sein.
Die Kälber auf dem Hof des Erlbacher Landwirts waren im März schon etwas größer: Eines soll von dem Hund mehrmals gebissen worden sein. © Soeren Stache / dpa

Ein Landwirt aus Erlbach erschoss vor den Augen seiner Nachbarin und ihrem Sohn deren Schäferhund. Dieser hatte kurz vorher großes Chaos in seinem Kuhstall angerichtet und ein Kalb ins Bein gebissen.

Altötting, Erlbach – Der Vorfall, welcher am 7. März am Amtsgericht Altötting verhandelt wurde, ereignete sich vor fast einem Jahr: Ein 60-jähriger Landwirt aus Erlbach hatte den Hund seiner Nachbarin erschossen, weil dieser kurz zuvor eines seiner Kälber verletzt und für Chaos im Kuhstall gesorgt hatte. Richter Dr. Kramer sprach den Mann frei, weil seine Tat durch einen Notstand gerechtfertigt gewesen sei. Als Jäger hätte der Mann aber beherrschter sein müssen, so Staatsanwalt Thomas Putschbach. „Sie sind in der aufgeheizten Situation davon ausgegangen, dass der Hund weitermacht. Ich glaube aber, dass keine Gefahr mehr da war, aber das Gewehr war in der Hand.“

Besitzerin hatte Kontrolle verloren

Die 52-jährige Hundebesitzerin und ihr 10-jähriger Sohn lebten zum Zeitpunkt der Tat in unmittelbarer Nachbarschaft und in Miete bei dem Erlbacher Landwirt. Als die zierliche Altenpflegerin am Morgen des 22. März 2022 mit ihrem Sohn und dem gemeinsamen Schäferhund eine Gassi-Runde drehen wollte, verlor sie bereits beim Schuhe-Anziehen die Kontrolle über den unkastrierten Rüden. Schon mehrmals habe es Vorfälle mit dem Hund gegeben sagte der Landwirt auf der Anklagebank. So habe der Hund auch die Schafe seiner Besitzerin regelmäßig drangsaliert.

Ein Elektroschock-Halsband, soll der Schäferhund laut seiner Besitzerin aber nur wegen seines Gebells getragen haben. Auf den Hinweis des Staatsanwalts, dass die Nutzung solcher Halsbänder in Deutschland verboten sei, ging die Frau während ihrer Befragung nicht näher ein. Auch ein mobiler Hundetrainer soll öfter gekommen sein, weil der Hund regelmäßig Gäste ansprang. „Eigentlich hat er gehört“, sagt die Frau. „Aber als manchmal ist er ewig nicht gekommen, wenn ich ihn rief.“ Ihre Nachbarin sagte, die Frau habe nach Auszug ihres Freundes den Hund nicht mehr unter Kontrolle bekommen „Sie hat ihn dann immer am Baum angebunden, damit er nicht über den Zaun hüpft. Der Landwirt selbst hatte erwähnt, dass der Hund öfter in einer große Transportbox eingesperrt worden sei.

Panik unter Kälbern und Kühen

Als der Schäferhund seiner Herrin unangeleint in die Freiheit entwich war sein erstes Ziel der Kuhstall des Erlbacher Landwirts. Im Stall befanden sich zu dem Zeitpunkt der Bauer und seine Frau: Sie beim Melken und er auf einem Podest mit der Einstreu beschäftigt. In dem offenen Auslauf sollen sich laut dem Landwirt sieben bis acht Kälber befunden haben – alle zwischen 150 und 200 Kilogramm schwer. „Dann ist es in dem Auslauf einmal sehr laut geworden. Die Kälber sind reingerannt und in Panik über die 1,40 Meter hohe Aufstallung gesprungen.“ Der Erlbacher gibt an gehört zu haben, wie seine Nachbarin ihn gerufen habe. „Erschieß ihn!“, soll sie geschrien haben und seine Frau bestätigt dies später, während die Hundebesitzern sagte nur den Vornamen des Nachbarn gerufen zu haben. Während die Bäuerin sich mitten unter den wild gewordenen Kühen befand, lief die Hundebesitzerin durch das Gehege, um ihren Hund einzufangen – jedoch ohne Erfolg.

Hund hatte Schlegel eines Kalbes zerbissen

Kurzerhand rannte der 60-Jährige , der auch im Jägerverein aktiv ist, in sein Wohnhaus und holte das Repetiergerät seines Vaters aus dem Waffenschrank. „Als ich zurück in den Milchkuhstall kam ist es furchtbar zugegangen. Es war, wie wenn ein Wolf in eine Schafherde einbricht. Der Hund hatte eines der Kälber 60 Meter am Stall entlang reingetrieben und es an seinem Schlegel richtig zerbissen,“ sagte der Landwirt. Mit einem Stecken habe er den Hund dann weggejagt woraufhin dieser wieder aus dem Stall zu seiner Herrin gerannt sei. Diese sagt aus, den Hund an die Leinen genommen zu haben, doch als der Landwirt sich mit seinem Gewehr näherte seien alle erschrocken und der Schäferhund habe sich samt Leine losgerissen. Dann fiel der Schuss.

Der Landwirt sagte, der Hund sei davor 20 Meter von der Mutter und ihrem Sohn weggelaufen, die Hundebesitzern sprach von maximal fünf Metern. Der Landwirt sagte im Umfeld hätten sich Kälber befunden, gesehen hat sie aber keiner der Zeugen. Während des Schusses habe die Hundebesitzerin Angst um ihren Sohn gehabt, ihn weggedreht und beide hätten geschrien. Der Viertklässler soll noch immer unter dem Erlebnis leiden. Einen Schadensersatz verlangte aber weder die eine noch die andere Seite – auch wenn alle Beteiligten sichtlich von dem Geschehen mitgenommen waren. Auch der Landwirt sagte in seinem letzten Wort: „Sowas wird mir ganz sicher kein zweites Mal passieren.“

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