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Dreister Millionen-Betrug um TSV 1860 Rosenheim – Wegen Falschgeld und Taschenspieler-Tricks vor Gericht

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Von: Sascha Ludwig

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‚Betrug am TSV 1860 Rosenheim: Verhandlung gegen 34-Jährigen am Traunsteiner Landgericht
Es geht um ein 10-Millionen-Sponsoring für den TSV 1860 - und um einen dreisten Betrug bei der filmreifen Geldübergabe in Mailand. © Montage Symbolbilder dpa/pa

Es geht ums Geld – ums ganz große Geld: Rund 10 Millionen Euro versprach ein 34-Jähriger für die Fußballer des TSV 1860 Rosenheim und die SpVgg Unterhaching locker zu machen. Doch zu dem großzügigen Sponsoring kam es nie. Mit den Hintergründen, dem vermeintlichen Betrüger und auch den Hintermännern beschäftigt sich seit Montag (16. Januar) das Traunsteiner Landgericht.

Rosenheim/ Traunstein - Für Sportfunktionäre klingt das Angebot beinahe zu schön, um wahr zu sein: Ein großzügiger Sponsor will dem Verein beim möglichen Aufstieg in eine höherklassige Liga unter die Arme greifen. So geschehen beim TSV 1860 Rosenheim im Jahr 2020. Ein vermeintlich „indischer Investor“ bot dem Verein an, insgesamt 10 Millionen Euro bereitzustellen. Am Ende stand der Rosenheimer Traditionsverein allerdings mit leeren Händen da. Und war der dreisten Masche eines vermeintlichen Betrügers auf den Leim gegangen.

Versprechen vom großen Geld – jedoch nur mit einer „Ausfall-Versicherung“

Im Rahmen einer Poker-Runde soll der Millionen-Deal entstanden sein – davon geht die Traunsteiner Staatsanwaltschaft nach ihren umfangreichen Ermittlungen fest aus. Auf der Suche nach finanzkräftigen Investoren hatte ein ehrenamtlicher Mitarbeiter des TSV 1860 Mitte 2020 den Kontakt zu einer Bekannten aufgenommen.

Eine Frau aus Niedersachsen berichtete dem Vereinsmitglied, sie habe zusammen mit einer weiteren Person „ein millionenschweres Geschäft am Laufen“ – genauer: Ein Immobiliengeschäft zwischen ihr, ihrem Partner und einem indischen Investor in Höhe von 5 Millionen Euro.

„Teilweise als Kredit und teilweise als geschenktes Geld“ sollten in Fall des Mannes aus dem Landkreis Rosenheim sogar 10 Millionen Euro den Besitzer wechseln, berichtet der Geschädigte in der Verhandlung am Montag.

Den Partner der Frau kannte der später Geschädigte bereits – er war ihm als vermögender Kunsthändler vorgestellt worden. „Sie müssen keine Angaben machen, wenn Sie sich selbst oder einen nahen Angehörigen dadurch belasten müssen“, macht Richter Ziegler die Frau am Montag auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht aufmerksam. Ein Recht, das die 64-Jährige dann auch wahrnimmt.

In einem anderen Verfahren am Rosenheimer Amtsgericht wurden die Frau und auch der mutmaßliche Kunsthändler bereits wegen gemeinschaftlichen Betrugs zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt – mit ähnlichem Muster wie auch im Fall des TSV 1860 Rosenheim. Ob der aktuelle Fall als Blaupause für die betrügerischen Aktivitäten der 64-Jährigen Pate stand, ist somit ungewiss.

Bargeld gegen Bargeld – mit einem großen Haken

Und dennoch: Dass hinter dem „indischen Investor“ wohl der angeklagte 34-Jährige und weitere Betrüger steckten, wussten weder der Geschädigte, noch – zumindest angeblich - seine beiden Bekannten zum Tatzeitpunkt.

Man einigte sich somit anfangs darauf, dem Verein einen Kredit in Höhe von 10 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Die Übergabe der ersten Rate des Kredits – in Höhe von 1 Million Schweizer Franken in bar - sollte in Mailand erfolgen. Als Ausfall-Versicherung habe man 200.000 Euro vereinbart. Diese Summe brachte das Vereinsmitglied – abgehoben von seinem eigenen Konto - dann zum Treffen in Italien auch mit.

Übergabe mit Hindernissen – und am Ende nur mit einseitigem Erfolg

Ende Oktober begab sich der Vereinsfunktionär mit einem Mietwagen dann nach Mailand. Nach Rücksprache mit dem Investor wollte man sich auf einem Parkplatz treffen. Diese kurzfristige Änderung kam dem Vereinsmitglied dann aber wohl doch etwas spanisch vor. „Da gab‘s dann eine Diskussion und die Männer wollten das Geld sofort haben. Da habe ich gesagt, das mache ich nicht“, erzählt der spätere Geschädigte. Die Übergabe scheiterte also zunächst.

Ein paar Stunden später traf sich das Vereinsmitglied dann erneut mit mehreren Männern – diesmal in einer Mailänder Kneipe. Dort soll ein Schuhkarton von Louis Vuitton und eine Geldzählmaschine gestanden haben. In der Schachtel unzählige Geldbündel mit gefälschten Banknoten. Auf dem Falschgeld sowie dem Karton, konnte ein Beamter der Rosenheimer Kriminalpolizei später zweifelsfrei Fingerabdrücke und auch DNA-Spuren des Angeklagten feststellen.

Dreist abgezockt: Mit Taschenspieler-Tricks haufenweise Falschgeld untergejubelt

In der Bar dann die eigentliche Geldübergabe – diesmal mit Erfolg; aber mit einem dreisten Trick: Anstatt alle Geldbündel nacheinander über die Zählmaschine zu überprüfen, sollen die Betrüger mit einer gehörigen Portion Fingerfertigkeit immer wieder dasselbe, einzige echte Bündel zum Zählen herausgegeben haben. Welche Rolle der Angeklagte dabei spielte, konnte der Geschädigte nicht mehr genau sagen.

Auf diese Weise von der vermeintlichen Echtheit der gesamten Sponsoren-Gelder überzeugt, fuhr der Geschädigte schließlich wieder nach Deutschland. „Was komisch war, dass diese Herren zuletzt im Laufschritt den Laden verlassen haben“, so der Geschädigte.

Erst Zuhause sei ihm aufgefallen, dass es sich um Falschgeld handelte. „Ich habe vertraut, was ich nicht hätte machen dürfen“, so der Geschädigte auf die Nachfrage, warum er auf diese Masche reingefallen war. Alles hätte „enorm seriös und auch ehrlich“ auf das Vereinsmitglied gewirkt.

Angeklagter weist Verantwortung von sich – doch wer steckt hinter der Betrugsmasche?

Vor Gericht äußert sich der Angeklagte am Montag nur über seine Anwälte. Er will zwar versucht haben, die Übergabe der Gelder anfänglich auf einem Parkplatz durchzuführen – allerdings ohne Erfolg. Beim späteren Treffen in der Bar will er dann aber nicht mehr vor Ort gewesen sein. Bei der italienischen Polizei hatte der Angeklagte weitaus umfangreichere Angaben gemacht: Er gab an, den Betrug geplant und am Ende auch durchgeführt zu haben. Für seine Bemühungen sollte er 80.000 Euro behalten dürfen. In Traunstein vor Gericht gibt er an, dass es sich lediglich um 8000 Euro gehandelt haben soll. Wer sonst noch im Rahmen des Betrugs beteiligt war, wollte der Angeklagte weder am Montag in Traunstein, noch in Italien bei der Polizei sagen.

Prozess wird am Dienstag (17.Januar) fortgesetzt – mit weiteren Zeugen

Die Verhandlung vor der 2. Strafkammer am Traunsteiner Landgericht unter dem Vorsitz von Richter Volker Ziegler wird am Dienstag (17. Januar) fortgesetzt. Dann sollen in erster Linie weitere Zeugen gehört werden. Auch ein dritter Verhandlungstag Anfang Februar ist seitens der Kammer bereits fest eingeplant.

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