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Er prägte das kulturelle Leben in Unterwössen: Jochen Langer im Alter von 83 Jahren verstorben

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Große Trauer in Unterwössen: Jochen Langer – Vater, Opa, Verwaltungsangestellter, Organist, Chorregent, Musikschulleiter und -lehrer, Blaskapellendirigent, Komponist, Gründungsmitglied der Wössner Geigenmusik, Gründer der Volksmusikschule Oberes Achental – verstarb im Alter von 83 Jahren.
Große Trauer in Unterwössen: Jochen Langer – Vater, Opa, Verwaltungsangestellter, Organist, Chorregent, Musikschulleiter und -lehrer, Blaskapellendirigent, Komponist, Gründungsmitglied der Wössner Geigenmusik, Gründer der Volksmusikschule Oberes Achental – verstarb im Alter von 83 Jahren. © Flug

Am 17. Januar verstarb Jochen Langer im Alter von 83 Jahren. Ein Mann, „der unendlich viel für unsere Kommune, für die Pfarrgemeinde und für das kulturelle Dorfleben geleistet hat“, beschrieb Altbürgermeister Hans Haslreiter, als er ihm im Jahr 2003 auf einstimmigen Ratsbeschluss hin die seltene Unterwössner Bürgermedaille in Gold verlieh.

Unterwössen – Ende 1960 las ein 21 Jahre junger Jochen Langer, gerade frisch vermählt mit seiner Christl, in München eine Anzeige in der Zeitung: „Kleiner Gebirgsort sucht Organisten“. Kurz darauf traf er im Unterwössner Gasthof zur Post dessen Gastronomen Otto Stumbeck, zugleich Unterwössner Bürgermeister. Schnell wurden sich beide handelseinig. Fürs Geldverdienen gab es den Job im Rathaus, für die Leidenschaft den Posten des Organisten und Chorregenten der Pfarrgemeinde St. Martin.

Er folgte Ruf in den kleinen Gebirgsort

Langer war gut gerüstet. Seinem Vater, selbst begeisterter Kirchenmusiker, hatte immer am Herzen gelegen, dass der Sohn einen kaufmännischen Beruf ergreift. Langer war Angestellter im katholischen Kirchensteueramt München. Gleichzeitig hatte er bei Professor Suttner Waldhorn gelernt und seine Abschlussprüfung B für Stadtchöre am Trapp’schen Konservatorium, München, in der Abteilung für Kirchenmusik absolviert. Der junge Langer war Kirchenmusiker an der Stadtpfarrkirche St. Vinzenz in München.

Junge Musiker mit fundierter Ausbildung

Pfarrer Monsignore Franz Niegel, dem Volksmusikpfarrer, und Bürgermeister Stumbeck lag viel daran die Tradition der Kirchen- und Volksmusik in Unterwössen hoch zu halten. Sie waren froh über den jungen Mann mit seiner fundierten Ausbildung.

Die damalige kleine Musikkapelle suchte einen Tenorhornnisten. Langer schulte vom Waldhorn um und hatte seine Freude daran, mit den Musikanten im Stadl des Pfarrers zu proben. Ein Kinderchor wurde aufgebaut und als einzelne Buben aus dem Chor wünschten, ein Instrument zu lernen, nahm sich Langer derer an. Er lebte Dorfgemeinschaft und im täglichen Miteinander wuchs sein Engagement.

Ein Meilenstein war der Aufruf von Langer und Bürgermeister Josef Kurz-Hörterer an den Schulen in Oberwössen und Schleching, als sich ungefähr 80 Kinder zusätzlich zum Chorgesang anmeldeten. Um dem Ansturm gerecht zu werden, bildete Langer gleich mehrere Chöre.

Gründung der Volksmusikschule

Vom Unterwössner Bürgermeister Kurz-Hörterer unterstützt gaben beide dem, was da entstanden war war, einen Namen. 1973 wurde offiziell die Gründung der „Volksmusikschule Oberes Achental“ bekannt gegeben und im März 1973 vom Gemeinderat beschlossen. So etwas gab es nirgends in der näheren Umgebung. Langer selbst hatte ursprünglich Geige gelernt, spielte Klavier und lernte Klarinette dazu. Gestandene Musikanten und Musiker erinnern sich an die Allzuständigkeit von Langer für jeden Unterricht von der Gitarre bis zum Horn. Sie lassen keinen Zweifel, dass die letztendlich in eine wertvolle, fundierte Grundausbildung geführt habe, auf die sie dann aufbauen konnten.

Seinen Dienst in der Gemeinde übte Langer nur noch halbtags aus, auch wenn der ihm auch wichtig war. Im Alter von 33 Jahren machte er trotz seiner vielfältigen Einbindung in die Musik noch die Prüfung für den gehobenen Verwaltungsdienst. Neben umfangreichem Gruppen- und Einzelunterricht für seine Schüler fand er Zeit für Kompositionen, Rundfunkarbeit und Lektorentätigkeit. Längst trug Unterwössen einen ausgezeichneten Namen in der Musik und Unterwössner reisten zu Auftritten durch die ganze Welt.

Als Musikmeister der Musikkapelle hinterließ er deutliche Spuren. Er begründete mit seinen Musikanten die Oster- und Weihnachtskonzerte, war Mitbegründer der Wössner Geigenmusik. Die Zeiterscheinung der deutsch-amerikanischen Freundschaftskonzerte mit einer studentischen Konzertband der „Pensylvanian Ambassadors of Music“ trug er mit.

Seiner Wössner Weihnachtsmesse begegnen wir bis heute immer wieder in der Weihnachtszeit in Bayern, Österreich und der Schweiz. Höhepunkt für ihn und die Musikkapelle war die Ehre, zum Empfang des Papstes in München 1980 aufzuspielen. Rundfunkauftritte, Schallplatten – vieles ist gekommen, manches auch wieder gegangen. Geblieben ist viel Musik in den Händen seiner Nachfolger. 2001 übernahm Otto Dufter die Führung der Musikschule. 2013 ging er bei der Gemeinde in den Ruhestand.

Eigene Kompositionen bleiben als Erinnerung

Die Zeit nutzte Langer für weitere große Kompositionen. Beispiele sind die Jubelmesse zum 60 Geburtstag von Pfarrer Klaus Wernberger oder die Deutsche Festmesse.

Zu Lichtmess 2013 übergab er den Dirigentenstab des Kirchenchores nach 52 an seinen ehemaligen Schüler Wolfgang Kurfer. Bei der Feier zu seiner Verabschiedung zeichnete ihn der Bürgermeister mit der Unterwössner Bürgermedaille in Gold für sein Lebenswerk aus.

Aus der Ehe mit Christl Langer gingen zwei Töchter und ein Enkel hervor. Die letzten Lebensjahre verbrachte der früh verwitwete Langer in Seeon bei seiner Lebensgefährtin Hannerl Guglweid. Beide blieben immer wieder gern gesehene Gäste in Unterwössen.

Eigene Kompositionen bleiben als Erinnerung

Vor allem musikalisch wird Langer mit seinem umfangreichen Opus in Erinnerung bleiben, auch weil der Kirchenchor über das Kirchenjahr immer wieder auf Werke Langers zurückgreift. Die musikalischen Gottesdienste in St. Martin haben einen guten Ruf weit in die Region.

Der Seelengottesdienst für den Verstorbenen ist am Dienstag, 24. Januar, um 14 Uhr, in der Pfarrkirche St. Martin. Die Erdbestattung auf dem Kirchenfriedhof schließt sich an.

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