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Kino-Expedition in Deutschlands größte Höhle - in Berchtesgaden werden Erinnerungen wach

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Von: Christine Stanggassinger

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Kletterer am Wasserfall im Risending im Untersberg
Schlicht „am Wasserfall“ wurde dieses Bild betitelt, doch es zeigt Naturgewalten der besonderen Art mitten in der Riesending-Schachthöhle im Untersberg. © FILMWELT Verleihagentur / Foto: Dr. Wolfgang Zillig

Spätestens seit Pfingstsonntag 2014 ist das Riesending, die Höhle im Untersberg, weit über die Grenzen des Berchtesgadener Landes hinaus bekannt. In einer zwölftägigen Rettungsaktion konnte der schwer verletzte Höhlenforscher Johann Westhauser aufwendig gerettet werden. Jetzt zeigt er mit Hilfe von Regisseur Freddie Röckenhaus und seinen Kameraden, was die Faszination Höhlenforschung gerade im Riesending ausmacht.

„Man sieht da Felsformationen, wo man dachte, sowas gibt‘s nicht.“ So beschrieb Stephan Bauhofer im März 2015 seinen Eindruck aus der Riesending-Schachthöhle im Untersberg. Bauhofer war als Mitglied der Berchtesgadener Bergwacht Teil des Rettungskommandos, das den verletzten Johann Westhauser 2014 aus der Höhle holte.

„DAS RIESENDING“ - Freddie Röckenhaus macht Westhauser und Kameraden zu Protagonisten

Westhauser ist Teil der Arbeitsgemeinschaft für Höhlenforschung Bad Cannstatt, die den Eingang zum Riesending 1998 entdeckte und sie 2002 begann zu erkunden. Bis zu Westhausers Unfall - er erlitt durch einen Steinschlag ein Schädel-Hirn-Trauma - hatte das mehrköpfige Team bereits fünf Biwaks im Inneren des Untersbergs errichtet, vermaß, analysierte und erforschte Gestein, Geröll und andere Phänomene im Berg. Immer mit dem Ziel, das Ende der Höhle zu finden.

Die zwölftägige Rettungsaktion Westhausers wurde 2014 nicht nur weltweit verfolgt, sie war auch ein internationales Zusammenarbeiten von bis zu 220 Höhlenrettern und einzigartig. Spätestens seitdem der Höhlenforscher, wieder genesen, von der Faszination Höhlenforschung berichtete, fragten sich viele, wie es in der Schachthöhle wohl aussehen würde.

Fotos aus dem BGLand24.de-Archiv von der Rettung Westhausers:

Einer, der dieser Frage jetzt auf den Grund gegangen ist, ist Regisseur Freddie Röckenhaus („Deutschland von oben“, „Russland von oben“). Er hat Johann Westhauser und seine Kameraden Marcus Preissner, Florian Schwarz, Thomas Matthalm und Ulrich Meyer nicht nur zu Protagonisten, sondern auch Kameramänner gemacht. Denn viel Platz ist trotz des Namens im Riesending eher nicht. Einzig Kamerafrau Katharina Bitzer hatte es sich zugetraut, die fünf Männer in den Untersberg zu begleiten.

Wasserfällen, Engstellen, zerrissene Anzüge - „DAS RIESENDING - 20.000 Meter unter der Erde“

Schon in den ersten Minuten des Films merkt man, warum. Kaum eingestiegen muss man sich 180 Meter senkrecht in die Tiefe abseilen. „Man leuchtet da runter, aber es ist nur schwarz“, erinnert sich Bauhofer 2015 in seinem Vortrag und im Kino Berchtesgaden können die ersten 60 Zuschauer am 1. Juli endlich verstehen, was damit gemeint ist. Sie erleben die exklusive Premiere des Films.

Mehr oder weniger freier Fall, vollstes Vertrauen in das Seil, das einen hält. „Ohne Seil bewegt sich in der Höhle keiner“, bestätigt der Erzähler den Verdacht, dass die erste Schlucht nicht die letzte gewesen sein wird. An Wasserfällen vorbei, auf allen Vieren durch Engstellen, zerrissene Handschuhe und Anzüge - die Höhlenforscher und Röckenhaus machen keinen Hehl daraus, dass es kein Spaziergang ist. Aber zumindest ein klein bisschen kann der Zuschauer verstehen, warum die Männer sich das trotzdem immer wieder antun.

Mittlerweile sind sieben Biwaks in der Schachthöhle eingerichtet. Die Crew ist 20.000 Meter tief in den Berg vorgedrungen. Eine eindrucksvolle Grafik vermittelt den Eindruck, wo wir uns gerade befinden. Aber war es das? Ist dort wirklich das Ende des Riesendings?

Diese Darstellung zeigt die vermutete Lage des verletzten Höhlenforschers.
Bereits bei der Rettung Westhauser wurde anhand dieser Darstellung das Ausmaß der Riesending-Schachthöhle deutlich. © Verband österreichischer Höhlenforscher/re

Die Riesending-Schachthöhle im Untersberg - „einer der großen unbekannten Flecken“

Für Johann Westhauser und seine Kameraden sicher nicht, denn Ulrich Meyer erklärt es im Film: „Hätte ich früher gelebt, hätte ich versucht, Entdecker zu werden. Das ist heute gar nicht mehr so einfach, wenn man mit Google Maps überall hinzoomen kann. Aber die Höhle ist wirklich einer der großen unbekannten Flecken, wo hinter jeder Ecke etwas Neues kommen kann.“

Höhlenforscher im Riesending im Untersberg
Die Höhlenforscher „unterm Bogen“ in der Riesending-Schachthöhle im Untersberg. © FILMWELT Verleihagentur / Foto: Dr. Wolfgang Zillig

Genau dieses Neue ist es, was auch Johann Westhauser fasziniert: „Es ist das komplette Gegenteil zu meinem Alltag und wenn ich in der Höhle bin, bin ich in einer anderen Welt.“ Das wird auch der Grund sein, warum sich der fast 61-Jährige nach seinem schweren Unfall immer noch den körperlichen Strapazen aussetzt. Tagelang kein Sonnenlicht, immer tiefer in den Berg, Einsamkeit...

Wer das alles erleben will, kann das noch bis kommenden Mittwoch (7. Juli) jeweils um 18.15 Uhr und 20.30 Uhr im Kino Berchtesgaden. Danach wird der Film immer mittwochs um 18.15 Uhr gezeigt. Auch im Open Air Kino in Bischofswiesen im Schatten des Untersberges können die Besucher im August „DAS RIESENDING – 20.000 Meter unter der Erde“ erleben.

Video aus dem Archiv:

cz

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