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Volksfest Mühldorf: Brauerei Unertl schlägt zurück - Massive Kritik am Vorgehen der Stadt

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Von: Markus Honervogt

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So kannten die Mühldorfer jahrzehntelang ihr Weißbierzelt: Voll besetzt, an den Tischen jung und alt, Einheimische und Auswärtige. 2023 gibt es einen absoluten Neubeginn.
So kannten die Mühldorfer jahrzehntelang ihr Weißbierzelt, im nächsten Sommer ist es endgültig Geschichte. Zuvor aber gibt es noch heftige Kritik an der Stadt Mühldorf. © Ludwig Stuffer

Eine neue Brauerei und eine neue Festwirtin auf dem Mühldorfer Volksfest, weniger Sitzplätze im Zelt, dafür mehr Biersorten: Das angekündigte „Innbräu Zelt“ ärgert die Brauerei Unertl, ihr Geschäftsführer kritisiert die Stadt heftig.

Mühldorf - In der Diskussion über die Neuvergabe des Weißbierzelts auf dem Mühldorfer Volksfest hat die Brauerei Unertl jetzt massive Vorwürfe gegen die Stadt erhoben. Geschäftsführer Stefan Haunberger beklagt, dass die Stadt nach dem Volksfest nicht auf die Vorschläge der Brauerei eingegangen sei.

Zu groß, zu wenig Vielfalt beim Bier

Etwa 3000 Plätze hatte das Weißbierzelt im Sommer 2022. Viel zu viel, wie Unertl-Geschäftsführer Haunberger am Dienstag, 21. März, als Reaktion auf die Berichterstattung über die Neuvergabe des Zeltes in diesem Jahr betonte. „Drei Bierzelte in dieser Größe sind für Mühldorf zu viel.“

Stadt hat Vorschläge von Unertl abgelehnt, dem Innbräu aber zugestanden

Dazu komme die Einschränkung auf den Ausschank von Weißbier. Deshalb habe er in einem Gespräch mit Volksfestmanager Walter Gruber im Dezember 2022 darum gebeten, das Zelt zu verkleinern und künftig alle Biersorten ausschenken zu dürfen, vor allem auch Helles. „Das wurde uns nicht genehmigt, Herr Gruber hat das abgelehnt“, sagt Haunberger. „Es gab die klare Ansage, dass wir es so weiterbetreiben müssen, wie bisher.“ Da habe er um Auflösung des noch für heuer geltenden Vertrags gebeten, dem habe die Stadt zugestimmt.

In den neuen Verträgen jedoch, die in diesen Tagen mit Innbräu unterschrieben werden, wird dem Innbräu all das erlaubt, was Unertl laut Haunberger verwehrt blieb: ein kleineres Zelt und der Ausschank aller Biersorten.

Stadt widerspricht: Keine Verhandlungen über kleineres Zelt

Die Stadt widerspricht auf Anfrage dieser Darstellung: „Verhandlungen über die Veränderung einzelner Vertragsbestandteile haben nicht stattgefunden“, teilt Sprecherin Julia Gartner mit. Sie beruft sich auf den Getränkelieferungsvertrag, der auch noch heuer gegolten hätte. „In diesem Vertrag ist auch die Größe des Festzeltes geregelt“, heißt es in der schriftlichen Antwort der Stadt. „Auf Wunsch der Brauerei wurde die Zeltgröße vor einigen Jahren deutlich erhöht.“

Aufgrund der Erfahrungen der Brauerei auf dem Volksfest 2022 habe die Brauerei schließlich um eine Auflösung ihres Vertrags gebeten.  

Verantwortung für Desaster trägt laut Unertl-Geschäftsführer Haunberger der Festwirt

Die Verantwortung für das Desaster ums oft leere Weißbierzelt schiebt Haunberger dem Festwirt zu. Jochen Mörz war kurzfristig wenige Wochen vor dem Volksfest für Hammerwirt Holger Nagl eingesprungen. Der hatte nach damaligen Angaben der Beteiligten die Voraussetzungen für Genehmigungen nicht erfüllen können und deshalb „die Reißleine gezogen“, wie Haunberger heute sagt.

Mörz habe es nicht geschafft, das Zelt gut zu betreiben. „Das ist die Aufgabe des Festwirts, da konnten wir nicht mehr eingreifen“, sagt Haunberger. „Geschimpft wird aber immer auf die Brauerei.“ Schon unmittelbar nach dem Volksfest hatte Wolfgang Unertl die „unterirdische Performance“ des Festwirts beklagt.

Mörz: Boykott von Besuchern

Mörz hatte im Sommer zugegeben: „Die hervorragenden Zahlen aus den Jahren zuvor, die mir vorgelegt wurden, konnten wir bei Weitem nicht erreichen.“ Unter der Woche habe es die Besucher eher in die beiden anderen Festzelte gezogen. Vor allem die neue Holzhütte der Brauerei Erharting sei ein Anziehungspunkt gewesen, der ihm die Kundschaft weggeschnappt habe. Auch die Beschränkung auf Weißbier sei nicht mehr zeitgemäß.

Am Dienstag war Mörz für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Seine Tochter Nadine Mörz wies darauf hin, dass die großen Personalprobleme außerdem zu den Schwierigkeiten beigetragen hätten. „Wir hatten viel zu wenig Service-Personal.“ Viele Kellnerinnen hätten sich im Lauf des Festes verabschiedet, weil sie nichts verdient hätten. Sie wäre dann zu anderen Volksfesten unter anderem nach Rosenheim gegangen.

Nach dem Volksfest hatte Mörz von 32 Kellnerinnen und Kellnern gesprochen, von denen die Hälfte gegangen sei. Er sprach von einem Boykott des Zeltes durch die Besucher.

Besucher kritisierten dagegen auch in Briefen an die OVB-Heimatzeitungen, dass das Personal unfreundlich und das Zelt zu dunkel und wenig einladend gewesen sei.

Konkrete Zahlen, wie sich der schwache Besuch finanziell ausgewirkt hat, gibt es nicht. Haunberger sagt nur soviel: „Es war ein Minusgeschäft, ein Draufzahlgeschäft.“ Die Brauerei habe mit 500 Hektolitern Ausstoß gerechnet, getrunken worden sei schließlich kaum ein Drittel, 150 Hektoliter. Die Kosten seien aber dieselben geblieben.

Für Festwirt Mörz dürfte das Defizit noch größer gewesen sein. Er musste Platzgebühr, Zeltmiete und Betriebskosten übernehmen.

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