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Jetzt geht‘s los: So kämpft Ampfing gegen die Wohnungsnot

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Von: Jörg Eschenfelder

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Ampfings Bürgermeister Josef Grundner (CSU, links) und Geschäftsstellenleiter Hans Wimmer
Ampfings Bürgermeister Josef Grundner (CSU, links) und Geschäftsstellenleiter Hans Wimmer begutachten die Pläne für den kommunalen Wohnungsbau. © Jörg Eschenfelder

Ampfing errichtet mit staatlichen Mitteln bezahlbare Mietwohnungen. Warum Bürgermeister Josef Grundner (CSU) das allen Kommunen nur empfehlen kann.

Ampfing / München - Im Frühjahr soll es losgehen. Endlich. Dann rücken in Ampfings Zangberger Straße 6 die Bagger an und reißen das bestehende Haus „Buchdruckerei Josef Thoma“ ab. Anschließend baut die Gemeinde mithilfe der Kommunalen Wohnraumförderung im Herzen des Ortes ein neues Haus mit drei Wohnungen, insgesamt 162 Quadratmetern Wohnfläche und bezahlbaren Miete. 

„Das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, weiß Bürgermeister Josef Grundner (CSU). Ein Tropfen angesichts des riesigen Bedarfs an günstigen und erschwinglichen Wohnungen außerhalb des sozialen Wohnungsbaus. Aber immerhin: Es ist ein Tropfen.

„Wir versuchen zu helfen“, begründet Grundner, dem das ein zentrales Anliegen ist. „Wenn es irgendwie geht, wollen wir unseren Beitrag gegen die Wohnungsnot leisten. Es ist uns sehr wichtig, dass Ampfinger auch in Ampfing bleiben können.“

Haus der ehemaligen Buchdruckerei in der Zangberger Straße
Das Haus der ehemaligen Buchdruckerei macht ab Frühjahr Platz für einen Neubau mit drei Wohnungen. © Jörg Eschenfelder

Der Deutsche Mieterbund erklärte jüngst, dass bundesweit über 700.000 Wohnungen fehlen. Das bestätigt Gerhard Mühlhans, Geschäftsführer der Kreiswohnbau Mühldorf, für den Landkreis: „Es ist ein heißer Markt geworden. Durch die Autobahn ist der Druck stärker geworden. Wir haben einen angespannten Wohnungsmarkt und im Neubau bereits zweistellige Mieten.“ Also Mieten über 10 Euro je Quadratmeter. 

Top-Mitarbeiter können sich keine 1.400 Euro für eine Wohnung leisten

Das ist für viele zu teuer. „Ich habe zum Beispiel im Bauhof Mitarbeiter, die sind top“, erzählt Bürgermeister Grundner, „die können sich aber keine Wohnung in Ampfing Süd für 1.400 Euro leisten.“ Deshalb ist es der Gemeinde so wichtig, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, um Menschen, die am Ort groß wurden, die sich seit ihrer Jugend in der Feuerwehr oder im Sportverein engagieren, hier halten zu können, um Mitarbeiter gewinnen zu können, etwa PflegerInnen oder ErzieherInnen, Menschen, die arbeiten, aber nicht viel verdienen. „Das ist der allergrößte Teil der Bevölkerung“, unterstreicht Grundner. 

Der soziale Wohnungsbau hilft den Ärmsten, die private Bauwirtschaft der Spitze. Dazwischen gibt es den geförderten Wohnungsbau. Hier ist die Kommunale Wohnraumförderung des Freistaates ein Baustein. Damit werden Städte und Gemeinden seit 2016 beim Bau von angemessenen und bezahlbaren Wohnungen unterstützt. Im vergangenen Jahr standen der Regierung von Oberbayern für Zuschüsse und Darlehen der Landesbodenkreditanstalt 120 Millionen Euro zur Verfügung. 

Dank Förderung: Mieten 30 Prozent unter Marktpreis

„Wir können durch die Förderung 30 Prozent unter dem Marktpreis anbieten“, rechnet Hans Wimmer, Geschäftsstellenleiter des Ampfinger Rathauses, vor. Der Marktpreis liege in Ampfing derzeit bei elf Euro je Quadratmeter.

Für die Zangberger Straße 6 sind Baukosten von 785.000 Euro angesetzt. 30 Prozent (234.800 Euro) bekommt die Gemeinde als Zuschuss, weitere 60 Prozent (469.700 Euro) als zinsgünstiges Darlehen. Den Rest finanziert die Gemeinde. 

Bedingungen, die die Kreiswohnbau als Wohnungsbaugesellschaft nicht bekomme, so Mühlhans. „Daher können wir in diesem Bereich nicht tätig werden.“ 

Gute und ermutigende Erfahrungen in der Flurstraße

Ampfing hat 2018 in der Flurstraße schon einmal solch günstigen Wohnraum geschaffen - zehn Wohnungen mit Mietpreisen zwischen sechs Euro und 6,50 Euro; gebaut und verwaltet von der Gemeinde. Die Erfahrungen sind gut. „Wir haben kaum einen Wechsel bei den Mietern und nur ganz, ganz wenig Probleme“, so Wimmer. „Das hat uns ermutigt weiterzumachen.“ Grundner ergänzt: „Ich kann das allen Kommunen nur empfehlen.“

Kommunaler Wohnungsbau in der Flurstraße
2018 schuf die Gemeinde Ampfing in der Flurstraße schon einmal zehn Wohnungen mit bezahlbaren Mieten. Die Erfahrungen der Gemeinde mit dem Bau und seinen Bewohnern sind durch die Bank gut und ermutigend. © Jörg Eschenfelder

Die Gemeinde würde gerne noch mehr günstigen Wohnraum schaffen, allerdings ist das eine freiwillige Aufgabe. „Die Pflichtaufgaben gehen vor“, so Wimmer. Und die würden immer mehr und das verfügbare Geld entsprechend weniger. „Da kämpfen alle Gemeinden“, sagt Bürgermeister Grundner.

Trotz allem hat Grundner den bezahlbaren Wohnraum weiter im Blick. Die Pläne für das Areal auf der ehemaligen Molkerei in Salmannskirchen seien nur aufgeschoben, weil der entsprechende Fördertopf leer war. Dafür gibt es eine Förderung der EU für den Abriss mit der Auflage, das Gelände der Allgemeinheit fünf Jahre zur Verfügung zu stellen. 

Mittel gegen die Wohnungsnot: „Mehr Förderprogramme“

Wie kann generell mehr bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden? Bürgermeister Grundner appelliert an die privaten Bauträger, auch in diesem Bereich aktiv zu werden: „Dann würde das ganz anders aussehen.“ Kreiswohnbau-Geschäftsführer Mühlhans ist skeptischer: „Wir brauchen mehr Förderprogramme von der Regierung, damit sich da wieder was tut. Mehr Möglichkeiten gibt es nicht.“

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