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150 Jahre Frauengemeinschaft Ramsau: Welche Rolle der Expositus gespielt hat

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Von: Anna Wimmer

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Laden zur 150 Jahr Feier ein, die Vorstandschaft (von links): Martha Huber, Anna Freundl, Fanny Schöberl, Traudi Schletter.
Laden zur 150 Jahr Feier ein, die Vorstandschaft (von links): Martha Huber, Anna Freundl, Fanny Schöberl, Traudi Schletter. © Wimmer

Die Frauengemeinschaft Ramsau wird 150 Jahre alt. Grund genug für einen Blick in die bewegte Vereinsgeschichte.

Ramsau - Die Frauengemeinschaft Ramsau wurde 1872 als Verein christlicher Mütter von „Expositus C. A. Scherbauer nach oberhirtlicher Genehmigung“ gegründet und besteht aktuell aus 135 Mitgliedern. Das 150-Jährige Jubiläum wird am Sonntag, 5. Februar gefeiert.

Als Mütterverein gegründet

Nach jahrelangen Bemühungen über die Ursprünge des Vereins Aufschluss zu erhalten, wurde im Kirchdorfer Pfarrarchiv das Vereinsbuch gefunden, das fehlende Informationen über die Gründung des Vereins und die Vereinsfahne lieferte. Expositus Scherbauer berief im August „sämtliche verheiratete und verwitwete Frauen der Expositur“ zu einer Versammlung in die Kirche, legte sein Vorhaben sowie Zweck des christlichen Müttervereins dar und lud zum Beitritt ein. Daraufhin ließen 29 Ehefrauen der Gemeinde ihre Namen zeichnen. Die Gründungsurkunde, genehmigt vom erzbischöflichen Ordinariat traf am 5. Dezember in der Expositurkirche Ramsau ein.

Auf der Gründungsversammlung am 26. Dezember 1872 erklärte Scherbauer die Bedeutung des Vereins, erläuterte die Satzung und verteilte die Vereinsbüchlein mit Aufnahmeurkunden. Im Originalbüchlein sind die Statuten, Gebete, das Aufnahmezeugnis und Einträge über die geborenen Kinder enthalten. Der Expositus hatte die geistliche Leitung. Das jährliche Hauptfest wurde auf den 6. Januar gelegt, an dem außer dem Gottesdienst mit Generalkommunion am Nachmittag in der Andacht der Vorstand bestehend aus einer Vorsteherin und zwei Assistentinnen gewählt wurde.

29 Gründungsmitglieder

Alle 29 Gründungsmitglieder sind namentlich in der Chronik aufgeführt. Ein großes Ereignis war am 6. Januar 1874 als die Vereinsfahne, vom Kloster Gars gefertigt, geweiht wurde. 2015 wurde die Fahne restauriert. Die Fahne wird bei Beerdigungen von Mitgliedern, an Fronleichnam und an besonderen kirchlichen Festen mitgetragen.

Notizen aus dem Vereinsleben beginnen im April 1873: Bei den Monatsversammlungen wurde 1892 neben der Andacht ein Vortrag über Elternpflichten gehalten. Es ging um die Erziehungsmittel Maß, Belohnung, Beschäftigung, Wachsamkeit, Beispiel, Gebet. 1893 wurden Vorträge gehalten über Todsünde, Lügen, Stehlen, Zorn, Fluchen und Verzicht. Das Hauptfest wurde ab 1907 auf den ersten Sonntag im Mai verlegt.

Von Frauen- und Mütterverein zur Frauengemeinschaft

Die katholische Frauengemeinschaft Ramsau kann seit 1872 elf Vorstandschaften vorweisen. Die jeweils erste Vorsitzende seit Gründung ist namentlich bekannt. Ist die erste Vorsitzende verstorben, wurde zeitnah eine neue Vorsitzende gewählt. Im Oktober 1923 wurde auf Antrag der Erzdiözese München- Freising eine Aggregierung in den Hauptverein in Regensburg genehmigt. Damit hatte dieser Lokalverein Anteil an den Ablässen und anderen kirchlichen Gnaden des Hauptvereines in Regensburg.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Verein als katholischer Frauen- und Mütterverein geführt. Bis in die 70er Jahre engagierte sich der Verein hauptsächlich bei kirchlichen Anlässen und feierte gemeinsame Gottesdienste. Während der Vorstandschaft von Ursula Keilhacker von 1968 bis 1982 wurde der Verein zur „katholischen Frauengemeinschaft Ramsau“ umbenannt. Ursula Keilhacker organisierte die ersten Ausflüge für die Frauen. Außerdem hielt sie die Jahreshauptversammlung am Blasiustag mit Frauenkränzchen. Passend zur Faschingszeit gab es immer lustige Einlagen, wie den Auftritt der Höcker Damen, Sketche der Vorstandschaft und humorvolle Vorträge.

Manche fixe Termine sind geblieben

Aus den Erzählungen von Resi Bockmeier als Vorstand von 1982 bis 2007 hat sich die Frauengemeinschaft auch finanziell an verschiedenen Anschaffungen für die Kirche engagiert. Außerdem hat Betti Stöckl, die jahrelang als Kassiererin die Beiträge noch einsammelte, regelmäßig Kerzen gebastelt, die dann von der katholischen Frauengemeinschaft verschenkt oder gestiftet wurden. Seit 2015 wird eine Vereinskerze bei allen kirchlichen Veranstaltungen der Frauengemeinschaft sowie bei besonderen Anlässen angezündet.

Die Vorstandschaft hat inzwischen vier Mitglieder statt drei. So manche fixe Termine im Kirchenjahr sind seit der Gründung des Vereins bis heute erhalten geblieben. Auf Initiative vom Ruhestandspfarrer Josef Forstmayr, der ab 1985 in Ramsau lebte und wirkte, wird der Weltgebetstag der Frauen jeden ersten Freitag im März gefeiert. Die jährlichen Tagesausflüge der Frauen wurden zum großen Highlight des Vereinslebens. Seit 2017 finden die Ausflüge gemeinsam mit den Frauen aus Kirchdorf statt und werden abwechselnd geplant und organisiert. Im Jahresverlauf werden zudem eine Maiandacht am Muttertag, eine Adventsandacht oder ein adventliches Morgenlob sowie wechselnde Kurse und Exkursionen zur Fortbildung durchgeführt.

Auf der Jahreshauptversammlung der Frauengemeinschaft am 3. Februar 2017 wurde die aktualisierte Satzung der Frauengemeinschaft Ramsau beschlossen. Der Verein hat den Zweck, in der Pfarrkuratie Ramsau Aufgaben für die Kirche, die Frauen, die Familien und die Gesellschaft zu übernehmen. Der Verein vertritt die Interessen der Frauen, ist aber keine Berufsvertretung. Mitglied des Vereins kann jede volljährige Katholikin werden sowie alle, die dem christlichen Glauben verbunden sind.

Feier am 5. Februar

Das 150-jährige Gründungsjubiläum der Frauengemeinschaft Ramsau wird am Sonntag, 5. Februar um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst mit Wiederweihe der Vereinsfahne in der Pfarrkirche Maria Loreto gefeiert. Zum Mittagstisch im Theatersaal im Kloster Ramsau ist die ganze Pfarrei eingeladen. Der Festtag klingt mit einem gemütlichen Beisammensein bei Kaffee und Kuchen aus.

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