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Ein Einschnitt ins Leben führte sie zusammen - das sind die neuen Wirtinnen am Stöhrhaus

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Von: Melanie Fischer

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Franziska Birner und Alexandra Eppich vom Stöhrhaus
Franziska Birner (links) und Alexandra Eppich betreiben ab Mai das Stöhrhaus. © Collage Franziska Birner, Alexandra Eppich

Nach zehn Jahren am Stöhrhaus übergeben die Wirte Walli und Hans Gschossmann nun an Alexandra Eppich und Franziska Birner. Die beiden haben bereits Hüttenerfahrungen gesammelt und sind mitten in den Vorbereitungen zur Eröffnung im Mai. Im Gespräch mit BGLand24.de erzählen sie, woher sie kommen und was sie dazu bewegt, abgelegen von der Zivilisation zu arbeiten.  

Bischofswiesen – Die Steirerin Alexandra Eppich und die Oberpfälzerin Franziska Birner sind die neuen Wirtinnen am Stöhrhaus. Kennengelernt haben sich die beiden 2021, als sie das Team im Kärlingerhaus unterstützten. „Man wird da mit allem konfrontiert. Zum Beispiel, wenn Menschen abgängig sind und man sie suchen muss oder auch wenn Menschen am Berg sterben. Aber wenn man von der Hütte in die Weite schaut, ist alles vergessen“, schwärmt Alex.

Die beiden entstammen ganz anderen Berufen

Alex ist mit dem Wirtshaus der Eltern aufgewachsen und hat studiert, nämlich Anglistik und Amerikanistik in einer Kombination mit Wirtschaftsfächern. Zuletzt war sie erfolgreich auf der Führungsebene der Pharmabranche tätig. Einen Einschnitt in ihrem Leben gab es im Jahr 2020: „Mein Mann und ich haben uns getrennt. Ich habe meinen Job verloren und stand kurz vor dem Burnout. Ich wollte mir eine Auszeit nehmen und bin dann am Berg gelandet. Am Kärlingerhaus habe ich Franzi kennengelernt und wir haben eine sehr coole Saison gehabt.“

Franzi kommt ursprünglich aus dem kaufmännischen Bereich. Sie war Vertriebsassistentin im Großhandel. „Der Wunsch, auf einer Hütte zu arbeiten, war bei mir schon immer vorhanden. Im Kärlingerhaus hat es mir so gut gefallen, dass ich in der Gastro bleiben wollte.“ Das Kärlingerhaus hat inzwischen neue Wirtsleute gefunden. Auch Franzi und Alex hatten sich überlegt, die Hütte zu übernehmen. Aber sie wollten etwas Kleineres mit weniger Übernachtungen. Da bot sich das Stöhrhaus an.

Das Stöhrhaus am Untersberg

Die Alpenvereinshütte liegt auf 1894 Metern Höhe, knapp unterhalb des Berchtesgadener Hochthrons. Sie wurde von 1898 bis 1901 errichtet und mehrmals erweitert. 2018/19 wurde sie saniert. Von der Terrasse hat man eine herrliche Aussicht auf den Hohen Göll, den Watzmann, das Steinerne Meer und den Hochkalter. Die Hütte ist über Hallthurm, Winkel, Aschau, Ettenberg und die Hintergern leicht erreichbar. Vom Störhaus bietet sich die Möglichkeit, die grenzüberschreitende Plateauwanderung zum Salzburger Hochthron zu unternehmen. Kletterfreaks können sich an der Süd- und Ostwand des Untersbergs austoben. Ein besonderer Anziehungspunkt ist auch der Berchtesgadener Hochthronklettersteig.  

Was wird neu sein?

Während Alex die Küche und das Marketing übernimmt, wird sich Franzi vor allem um die Technik, Organisation und die Reservierungen kümmern. - Wobei auf der Hütte jeder alles können muss. Versorgt wird das Stöhrhaus mit dem Hubschrauber. Auch hier müssen die beiden die Logistik im Tal bis zur Abflugstelle in Maria Gern planen. Auf der Speisekarte soll für jeden Geschmack und für jeden Geldbeutel etwas dabei sein. Neben fleischhaltigen plant Alex auch vegetarische und vegane Gerichte aus regionalen Erzeugnissen. „Wir möchten auch ein bisschen Touch reinbringen wie etwa italienische Gerichte, eben nicht nur das typische Hüttenessen anbieten.“ Ein besonderes Highlight wird der monatlich stattfindende Frühschoppen sein, bei dem sich die Wirtinnen besonders viele einheimische Besucher wünschen und an dem auch Musik gespielt werden soll.  

Das Stöhrhaus
Das Stöhrhaus liegt auf 1894 Metern Höhe. © Alexandra Eppich

Dem Wassermangel vorbeugen

Im Stöhrhaus gibt es für die Gäste nur kaltes Wasser und keine Duschen. Ein bisschen mehr Luxus steht den Wirtinnen und ihren beiden Mitarbeitern und den Aushilfen zu Verfügung: Sie haben Duschen mit Warmwasser. Dennoch ist das Wasser am Berg knapp: „Wir sind Wasserselbstversorger. Es gibt dort keine Quellen, sondern das Wasser kriegen wir vom Regenwasser und Schneeschmelzwasser. Die halbe Hütte ist untertankt“, so Alex. Franzi bestätigt: „Wasser ist unser Hauptproblem, Wassersparen unsere Hauptprämisse.“

„Achtsamkeit, Bescheidenheit und Flexibilität“

Es wird auch eine Zeit dauern, bis das Haus zur Eröffnung am Vatertag, also an Christi Himmelfahrt am 18. Mai, genug beheizt ist. Das Hüttenleben kann auch hart sein: Man hat immer viele Menschen um sich. Auch der Strom kann ausfallen oder die Versorgung wegen schlechtem Wetter unterbrochen sein. Alex wird dabei philosophisch: „Du lernst Achtsamkeit, Bescheidenheit und Flexibilität. Du lernst, mit dem auszukommen, was du hast. Du brauchst nicht 15 T-Shirts, sondern nur drei oder vier. Wenn die Waschmaschine nicht geht, ist das halt so. Man lebt in einem anderen Rhythmus. Als ich das erste Mal vom Berg herunter gekommen bin und im Bus saß, habe ich mir gedacht, ich packe die Geschwindigkeit nicht. Am Berg hast du dein eigenes Tempo.“

Zurück in ihren alten Beruf wollen die beiden Frauen nicht mehr. „Ich habe nicht eine Minute daran gedacht, dass ich wieder ins Büro gehe. Ich liebe die Abwechslung, die körperliche Arbeit und zufriedene Gäste“, so Franzi. Alex war zwar in der Pharmabranche nicht unglücklich, „aber ich lebe im Jetzt. Ich fühle keinen einzigen Zweifel und gehe mit einem guten Gefühl. Das Herz schlägt für den Berg und die Hütte.“

mf

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