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Investor gefunden: Das sind die Pläne für das Deutz-Gelände in Übersee

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Von: Oliver Lang

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Luftaufnahme aus Übersee, die das ehemalige Areal des Motorenherstellers Deutz zeigt
Das Deutz-Gelände inmitten von Übersee auf einer Luftbildaufnahme von Juli 2022. Links unten im Bild das Gelände des Kulturvereins Freiraum, das an die Bahnhofstraße angrenzt. Südlich davon (mit dem langgezogenen Flachdach) beginnt das ehemalige Deutz-Areal. © Wolfgang Gasser

Seit 2017 ist das Deutz-Gelände inmitten von Übersee ungenutzt. Nun hat ein Investor 75 Prozent des Geländes erworben. Die Gemeinde Übersee selbst hat 25 Prozent gekauft. Die Pläne sind vielfältig. Unter anderem soll Wohnraum entstehen.

Übersee - Die Kölner Deutz-AG ist einer der weltweit führenden Hersteller von Diesel- und Gasmotoren. Fast 70 Jahre lang betrieb das Unternehmen in Übersee eine Niederlassung. In einem spezialisierten Service-Center wurden alte Dieselmotoren und Motorenkomponenten professionell wiederaufbereitet. Als der Motorenhersteller Deutz 2015 ankündigte, die Niederlassung in Übersee mit 157 Mitarbeitern zu schließen, war der Schock groß. Seitdem 2017 die Tore endgültig geschlossen wurden, ist das mitten im Ort gelegene Grundstück ungenutzt.

Wie es mit dem großen, inmitten von Übersee gelegenen Betriebsgelände weiter gehen soll, beschäftigt die Bürger seit vielen Jahren. Mit dem Erwerb des Geländes durch einen deutschlandweit tätigen Projektentwickler und die Gemeinde Übersee konkretisieren sich die Pläne nun.

Der neue Haupteigentümer

Das südlich an den Kulturverein Freiraum angrenzende ehemalige Deutz-Gelände (Deutzstraße/Wolferstraße) sowie zwei Nachbargrundstücke mit einer Gesamtfläche von rund 25.000 Quadratmetern wurden von den drei Grundstückseigentümern (Deutz-Werk I, Deutz-Werk II/Fa. LU.KAS, Dampfsägewerk) an den Projektentwickler und Bauträger Wilma sowie die Gemeinde Übersee verkauft. Rund 75 Prozent des Areals gehören nun der Wilma Gruppe, circa 25 Prozent sind Eigentum der Gemeinde.

„Es ist großartig, dass wir nach Jahren der Vorbereitung die drei Verkäuferparteien, die Gemeinde Übersee sowie die Wilma Immobilien-Gruppe zu einem erfolgreichen Abschluss begleiten konnten”, so Jörg Kaller vom Immobilienmakler Engel & Völkers, das die Transaktion vermittelte. Über den Kaufpreis vereinbarten die Parteien Stillschweigen. 

Gemeinde zeigt sich zufrieden

Froh über diese Form des Abschlusses ist auch Übersees Bürgermeister Herbert Strauch (FBL). Ursprünglich sei geplant gewesen, das Grundstück komplett am einen Investor zu vergeben und sich den jetzigen Anteil städtebaulich zu sichern. Doch das habe, so Strauch, von Anfang an zu Differenzen geführt und hätte zudem zur Folge gehabt, dass diese Sicherung nur zeitlich begrenzt gewesen wäre. „Daher bin ich echt froh, dass ich nochmal das Gespräch mit den Eigentümern gesucht habe, so Strauch. Dabei sei es ihm gelungen, alle Beteiligten davon zu überzeugen, dass es gut sei, wenn auch die Gemeinde im Boot ist. „Nach dem Notartermin war ich ehrlich gesagt auch etwas stolz, dieses Ewigkeitsthema zumindest zum Abschluss des Kaufvertrages gebracht zu haben.“  

Die Pläne der Gemeinde

Die Grundstücke werden von der Wilma Immobilien-Gruppe und der Gemeinde Übersee im Zuge eines Bauleitplanverfahrens entwickelt und umgesetzt. Übersees Bürgermeister gibt sich sicher, dass gemeinsam mit dem Investor etwas entwickelt wird, das richtungsweisend für Übersee ist, „...und das innerhalb des Ortes als Nachverdichtung, ohne neue Flächen zu verbrauchen“.

Was den Anteil der Gemeinde betrifft, schildert Strauch die Planung folgendermaßen: „Wir als Gemeinde können direkt über den Anteil verfügen und haben somit direkten Zugriff beziehungsweise Entscheidungshoheit bei der Vergabe.“

Ganz konkret sei im Norden des Areals eine Durchmischung mit ruhigem Gewerbe sowie die Errichtung von gefördertem Wohnungsbau angedacht. Er könne sich kleine Läden und Geschäfte wie in der Feldwieser Straße vorstellen, Lokale oder Cafés und Gründerbüros. Schon bald soll ein Architektenwettbewerb stattfinden, bei dem die per Gemeinderatsbeschluss festgelegten Rahmenbedingungen Berücksichtigung finden sollen.

Ziele der Bürgerwerkstatt

Diese Planung dürfte sich auch mit den Zielen der aus zehn Bürgern bestehenden Bürgerwerkstatt decken, die sich mit der Zukunft des ehemaligen Deutz-Geländes beschäftigte. Man sprach sich grundsätzlich für eine Mischung aus Wohnen, Gastronomie und nicht störendem Kleingewerbe aus. Dabei war der Bürgerwerkstatt sozial geförderter und bezahlbarer Wohnraum vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung besonders wichtig. Hinsichtlich der Wohnstruktur sei eine verdichtete Bauweise mit Geschosswohnungsbauten und Doppelhaushalten beziehungsweise Reihenhäuser mit zwei und drei Geschossen denkbar.

Umweltschäden auf dem Gelände

Auf das Thema möglicher Verunreinigungen und Belastungen des Erdreichs auf dem ehemaligen Deutz-Areal angesprochen, eröffnet Bürgermeister Strauch: „Das ist nicht unser Thema. Wir kaufen unseren Grundstücksanteil frei von Umweltschäden.“ Eine unter Umständen notwendige Bodensanierung obliege den drei ehemaligen Grundstückseigentümern.

Das plant der neue Haupteigentümer

Die Grundstücksanteile der Wilma sollen in mehreren Bauabschnitten mit Mehrfamilienhäusern sowie Reihen- und Doppelhäusern bebaut werden. Wichtig ist für Wilma bei diesem Projekt eine identitätsstiftende, wiedererkennbare und regionaltypische Architektur sowie eine gute Einbettung in den Ortscharakter. „Wir freuen uns über den Ankauf des Grundstücks und das Vertrauen der Gemeinde in unsere Arbeit”, sagt Bettina Klenk, Geschäftsführerin der Wilma Immobilen-Gruppe Region Bayern. „Mit diesem Vorhaben können wir innerhalb kürzester Zeit ein weiteres großes Projekt in der Region Bayern realisieren.”

Genaue Zahlen an Wohneinheiten ungewiss

Ziel sei, so die Wilma-Sprecherin, attraktiven und bezahlbaren Wohnraum für Singles, Paare, Familien und Senioren im landschaftlich reizvollen Chiemgauer Land zu schaffen. Auf die Frage, wie viele Menschen auf dem 25.000-Quadratmeter-Areal ein neues Zuhause finden könnten, verwies Wilma auf den anstehenden Architektenwettbewerb und das durchzuführende Bauleitplanverfahren. Mögliche erste Baumaßnahmen könnten „bereit Ende 2025 oder Anfang 2026 beginnen“.

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