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Geologe fordert Ausweitung des Projektgebietes rund um die Kunsteisbahn am Königssee

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Von: Kilian Pfeiffer

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Geologe Volker Diersche
Geologe Volker Diersche erklärt die von den umliegenden Bergen ausgehenden Gefahren auf die Kunsteisbahn am Königssee anhand des Bayern-Atlas.  © kp

Geologe Dr. Volker Diersche hat am Rand einer Sitzung des Bund Naturschutz Kritik an der Planung rund um die teilweise zerstörte Kunsteisbahn am Königssee geäußert. Ihm nach würden große Teile des neben und hinter der Bahn liegenden Fels- und Hanggebietes bei der weiteren Planung nicht berücksichtigt werden. Ex-Rodler Georg Hackl sagt: „Mir war das alles nicht klar.”

Berchtesgaden/Schönau am Königssee - Das Einzugsgebiet der Bob- und Rodelbahn am Königssee, die nach einem Unwetter seit mehr als eineinhalb Jahren gesperrt ist, sei deutlich größer als in den Planungen eingerechnet, sagt Geologe Volker Dirsche.

Das Projektgebiet der Planungen sei nicht weit genug gefasst. Die Modellberechnungen, die für die Kunsteisbahn umgesetzt wurden, seien nicht vollständig, so der Geologe. „Es wird irgendwann wieder etwas passieren”, warnte Volker Diersche. Nicht berücksichtigt worden seien etwa Teile des Grünsteins, an dessen Hängen Muren abgegangen waren. „Die Grünsteinmure einzuberechnen und vor möglichen Gefahren zu schützen, könnte weitere 50 Millionen Euro kosten”, sagte Diersche.

Die von offizieller Seite genannten 10.000 Kubikmeter, die im vorvergangenen Juli auf dem Areal der Kunsteisbahn für Zerstörung gesorgt hatten, seien nur ein kleiner Teil des Materials, das weiterhin oben am Berg verweile.

Das geplante Auffangbecken, eine Geschiebedosiersperre mit 3800 Kubikmeter Geschiebeverlandungsraum, wie es offiziell heißt, sei deutlich zu knapp bemessen. „Das kann man für die weiteren Planungen nicht durchgehen lassen”, sagte Volker Diersche. Der Bund Naturschutz hatte vor zwölf Jahren auf die Gefahren des Berges hingewiesen, so Diersche. Tatsächlich war damals ausdrücklich auf das Umfeld und die ausgehenden Unwägbarkeiten hingewiesen worden.

Bund Naturschutz-Kreisvorsitzende im Berchtesgadener Land, Rita Poser, weist darauf hin, das Projekt an der Kunsteisbahn „in seiner Gesamtheit betrachten zu müssen”. Eine unvollständige Planung sei, am falschen Ende zu sparen.

Die Ausführungen des Geologen verfolgte auch Olympiasieger und Ex-Rodler Georg Hackl. In die Planungen eingebunden sei der mittlerweile für Österreich arbeitende Trainer zwar nicht: „Aber es ist meine Hausbahn.”

Georg Hackl
„Es steht viel Geld auf dem Spiel. Das Ganze muss gut durchdacht sein”, sagt der ehemalige Rodler und heutige Trainer Georg Hackl.  © kp

Dass die Dramatik nun noch viel größer sei als angenommen, verwundert Hackl: „Mir war das so nicht klar. Kritische Stimmen sind unangenehm, aber wichtig.” Hackl fordert, alle Stimmen zu hören, die für ein Großprojekt wie das an der Kunsteisbahn von Relevanz seien. „Es steht viel Geld auf dem Spiel. Das Ganze muss gut durchdacht sein. Ansonsten ist nichts gewonnen”, sagte Hackl. Er wünsche sich kaum etwas sehnlicher, als einen erneuten Betrieb auf der Königsseer Kunsteisbahn.

Geologe Volker Diersche fordert nun eine deutliche Ausweitung des Projektgebietes rund um die Kunsteisbahn. Auch der Wald und die rundherum liegende Vegetation mit potenzieller Murengefahr müssten analysiert werden.

Bei den verantwortlichen Planern hieß es bereits im Januar: Es sei notwendig, die Bahn vor Steinschlagereignissen im gesamten Bahnbereich noch umfangreicher zu schützen. Beinahe alle vorhandenen Zäune müssen zurückgebaut und stärker dimensioniert ersetzt werden. Es ist eine von vielen Maßnahmen.

Für den Wiederaufbau und die Sicherungsmaßnahmen stehen nach derzeitigem Stand etwas mehr als 50 Millionen Euro zur Verfügung.

kp

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