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Wie sehen sich die Kreiskliniken der Region in Sachen Geburtshilfe aufgestellt?

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Von: Heinz Seutter

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Ingrid Steinleitner, Stationsleitung der Entbindungsstation in Mühldorf, soll sich auch in Zukunft über Babies freuen.
Ingrid Steinleitner, Stationsleitung der Entbindungsstation in Mühldorf, soll sich auch in Zukunft über Babys freuen. © Bauer

Zuletzt sorgte das mögliche Aus für die Geburtshilfe in Mühldorf für Furore. Wir haben uns erkundigt, wie sich die Kreiskliniken der Region aufgestellt sehen und wie grundsätzlich die Vorgaben hierbei sind.

Kreise Altötting/Berchtesgadener Land/Mühldorf/Rosenheim/Traunstein - „Das InnKlinikum bietet an den Standorten Altötting und Mühldorf Geburtshilfen mit unterschiedlichen Schwerpunkten an. In der Schwerpunktversorgungsklinik mit einem Perinatalzentrum Level 2 am Standort Altötting ist eine komplette Versorgung rund um die Geburt möglich. Dabei sind Hebammen- und Ärzteteams nach Personalengpässen inzwischen wieder durch Personalakquise verstärkt“, berichtet Mike Schmitzer, Pressesprecher des Innklinikum Altötting und Mühldorf. „Räumlich wird in Kürze ein neuer Operationssaal für Kaiserschnitte im nördlichen Anbau der Klinik Altötting zur Verfügung stehen. Die geburtshilfliche Versorgung des InnKlinikum am Standort Mühldorf beschränkt sich aufgrund personeller Engpässe sowohl im Ärzte- als auch im Hebammenteam derzeit auf geplante Kaiserschnitt-Entbindungen. Wir werden durch gezielte Personalakquise auch in Mühldorf baldmöglichst wieder Spontangeburten ermöglichen.“

Was bedeuten die „Level“ bei den Angeboten der Geburtshilfe?

Wie das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen in Deutschland erläutert, gibt es verschiedene Arten von Krankenhäusern, in denen Frauen entbinden können. Diese Krankenhäuser unterscheiden sich im Grad ihrer Spezialisierung, hinsichtlich Personal und Ausstattung. So können Schwangere und Neugeborene entsprechend ihrer medizinischen Bedürfnisse behandelt werden. Die Krankenhäuser werden hierfür in Versorgungsstufen eingeteilt: Perinatalzentrum Level 1 (Versorgungsstufe 1), Perinatalzentrum Level 2 (Versorgungsstufe 2), Krankenhaus mit perinatalen Schwerpunkt (Versorgungsstufe 3) und Geburtsklinik (Versorgungsstufe 4). Die genauen Grundlagen und Definitionen findet Ihr hier.

Ende Januar hatte Tögings Bürgermeister und CSU-Fraktionsvorsitzender im Altöttinger Kreistag, Dr. Tobias Windhorst, der auch Mitglied im Verwaltungsrat des Innklinikum ist, die Geburtshilfe am Klinikstandort in Mühldorf massiv infrage gestellt. Er fordert sogar deren Schließung. Seine Forderung wird von Vertretern der CSU, UWG, SPD und Grüne entschieden abgelehnt. Auch in unserer Leserschaft ist das Meinungsbild klar für den Standorterhalt. Gegenüber den OVB-Heimatzeitungen erläuterte Windthorst, dass die personellen Probleme der Station in Mühldorf der Hauptgrund dafür seien. Thomas Ewald, Vorstandsvorsitzender des InnKlinikums Altötting und Mühldorf betonte wiederum, es werde bereits alles dafür getan, diese Personalproblem baldmöglichst zu beheben. Am Fusionsvertrag, welcher den Erhalt der Geburtenstation vorsieht, habe sich nichts geändert.

Bayerisches Gesundheitsministerium: „Geben keine starren Schlüssel für Angebote vor“

Wie aber sieht es insgesamt in unserer Region mit Angeboten der Geburtshilfe aus? „Mit über 100 Geburtshilfestationen in Bayern ist die akutstationäre geburtshilfliche Versorgung flächendeckend auf hohem Niveau gewährleistet“, erklärt eine Sprecherin des Bayerischen Gesundheitsministeriums auf Anfrage unserer Redaktion. In der Region stünden durch die jeweiligen Kreiskliniken ausreichend leistungsfähige Geburtshilfestationen zu Verfügung. „Dabei gibt es keine schematischen Werte, die eine bestimmte Bettenzahl verlangen. Die Bayerische Landkreisordnung überträgt den Sicherstellungsauftrag für die stationäre Grundversorgung den Landkreisen und kreisfreien Städten.“ In Einklang damit sei auch aus Sicht der staatlichen Krankenhausplanung in der Regel auf Landkreisebene die Möglichkeit zur stationären Entbindung im Krankenhaus vorzuhalten. „Auch hier gibt es jedoch keine starren Vorschriften oder ein einheitliches Raster. Wenn im Einzelfall die Versorgung durch nahegelegene Angebote in benachbarten Kommunen sichergestellt ist, besteht kein Anlass, diese Angebote durch zusätzliche Stationen zu schwächen – zumal Geburtshilfe sowohl medizinisch als auch wirtschaftlich auf gewisse Leistungsmengen angewiesen ist.“

Es sei Aufgabe der Krankenhausträger, also der Landkreise und kreisfreien Städte, den jeweiligen Abteilungen im Rahmen der Gesamtbettenzahl ausreichend Kapazitäten zuzuordnen. „Sollte sich in diesem Verfahren die Notwendigkeit eines generellen Bettenaufwuchses an der jeweiligen Klinik ergeben, können bei der Krankenhausplanungsbehörde entsprechende Anträge gestellt werden, die – vorausgesetzt der Bedarf bestätigt sich – grundsätzlich unproblematisch gebilligt werden.“ In diesem Zusammenhang sei jedoch darauf hinzuweisen, dass einzelne Probleme in der Versorgung in aller Regel nicht in einem Mangel an räumlich-technischen Kapazitäten begründet sind, sondern in einem in ganz Deutschland für alle medizinischen Fachberufe zu Tage tretenden, teilweise erheblichen Personalmangel. „Immer wieder berichten Kliniken mit geburtshilflichem Versorgungsauftrag insbesondere über Schwierigkeiten bei der Gewinnung und Bindung von Hebammen und Entbindungspflegern, aber auch bei der Suche nach fachärztlichem Personal.“

Wie ist das Angebot an Geburtenstationen in der Region? - Nachgefragt bei den Kreiskliniken

„Die Anzahl der Hebammen, die in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land tätig sind, waren in den vergangenen Jahren rückläufig. Auch in den kommenden Jahren werden Hebammen vermehrt auf Grund ihres Alters ausscheiden. Gleichzeitig steigen die Geburtenzahlen in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. Besonders die Nachfrage für eine Wochenbettbetreuung kann teils nicht durch die bisher tätigen Hebammen gedeckt werden. Hebammennachwuchs ist demnach für beide Landkreise ein wichtiges Thema“, berichtet Alexandra Rothenbuchner, Pressesprecherin des Landratsamts Berchtesgadener Land für die Kliniken Südostbayern. Neben diesen würden auch noch die Landeskliniken Salzburg die Versorgung mit Angeboten der Geburtshilfe abdecken.

„Die RoMed Kliniken bieten an den Standorten in Rosenheim als Schwerpunktversorger mit einem Perinatalzentrum Level 1 und in Wasserburg mit einem geburtshilflichen Schwerpunkt die Versorgung von Schwangeren voll umfänglich an. An beiden Standorten gibt es jederzeit freie Kapazitäten“, führt wiederum Claudia Meyer, Pressesprecherin der RoMed-Kliniken, aus. „Die Geburtshilfe in Rosenheim hat um einen Kreißsaal auf insgesamt fünf erweitert. Ab dem 1. Februar 2022 steht darüber hinaus ein dritter, permanent anwesender Dienstarzt in der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe zur Verfügung, so dass rund um die Uhr das ärztliche Team aus mindestens drei approbierten Ärzten besteht.“ Durch den Umzug der RoMed Klinik Wasserburg im Laufe dieses Jahres in einen modernen Neubau verbessere sich die bauliche und technische Ausstattung enorm. „Gleichzeitig wird die pädiatrisch-neonatologische Versorgungsstruktur weiter ausgebaut.“

In einem weiteren Artikel werden wir darüber berichten, wie die Kreiskliniken der Region dem Nachwuchsmangel bei Hebammen begegnen.

hs

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