Chiemgauer Almbauern und Waldbesitzer emotional
„Der Wolf ist ein Mörder. Mörder kann man nicht frei herumlaufen lassen“
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Dauerthema Wolf, nun auch beim Verband der Forstberechtigten im Chiemgau: Auf deren Jahreshauptversammlung ging es hoch her.
Ruhpolding – Hoch emotional entwickelte sich die eigentlich nicht auf der Tagesordnung vorgesehene Debatte über den Wolf, der Almbauern, Waldbesitzer und deren Familien schwer belastet. „Der Wolf ist ein Mörder. Mörder kann man nicht frei herumlaufen lassen“, sagte ein Almbauer aus Schönau.
Von Miesbach bis Berchtesgaden
Die Jahresversammlung des Verbandes der Forstberechtigten im Chiemgau mit rund 200 Verbandsmitgliedern von Miesbach bis Berchtesgaden war sehr gut besucht. Nach über zwei Jahren Corona bedingter Pause hatte der Vorsitzende, Traunsteins Landrat Siegfried Walch (CSU), wieder ins Hotel Zur Post in Ruhpolding eingeladen. Gekommen waren zahlreiche Repräsentanten aus Politik, Forst, Behörden und Vereinen, darunter der früherer Landtagspräsidenten Alois Glück (CSU), der Landrat von Berchtesgaden, Bernhard Kern (CSU), sowie die Leiter der Forstbetriebe Ruhpolding, Paul Höglmüller, und Berchtesgaden, Dr. Armin Haberl.
Aus Freude, dass endlich wieder „live und direkt“, wie Walch sagte, alle zusammen sein konnten, spielte die renommierte Volksmusikgruppe um Heine Albrecht, Ziach, mit Elisabeth Mader, Harfe, Hermann Huber, Ziach, und Dr. Elmar Walter, Tuba.
Anstelle der angekündigten Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, die zwei Stunden vor Beginn absagen musste, las der CSU- Landtagsabgeordnete Klaus Steiner ihr Grußwort an den Verband. Die Ministerin sprach sich dafür aus, dass der „Wolfsbestand an die Almwirtschaft angepasst“ werden müsse. Rudelbildung sei unbedingt zu vermeiden, denn zu viele Wölfe in der Region könnten das Ende der Almwirtschaft bedeuten, so die Ministerin.
Steiner berichtet aus dem Landtag
Diese Meinung unterstützte auch Klaus Steiner. Er selbst komme gerade aus „schwerem Gefecht“ um das Thema Wolf im Landtag. Niemand wolle den Wolf ausrotten, aber es gebe nun mal Regionen, wo der Wolf keinen adäquaten Lebensraum habe, nämlich in den Bereichen der Almwirtschaft, zum Beispiel in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgaden.
Auch Landrat Siegfried Walch gab seiner Überzeugung Ausdruck, dass der Wolf nicht in die Alpenregion gehöre. In neun Regionen in Deutschland sei es nachgewiesen, dass sich Wölfe fest angesiedelt haben. Das sei in der hiesigen Region viel zu gefährlich. Deshalb habe er vor einigen Monaten im Namen des Verbandes den Antrag auf Entnahme des Wolfes gestellt, der damals in der Ortsmitte in Bergen gesichtet worden war und mehrere Tiere gerissen hatte. „Das hat dann ein Auto erledigt“, so Walch. Das Thema bleibe aber akut. Die hiesige unverwechselbare Kulturlandschaft werde von den Bauern gepflegt.
Sebastian Siglreithmeier aus Ruhpolding sagte, die Leute müssten dringend besser über den Wolf informiert werden. Die Bauern sollten sich zusammen tun und breiter aufstellen. Es gebe ohnehin nur noch sehr wenige Landwirte im Haupterwerb und die Nebenerwerbslandwirte würden einer nach dem anderen hinschmeißen, wenn zu den übrigen Belastungen auch noch die ständige Bedrohung durch den Wolf komme.
Information versus Neutralität
Er selbst habe kürzlich zu Anschauungszwecken an einem gut frequentierten Platz in der Urschlau einen Musterzaun errichtet und Tafeln zur Erklärung für die Touristen und Wanderer aufgestellt. Kurz darauf habe er auf Weisung des Landratsamtes die Tafeln wieder entfernen müssen. Der Landrat entgegnete, dass hier grundsätzlich ein Neutralitätsgebot gelte. Er schlug aber vor, „sich noch mal zusammenzusetzen“, um eventuell eine Lösung zu finden. „Wir brauchen eine Sofortmaßnahme gegen den Wolf“, meinte Ludwig Böddecker, Sulzner von Ruhpolding. Geld von den Versicherungen sei keine Lösung, denn hier gehe es um viel mehr als nur um Geld.