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Das Schicksal der Therese Mühlberger aus Reit im Winkl

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Von: Josef Hauser

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Die Schriftstellerin Roswitha Gruber liest aus ihrem aktuellen Roman vor.
Die Schriftstellerin Roswitha Gruber liest aus ihrem aktuellen Roman vor. © Hauser

Mit dem Titel „Die verheimlichte Großmutter“ gelingt der Bestseller-Autorin Roswitha Gruber eine denkwürdige Geschichte.

Reit im Winkl – Aufschlussreiche Einblicke in die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen gab es bei der Vorlesung von Bestseller-Autorin Roswitha Gruber. Im Pfarrsaal in Reit im Winkl las sie aus ihrem neuen Buch „Die verheimlichte Großmutter“ vor.

Nach umfangreicher Recherche gelang es ihr, die Geschichte der Therese Mühlberger aus Reit im Winkl zu erzählen, die 1940 im Alter von 42 Jahren in der Tötungsanstalt Hartheim bei Linz ermordet wurde. Die Autorin schrieb das Buch aus der Sicht von Helene Leitner, die 1968 im Alter von neun Jahren bei einem Besuch in Reit im Winkl feststellte, dass sie zwei Großväter, aber nur eine Großmutter hatte.

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Bei ihren Nachforschungen, die mit großen Schwierigkeiten verbunden waren, sah sie sich immer wieder mit Verheimlichungen über das Leben ihrer 1898 geborenen Großmutter konfrontiert. Dennoch erfuhr sie von ihrem schlimmen Schicksal.

Nachdem Therese Mühlberger anfänglich im Reit im Winkler Krankenhaus angestellt war, führte sie ihr Weg 1918 in die Schwesternschule eines Ordens nach München, in der sie eine Ausbildung zur Krankenschwester und Hebamme machte. Trotz anfänglichem Zögern ließ sie sich von der Oberin überreden, in den Orden der Barmherzigen Schwestern einzutreten und 1920 ihre Profess abzulegen. Sie erneuerte das Gelübde jedoch nicht wieder und trat aus dem Orden aus.

Ermordung durch die Nationalsozialisten

1922 kehrte sie in ihren Heimatort zurück und arbeitete als Wochenbettpflegerin und selbstständige Hebamme. Sie heiratete 1925, baute mit ihrem Ehemann ein Haus und gründete eine Familie. Aufgrund einer unheilbaren Krankheit, die ihre Berufsausübung mit sich brachte, konnte sie nicht mehr weiterarbeiten und wurde 1934 in die Nervenheilanstalt nach Gabersee eingewiesen. Es folgte am 7. November 1940 die Deportation nach Hartheim bei Linz. Sie starb in der Gaskammer.

Ihre Großmutter lebe durch das Buch weiter in den Herzen der Menschen, so Leitner. Um an die Opfer des Nazi-Regimes zu erinnern, ließ die Enkelin 2020 vor dem Haus, in dem Therese Mühlberger lebte, einen „Stolperstein“ verlegen. Musikalisch umrahmt wurde die Lesung von Grubers Ehemann Walter auf dem Klavier.

/IF

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