Die nächste Wolfssichtung im Berchtesgadener Land
„...auf einmal haben meine Kühe so komisch geplärrt“: Wolf von Hof in der Ramsau verjagt
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Längst haben sich Landwirte und Schafhalter der Region in Whatsapp-Gruppen organisiert, um sich gegenseitig zu warnen - jetzt musste auch Michael Rasp einen Wolf von seinem Hof verscheuchen: Wir haben mit dem Ramsauer gesprochen.
Ramsau bei Berchtesgaden - „Auch wenn man immer wieder hört, dass er in der Gegend ist - ihn dann zu sehen, damit rechnet man nicht“, erzählt Michael Rasp im Gespräch mit BGLand24.de. Ungefähr 21.20 Uhr war es am Montagabend (3. Januar), als ihm der Lärm aus dem Stall keine Ruhe mehr ließ: Die Kühe hätten auf einmal „so komisch geplärrt“. Rasp ist dann mit der Lampe hinüber zum Stall. „Im ersten Moment erschrickt man, aber erst dann hat sich das Viech wieder verzupft, in Richtung Hintersee“. Er ist sich sicher: Es war ein Wolf.
Wolfs-Sichtung in Ramsau: „Die Kühe waren verstört“
Ein Dutzend Milchkühe nennt Michael Rasp sein Eigen, aber nach der Begegnung mit dem Wolf seien sie „verstört“ gewesen: „Da bringt man keine Ruhe mehr in den Stall.“ Dass es ein Schäferhund gewesen sein könnte, hält der Landwirt für praktisch ausgeschlossen. In der Umgebung gebe es keinen einzigen und überhaupt wäre es ja ungewöhnlich, dass ein Schäferhund nachts herumrenne. Gleich danach alarmierte Rasp die benachbarten Bauern und erfuhr im Nachhinein, dass der Wolf rund eine halbe Stunde zuvor auch schon in der Nähe des Dorfes gesehen wurde.
Was den jungen Ramsauer besonders ärgert: Erst vor drei Jahren hat er für viel Geld einen neuen Stall gebaut, extra mit viel Auslauf, damit die Tiere auch nachts hinaus können. „Das geht inzwischen natürlich nicht mehr. Seit vom Wolf die Rede ist, müssen die Kühe am Abend wieder in den Stall.“ Aber was ist im Sommer, wenn die Tiere auf der Alm sind? „Der Wolf gehört hier nicht her. Aber abschießen darf das Viech ja keiner, nicht mal die Jäger.“ Rasp hofft, dass möglichst schnell die gesetzlichen Grundlagen für eine „Entnahme“, wie es die Politik ausdrückt, geschaffen werden.
Noch immer keine Entscheidung für Abschuss
Die Entscheidung dafür liegt bei der Regierung von Oberbayern. Die „Antrag auf artenschutzrechtliche Ausnahme zur Entnahme eines Wolfes“ wurde vom Verband der Forstberechtigten im Chiemgau gestellt und stammt bereits vom 16. November 2021. Aber: „Es liegen noch nicht alle für die Entscheidung erforderlichen Erkenntnisse vor“, so ein Regierungssprecher auf Anfrage von BGLand24.de. Damit aber offiziell geschossen werden darf, muss unter anderem an den gerissenen Tieren die DNA ein und desselben Wolfes festgestellt werden. Bei den getöteten Schafen in Bergen und Aufham ist das laut Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) aber bereits erwiesen.
Derweil wurde am Wochenende ein Reh am Samerberg gerissen. Der dortige Jagdvorstand Konrad Estermann ist sich zu 90 Prozent sicher, dass ein Wolf der Verursacher ist. Eine DNA-Untersuchung beim Landesamt für Umwelt (LfU) lässt er aber wohl bleiben: „Erst wenn es einen Fall mit einem Nutztier gibt, haben wir besseren Anspruch auf eine Untersuchung mit Kostenübernahme.“ Aber auch das LfU ist sich inzwischen sicher, dass es mindestens zwei Wölfe sein müssen, die in der Region unterwegs sind. Darüber hinaus könnten die Tiere täglich auch zwischen 40 und 70 Kilometer zurücklegen. Aber nicht nur das: Eine von uns befragte Tierärztin geht nun auch davon aus, dass sich schon ein kleines Wolfsrudel am Alpenrand gebildet hat.
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