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„Sperrt unsere Kinder nicht aus“ – Offener Brief aus Mühldorf nach dem ersten Stopp von Hallentrainings

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Trotz der hohen Inzidenz hält beispielsweise die Volleyballabteilung des TSV Mühldorf weiterhin an Training und Spielbetrieb in der Halle fest.
Trotz der hohen Inzidenz hält beispielsweise die Volleyballabteilung des TSV Mühldorf weiterhin an Training und Spielbetrieb in der Halle fest. © je

Sportvereine, Musikschulen, Skiclubs und Veranstalter sollen Angebote für Kinder und Jugendliche aufrechterhalten und Eltern verantwortlich mit dem Infektionsrisiko ihrer Kinder umgehen.

Mühldorf – Der Artikel „FC Mühldorf zieht die Notbremse – Hallentraining wegen Corona gestoppt“ im Mühldorfer Anzeiger hat nun einige Eltern auf den Plan gerufen.

Lesen Sie dazu: Corona-Notbremse empört viele Eltern: FC Mühldorf stoppt Hallentraining

Sie sehen die strikte Entscheidung des FC Mühldorf äußerst kritisch und befürchten, dass andere Vereine und Einrichtungen in gleicher Weise nachziehen könnten.

Sie hatte im März zur Demo „Lasst uns öffnen“ auf dem Mühldorfer Stadtplatz aufgerufen, bei der es nach ihren Angaben nicht um Querdenkerei, sondern um das verantwortungsvolle Anfahren des öffentlichen Lebens nach den Lockdowns ging.

Martina Maier-Krapf erklärt am konkreten Beispiel des FC Mühldorf, warum sie und andere Eltern diesen Brief geschrieben und unterschrieben haben: „Hätte der FC in den Trainings festgestellt, dass es zu Infektionen gekommen ist und Hallentraining zu riskant ist, dann könnten wir den harten Trainingsstopp verstehen.“

Martina Maier-Krapf protestiert gegen die Trainingsabsage des FCM.
Martina Maier-Krapf protestiert gegen die Trainingsabsage des FCM. © wag

Weil sich der FC Mühldorf aber wegen der aktuellen Krankenhaussituation zum Stopp entschlossen hat: „Finden ich und die anderen Eltern, dass dieser Beschluss über das Ziel hinausgeschossen ist. Die Kliniksituation kann nicht der Grund dafür sein, dass Trainings abgesagt werden.“ Denn es seien nicht die Kinder schuld an den vielen Infektionen, die zur Überlastung der Kliniken führen. Auch würden nicht die Kinder in den nächsten Wochen die Intensivstationen belegen.

Schüler-Inzidenz im Landkreis Mühldorf steigt weiter

Laut Mitteilung des Landratsamtes von Donnerstag, 18. November, liegt die Inzidenz bei Schülern im Landkreis Mühldorf aktuell bei 1641,81 bei den 6- bis 11-Jährigen; bei 2352,57 in der Altersgruppe der 12- bis 15-Jährigen und bei 1700,09 bei den 16- bis 19-Jährigen. Quelle der Zahlen ist das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit.

Auch interessant: 100 Corona-Patienten im Innklinikum - Mühldorfer Landrat verteidigt strengere Kontrollen

Martina Maier-Krapf hat erfahren, dass nicht alle Trainer des FC Mühldorf von dem Beschluss begeistert sind: „Sie hätten gerne selbst für ihre Trainingsgruppen entschieden, sich aber der Mehrheit im Verein angeschlossen.“ Der Brief soll ein Appell an die mit Kindern arbeitenden Vereine und Einrichtungen sein, mit mehr Fingerspitzengefühl darüber zu entscheiden was trotz hoher Corona-Zahlen geht und was nicht.

Die Eltern hätten einfach Sorge, dass bald wieder alles dichtgemacht werden könnte, was Kindern sportliche oder musische Abwechslung und Herausforderung bringt. „Diese Einrichtungen sollen auch nicht den Druck der Verantwortung für die Kinder übernehmen müssen“, so Maier-Krapf. „Verantwortlich sind wir Eltern.“ Und so geht ihr Appell auch an alle Eltern, selbst das Infektionsrisiko für ihre Kinder zu bewerten und zu vermeiden.

Damit so viele Unternehmungen wie möglich für Kinder und Jugendliche aufrecht erhalten bleiben können. „Wenn Eltern sagen, mein Kind darf trotz der hohen Fallzahlen am Sporttraining oder anderen Veranstaltungen teilnehmen, dann müssen diese Eltern auch dazu stehen und im Fall einer Infektion nicht den Verein verantwortlich machen.“ In dem „Offenen Brief“ geben die unterzeichnenden Eltern dafür ausdrücklich ihr „Ehrenwort“.

Weitere Meldungen aus dem Landkreis Mühldorf

„Unsere Kinder werden durch die Corona-Tests in Schulen und Kindergärten engmaschig kontrolliert“, stellt sie fest. „Wir sollten 2021 doch andere Instrumente gegen die hohen Fallzahlen als noch 2020, als es keine Impfung und weniger Tests gegeben hat. Alles dicht machen darf nicht wieder die Lösung sein.“

Offener Brief an die Sportvereine, Musikschulen, Skiclubs und Veranstalter

Liebe Trainerinnen und Trainer, liebe Lehrerinnen und Lehrer für unsere Kinder und Jugendlichen,

Wir Eltern sind mehr als verzweifelt: Uns erreichen immer mehr Absagen. Sporttrainings werden ausgesetzt, Weihnachtsfeiern werden abgesagt, Skikurse sind wohl gar nicht geplant für den Winter 2021/2022. Die Hintergründe können wir nur erahnen: Mit dem ständigen Hin&Her mit den Corona-Verordnungen ist eine solide Planung fast unmöglich. Und die Situation in unseren Krankenhäusern ist sicherlich alles andere als erfreulich und auch die nächsten Wochen werden wohl keine Entspannung bringen. Diesen unsicheren und schwierigen Zeiten möchten wir mit Mut und Zuversicht für unsere Kinder und Jugendlichen gegenübertreten. Schließlich sind unsere Kinder die „gläserne Personengruppe“.

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Die Schultestungen stellen sicher, dass auftretende Infektionsketten sofort unterbrochen werden. Und unsere Kinder und Jugendlichen sind nicht die Personengruppen, die in den nächsten Wochen die Intensivbetten belegen werden. Bitte macht für unsere Kinder einen weitgehend normalen Winter möglich: mit Sporttraining und Wettbewerben, mit Nikolaus- und Weihnachtsfeiern, mit Musikunterricht und Auftritten, mit Skikursen und Veranstaltungen nach den aktuellen Auflagen. Wir als Eltern übernehmen die Verantwortung für unsere Kinder und Jugendlichen: Wenn für uns das Infektionsrisiko für unsere Familie zu hoch ist, entscheiden wir uns als Familie gegen die Angebote. Aber es gibt viele Familien, die ausreichend geschützt sind und über stetige Tests nachweisen, dass sie keine Krankheitsüberträger sind.

Bitte haltet Eure Angebote aufrecht! Im Gegenzug versichern wir Euch: Wir werden Euch auch im Infektionsfall nicht als die „Schuldigen“ darstellen und Euch nicht zur Verantwortung ziehen. Ehrenwort!

Unsere Kinder und Jugendlichen brauchen nun endlich im dritten Corona-Winter Normalität, Stabilität und vor allem eine unbeschwerte Kindheit und Jugend: und da ist Euer Training, Eure Kurse, Eure Veranstaltung ein ganz wesentlicher Bestandteil!

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