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Revolution des Grillens? Rosenheimer Erfinder wollen über TV-Show zur „Grill-Weltherrschaft“

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Von: Julian Baumeister

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Rainer Krug (links) und Josef Kogler aus Rosenheim haben eine Grillkohle entwickelt, die das Grillerlebnis revolutionieren soll.
Rainer Krug (links) und Josef Kogler aus Rosenheim haben eine Grillkohle entwickelt, die das Grillerlebnis revolutionieren soll. © Montage: dpa/picture alliance/Karl-Josef Hildenbrand/Rowerk

Grillen gehört für viele zu einem perfekten Sommerabend. Das Anzünden von Holzkohlegrills ist dabei aber meist eine Wissenschaft für sich und kostet Zeit. Zwei Rosenheimer wollen das mit ihrer Erfindung ändern und den Grillabend revolutionieren. Eine Idee, die es sogar ins Fernsehen geschafft hat.

Rosenheim/Grassau - Für Rainer Krug gibt es nur ein Ziel: „Die Grill-Weltherrschaft“, sagt er und lacht. Der 55-Jährige aus Stephanskirchen hat mit seinem Freund, dem Panger Josef Kogler, ein Produkt entwickelt, mit dem sie das Grillen revolutionieren wollen. Die Rede ist von einer neuen Holzkohle, die ohne zusätzliche Hilfsmittel wie Spiritus oder Grillanzünder schneller, besser, sicherer und nachhaltiger brennen soll. „Damit wird das Grillen mit dem Holzkohlegrill genauso einfach wie mit dem Gasgrill“, sagt Krug.

Keine alte Zeitung oder Spiritus

Die Idee sei den beiden Männern bei einem der gemeinsamen Grillabende im Jahr 2017 gekommen. „Wir hatten die gleichen Probleme wie alle anderen“, erzählt Krug, der eigentlich als Eventmanager arbeitet. Entweder habe der Grillanzünder nicht gescheit gebrannt oder es habe ewig gedauert, bis die Kohle geglüht hat und sie mit dem Grillen beginnen konnten. Deshalb sei Krug auch das ein oder andere Mal auf einen Gasgrill umgestiegen. „Das schmälert aber ein wenig das Grillerlebnis. Man kann weder der Glut zuschauen noch gemütlich zusammen um den Grill stehen und ratschen.“

Da ist den Rosenheimern klar gewesen: „Dagegen müssen wir etwas machen.“ Weil Grillkohle eine Wissenschaft für sich sei, haben sich die beiden erst einmal in die Materie hineinarbeiten müssen. „Außer unserer Leidenschaft fürs Grillen wussten wir ja nichts“, sagt Krug. Beide hätten beruflich nichts mit Grillkohle zu tun gehabt. „Nach der ersten Recherche haben wir uns einmal im Monat in der Garage getroffen und Zutaten in den Mixer geworfen. Davon haben wir einige zerstört.“

Mehrere Jahre Entwicklungszeit

Erst drei Jahre und einen gescheiterten Entwicklungsversuch später habe man dank der Unterstützung eines Chemielehrstuhls der Hochschule Rosenheim sowie eines Labors das richtige Rezept für die „perfekte Holzkohle“ gefunden. „Wir ummanteln unsere Kohle in einem patentierten Verfahren mit einer speziellen Flüssigkeit“, erklärt Krug. Diese bestehe dem Stephanskirchner zufolge zum einem aus Sterin, einer fettähnlichen Substanz, die im Tier-und Pflanzenreich vorkommt. Der Rest sei Firmengeheimnis. „Die Inhaltsstoffe werden beispielsweise auch in der Kerzenproduktion verwendet“, verrät Krug.

Der Vorteil dieser Flüssigkeit, die Krug und Kogler „SmartStartCover“ tauften: Die Kohle brenne aufgrund der Beschichtung gleichmäßiger und schneller an als herkömmliche Holzkohle. „Außerdem ist es sicherer, da keine Brandbeschleuniger oder Zeitungspapier gebraucht werden.“ Zudem sei die Kohle staubfrei, man bekomme beim Anfassen keine schwarzen Finger und die Glut halte sich länger.

Keinen Einfluss auf den Geschmack

Der andere Vorteil: Die Substanz habe keinerlei Einfluss auf das Grillgut. „Die ist geschmacks- und geruchlos und absolut speiseverträglich“, sagt Krug. Und auch Veganer und Vegetarier könnten Krug zufolge die Grillkohle trotz der tierischen Bestandteile bedenkenlos verwenden. „Die Substanz verbrennt beim Anzünden und hinterlässt keine Rückstände, die aufs Essen übergehen.“

Krug und Kogler produzieren die Grillkohle mit wenigen Mitarbeitern in einer Halle in Grassau - maschinell und per Hand. Dort werde die Kohle in die erhitzte Flüssigkeit getaucht und dann getrocknet. „Im Moment müssen wir die Kohle, die von heimischen Hölzern kommt, noch zukaufen“, berichtet der Stephanskirchner. Da gebe es aber Pläne, diese auch selber aus nachhaltigen Resthölzern herzustellen.

Produktion von 2000 Tonnen Grillkohle

Mittlerweile könnten die beiden rund 2000 Tonnen der Grillkohle im Jahr herstellen. Die Anfänge seien schwierig gewesen. „Wir konnten eigentlich nur 4,5 Tonnen jährlich produzieren und bekamen plötzlich einen Auftrag für 300 Tonnen. Dafür hatten wir drei Monate“, erzählt Krug. So musste in kürzester Zeit eine Produktionshalle - damals noch in Stephanskirchen - gefunden werden. „Wir haben uns das ganze Material mehr oder weniger mit Sachen aus dem Baumarkt wie Maurerwannen oder Siebe aus Holzpaletten selbst zusammengebaut“, sagt Krug. Abends hätte er dann immer mit seiner Frau die 1600 Quadratmeter große Halle mit zwei Haushaltsstaubsaugern gereinigt. „Das waren wilde Zeiten, aber die Idee hat funktioniert.“

Und diese Idee hat es jetzt sogar ins Fernsehen geschafft. Krug und Kogler stellen ihre Grillkohle „Glühgut“ am Sonntag, 5. Februar, um 19.10 Uhr in der VOX-Sendung „Genial gedacht?! - Der Tüftlercheck“, die auf dem Onlinedienst „RTLplus“ läuft, vor. Dort bewerten Testpersonen die neuesten Erfindungen und küren pro Sendung einen Sieger. „Wir sind zwar nicht die größten Selbstdarsteller, aber spannend waren die Dreharbeiten trotzdem.“

Wenn die Sendung ausgestrahlt wird, wollen die beiden Männer mit Freunden gemeinsam vor dem Fernseher sitzen. „Und klar, da wird nebenbei natürlich gegrillt.“

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