1. rosenheim24-de
  2. Bayern

Alpenbus droht Rekord-Verspätung: Banger Blick nach Rosenheim

Erstellt:

Von: Sebastian Tauchnitz

Kommentare

Frühstens 2025 soll der Alpenbus starten. Eine schnelle Verbindung von Murnau bis nach Rosenheim quer übers Land.
Endstation unklar: Ob der Alpenbus kommt und wann es so weit sein könnte, ist ebenso ungewiss wie sein Ziel auf östlicher Seite. Die Stadt Rosenheim will über ihre Beteiligung Ende März erneut beraten. © Jörg Carstensen

Seit fünf Jahren wird in Oberbayern über den Alpenbus diskutiert. Nach wie vor ist die landkreisübergreifende Buslinie nicht in Betrieb. Und wie es aussieht, wird es auch noch lange so bleiben. Ende März stehen in Rosenheim jedenfalls erneut Beratungen an.

Landkreis – 2018 war es, die bayerische Verkehrsministerin hieß damals noch Ilse Aigner, da tauchte das Thema „Alpenbus“ erstmals auf. Eine landkreisübergreifende Buslinie sollte einen echten Missstand beseitigen: Die Nord-Süd-Verbindungen zwischen München und dem Oberland sind bestens ausgebaut – zumeist sogar mit Bahnstrecken.

Doch landkreisübergreifende Ost-West-Verbindungen gibt es de facto bislang so gut wie gar nicht. Diese Lücke sollte der Alpenbus schließen. Vom Allgäu über den Landkreis Weilheim-Schongau, Garmisch-Partenkirchen, Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach bis nach Rosenheim sollte die Expressbuslinie führen. Fast so schnell wie die Bahn und mindestens im Stundentakt.

Rabiater Rosenheim-Stop kurz vor der Startlinie

Dann begann die politische Debatte. Die Allgäuer scherten schnell aus, die restlichen genannten Landkreise wollten das Projekt aber gemeinsam angehen. Fast schien es vor knapp zwei Jahren, als ob der Alpenbus langsam an die Startlinie rollen würde. Die Kreisausschüsse in Garmisch, Miesbach, Weilheim-Schongau und Tölz gaben grünes Licht, eine Linienführung zwischen Murnau und Rosenheim war politisch abgestimmt und die Finanzierung geklärt. In den ersten Jahren wollte der Freistaat 65 Prozent der Kosten übernehmen, später immerhin dann noch die Hälfte. Das sorgte zwar im Kreisausschuss in Weilheim für einiges Grummeln – Markus Söder hatte den Alpenbus im Landtagswahlkampf versprochen und wolle sich nun um die Kosten drücken, hieß es dazu. Schlussendlich gab es aber grünes Licht.

Bis, für alle völlig überraschend, die Stadt Rosenheim die Gefolgschaft verweigerte und den Alpenbus ablehnte. Was folgte, kam einer Schockstarre gleich – bis jetzt passierte in Sachen Alpenbus wenig. Abschreiben möchte der Verkehrsplaner des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen, Matthias Schmid, das Thema allerdings nicht. Ganz im Gegenteil: „Wir verfolgen das weiter.“

Selbst wenn sich Rosenheim umentscheidet, warten viele Stolpersteine

Ende März soll erneut in Rosenheim über den Alpenbus abgestimmt werden. Schmid ist vorsichtig optimistisch, dass das Votum dieses Mal anders als Ende 2021 ausfällt.

Doch selbst dann warten noch viele Stolpersteine auf die landkreisübergreifende Schnellbusverbindung. Denn das Prozedere müsse im Prinzip noch einmal von vorn beginnen, so Schmid. Sagen die Rosenheimer „Ja“, dann müssen die Experten vom MVV, die schon zuvor damit betraut waren, noch einmal komplett neu rechnen, wie viel der Spaß kosten würde. Denn in der Zwischenzeit ist viel passiert – man denke nur an die Inflation, die Lohnsteigerung und die Entwicklung der Dieselpreise. Schon jetzt ist klar: Billiger wird der Alpenbus für die beteiligten Landkreise bestimmt nicht – ganz im Gegenteil. Je nachdem, wie die Rosenheimer entscheiden, wird auch noch einmal über die Linienführung gesprochen.

Wird die Linienführung noch einmal komplett neu geplant?

Auch hier lauert einiger politischer Zündstoff. Die bisher präferierte Linienführung war kompromissfähig. Insbesondere die Landkreise Weilheim-Schongau und Miesbach hatten dabei erhebliche Vorteile. Denn dort würden an den Wochenenden Besuchermagneten angefahren. So sollte der Alpenbus in Penzberg unter der Woche direkt bei Roche halten, am Wochenende dafür aber direkt an die Osterseen in Iffeldorf angebunden werden.

Wenn die Linienführung nun noch einmal zur Disposition gestellt wird, könnten weitere Begehrlichkeiten entstehen. So waren die Bewohner des Altlandkreises Schongau wenig begeistert, dass der Alpenbus nicht einmal in ihre Nähe kommt. Und die Weilheimer reagierten auch ziemlich pikiert, dass der Alpenbus nicht in ihrer Stadt, sondern in Murnau starten soll. Wenn all diese Klippen umschifft sein sollten, braucht es laut dem Tölzer Verkehrsplaner Matthias Schmid noch einmal die Zustimmung aller beteiligten Partner. Also müssten sowohl der Kreisausschuss als auch der Kreistag grünes Licht geben. Und das in jedem der beteiligten Landkreise.

Entscheidung schon mal vorsichtig auf 2024 verschoben

In Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach hat man sich bereits darauf verständigt, diese Entscheidung erst im kommenden Jahr fällen zu wollen. Der Hintergrund ist ein politischer: Beide Landkreise haben gerade erst den (sehr teuren) MVV-Beitritt beschlossen. Angesichts knapper Kreiskassen dürfte sich die Begeisterung der Gremien, zusätzlich auch noch einen beträchtlichen Betrag für den Alpenbus auszugeben, in Grenzen halten.

Das wiederum würde im Landkreis Weilheim-Schongau allerdings kaum gehen, wenn sich der Alpenbus nicht noch weiter verzögern soll: Hier würden 2024 sowohl der MVV-Beitritt als auch der Alpenbus-Entscheid anstehen. In einem Jahr, in dem der Landkreis Stand heute Schulden machen müsste, um seine Kreditraten zahlen zu können.

Doch selbst wenn all diese Herausforderungen gemeistert wären, würde es aufgrund der komplizierten Ausschreibungsregelungen im Anschluss noch einmal knapp zwei Jahre dauern, bis die Linie tatsächlich in Betrieb gehen könnte.

Auch interessant

Kommentare