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Müssen Druck auf Bund und EU ausüben: Dyneon entscheidend für Klimaneutralität in Europa

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Von: Daniela Haindl

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Am 9. Februar wird hoher Besuch im Chemiepark Gendorf erwartet. Ministerpräsident Markus Söder und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger werden erwartet.
Werden Aiwanger und Söder die Bundesregierung und die EU auf Kurs bringen? © Stefan Puchner / dpa

Markus Söder und Hubert Aiwanger haben nicht nur Briefe an die EU geschrieben: Am 9. Februar kommen sie in den Chemiepark Gendorf. Es geht darum, wie der Dyneon Standort gerettet werden kann.

Burgkirchen, Landkreis Altötting – Wegen der aktuellen Entwicklungen rund um die drohende Schließung des Dyneon Standortes im Chemiepark Gendorf wird am 9. Februar hoher Besuch erwartet: Sowohl der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder als auch der Bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger haben sich zu einem Gespräch mit Vertretern aus dem Chemiedreieck verabredet. Dr. Bernhard Langhammer, Sprecher der ChemDelta Bavaria und Johann Krichenbauer, Bürgermeister von Burgkirchen erläutern, was sie sich von dem Besuch erhoffen.

Auswirkungen auf drei Ebenen

„Man muss erst einmal bewusst machen, wie groß die Konsequenzen einer Schließung des Dyneon Standortes wären“, sagt Langhammer und betont, dass die Auswirkungen auf drei Ebenen spürbar würden. „Auf der ersten und unmittelbaren Ebene stünde der Verlust von bis zu 1000 Arbeitsplätzen bevor,“ so Langhammer. Denn wenn Dyneon dicht gemacht würde, stünden nicht nur die Mitarbeiter Dyneons auf der Straße sondern auch die von Zulieferern. Auf der zweiten Ebene würde sich eine Schließung noch dramatischer auswirken, denn wenn Dyneon als Firma im Chemiepark Gendorf ausfällt, müssen die Kosten für Infrastruktur, Feuerwehr, Kläranlage und Energieversorgung ohne den großen Partner tragen. Die ohnehin energieintensive Branche hätte dann noch schwerer zu tragen und der Standort unattraktiver. „Es besteht also die Gefahr eines Dominoeffekts“, fasst Dr. Langhammer zusammen.

40 Prozent der EU-Produktionsmenge aus Gendorf

Ganz besonders schlimm sei aber, dass Dyneon als einziger Standort in Deutschland Fluorpolymere herstellt. „Die Stoffe, die hier produziert werden sind für die Zukunft unverzichtbar“, so Langhammer. „Egal ob für E-Mobilität, Wasserstoffelektrolyse, Brennstoffzellen, Mikrochips und Elektronik. Sollten wir den Standort verlieren, verlören wir 40 Prozent der Produktionsmenge, die Europa benötigt.“ Der Mutterkonzern 3M, der seit Jahren wegen der Umweltproblematik der Fluorpolymere, z.B. PFAS, unter Beschuss steht, habe sich aber darum gekümmert den Standort in Gendorf zu optimieren. Dyneon habe als erste Firma weltweit einen Ersatzstoff für PFOA und eine Recyclinganlage für die Stoffe, sowie geschlossene Wasserkreisläufe am Werk eingeführt.

„Regulatorisches Umfeld in Europa sehr komplex“

„Es ist nicht nachvollziehbar, warum 3M nur über die Schließung und nicht über eine Veräußerung in Betracht zieht“, so Langhammer. „Der Staat muss hier Druck ausüben, denn eine Schließung ist kein Szenario! Der Standort ist hoch attraktiv und Investoren gibt es hundertprozentig,“ sagt der ChemDelta-Sprecher. Er könne sich vorstellen, dass 3 M den Standort für einen geringen Betrag an den Staat veräußere und sich so die Rückbau-Kosten erspare. „Der Staat muss aber auch für die Rahmenbedingungen sorgen, denn das regulatorische Umfeld in Europa ist so komplex – egal ob in Bezug auf Genehmigungen oder umweltregulatorisch.“

Aktuelle PFAS-Diskussionen

Aktuell haben mehrere Europäische Behörden, darunter das deutsche Umweltbundesamt einen Vorschlag zur Beschränkung von PFAS-Stoffen bei der EU-Chemikalienagentur (ECHA) eingereicht. Am 7. Februar soll der Vorschlag durch die ECHA veröffentlich werden. Für Dyneon wäre dies ein weiterer Schlag. „Die Regulatorien müssen vereinfacht werden,“ so Langhammer. Es mache keinen Sinn diese Stoffe in Ländern produzieren zu lassen, wo sie umweltschädlicher hergestellt werden als im Chemiepark Gendorf. „Wenn die Stoffe verboten werden, muss man am Sachverstand der Zuständigen zweifeln“, sagt auch der Burgkirchner Bürgermeister Johann Krichenbauer, denn auch er weiß, dass Fluorkunststoffe unverzichtbar für Elektronik, Medizin und Mobilität sind.

Auf den Haushalt des Landkreises sowie der Gemeinde Burgkirchen hätte eine Schließung des Werkes katastrophale Auswirkungen, sagt Krichenbauer: „Mit irgendwelchen Finanzausgleichszahlungen ist es dann nicht mehr getan,“ sagt er und kündigt an, dass er gegenüber Markus Söder und Hubert Aiwanger auch dieses Problem hervorheben werde.

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