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Was wird aus dem Scheitzenberg-Anwesen in Seeon? Misstrauen gegen Pläne von „Viseon Leben“

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Von: Gabi Rasch

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Das rund 3,7 Hektar große ArealScheitzenberg soll zum Ort der Begegnung und des Lernens werden. Der Gemeinderat reagierte allerdings skeptisch auf die Ideen des Besitzers.
Das rund 3,7 Hektar große Areal Scheitzenberg soll zum Ort der Begegnung und des Lernens werden. Der Gemeinderat reagierte allerdings skeptisch auf die Ideen des Besitzers. © Archiv Rasch

Skeptisch reagierte der Seeon-Seebrucker Gemeinderat auf die künftigen Nutzungspläne des neuen Besitzers für das Scheitzenberg-Anwesen.

Seeon-Seebruck – Weniger begeistert als skeptisch reagierte der Seeon-Seebrucker Gemeinderat auf die Vorgehensweise der künftigen Nutzung des Scheitzenberg-Anwesens in Seeon. Der neue Besitzer, Heilpraktiker Stephan Hausner und seine Mitstreiter Dagmar Gumberger und Matthias Bauer, haben in der Gemeinderatssitzung ein Betriebskonzept vorgestellt, das den Plänen ähnelt, die bereits vor fünf Jahren in der Schublade lagen, sich aber zerschlagen haben.

Gründung des Vereins „Viseon Leben“

Hausner, der sich seit 40 Jahren mit ganzheitlicher Gesundheit beschäftigt, will aus dem Scheitzenberg einen „besonderen Ort der Begegnung des Lernens und der Regeneration“ machen.

Zunächst schlagen der Heilpraktiker aus Siegsdorf und sein Team eine Zwischennutzung vor, bevor das eigentliche Gründungsvorhaben „Viseon Leben“ umgesetzt werden soll.

Ziel der Geschäftsidee ist es, einen Ort mit Anziehungskraft zu schaffen, der den nächsten Generationen gewidmet ist. Zielgruppen sind Seminarteilnehmer, Urlauber, Touristen, Freizeitsportler, Menschen, die eine Auszeit von ihrem Alltag nehmen wollen, aber auch Menschen, die Arbeit und Freizeit miteinander verbinden. Viseon soll sowohl ein Ort des mehrdimensionalen Lernens sein als auch ein Ort mit einer besonderen Atmosphäre, die zum Verweilen, Entspannen und zur Regeneration einlädt. Um endlich zum Zug zu kommen, hat sich der für die Projektentwicklung gegründete Verein „Viseon Leben“ eine Zwischennutzung ausgedacht.

Ideenstudien mit Architekurstudenten erarbeiten

Begleitend zum Umbau plant man, mit Teilen des Betriebes zu beginnen, um dem Ort von Anfang an Leben einzuhauchen. So ist angedacht mit den Architekturstudenten der TH Rosenheim im Sommersemester 2023 Ideenstudien zu erarbeiten und in Kooperation mit einem Architekturbüro dann gemeinsam ein nachhaltiges Baukonzept zu erarbeiten.

Seit vergangenem Herbst heiße es „Rama dama“ in Scheitzenberg, sagte Hausner. „Wir sind schon beim Ausräumen der Bestandsgebäude und dabei hat sich herausgestellt, dass Teile der Gebäude noch gut erhalten und sanierungsfähig wären.“ Insofern könnten mit einem überschaubaren finanziellen Aufwand Teile des Gebäudes als Seminarraum und Co-Working Space instand gesetzt werden. Der gastronomische Betrieb könnte mit mobilen Versorgungseinheiten, wie Food-Trucks, Kaffeewagen oder einem Biergarten, funktionieren.

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Das Anwesen auf dem 3,7 Hektar großen Areal, das die Gemeinde 2014 verkauft hat, rottet seit über 20 Jahren vor sich hin. Baureife Pläne wurden zuhauf geschmiedet und immer wieder verworfen.

So auch zuletzt vor vier Jahren, als das brachliegende Anwesen als eine Art „Gesundheits-Oase“ der Öffentlichkeit wieder zugängig gemacht werden sollte. Nach Angaben der Verwaltung hätten zwischen dem neuen Besitzer Stephan Hausner und der Verwaltung in den vergangenen Jahren immer wieder Gespräche hinsichtlich möglicher Nutzungskonzepte stattgefunden. Dabei sei der Grundstücksbesitzer immer wieder auf Nutzungsmöglichkeiten im Rahmen des Bebauungsplanes „Seeon Scheitzenberg“, der hier ein Sondergebiet Hotel und Gastronomie festsetzt, hingewiesen worden.

Entsprechende Baugenehmigung erforderlich

„Für die Nutzung der Bestandsgebäude, Umbauten, Instandsetzungs- und Sanierungsarbeiten, die über eine Verfahrensfreiheit hinausgehen, und da es sich in der Regel um einen Sonderbau handelt, ist eine entsprechende Baugenehmigung erforderlich“, nimmt die Verwaltung Stellung.

Kritisch sieht die Verwaltung, wenn erst nur Seminarräume, ohne Hotel und Gastronomie geschaffen werden. Es bestehe die Gefahr, dass die festgesetzte Gebietsart Sondergebiet Hotel/Gastronomie im Sinne der Baunutzungsverordnung gekippt werde. Seminarräume müssten dem vorgegebenen Betrieb Hotel und Gastronomie untergeordnet sein und dürften nicht überwiegen. Vor diesem Hintergrund lehnte sich der Gemeinderat dem Beschlussvorschlag der Verwaltung an, dass der Bebauungsplan „Seoon Scheitzenberg“ mit seiner festgesetzten Gebietsart zu erhalten ist und dieser nicht durch andere Nutzungsarten gefährdet werden dürfe.

Zur vollumfänglichen Beurteilung der Umsetzung fordert der Gemeinderat vom Antragsteller einen entsprechenden Bauantrag. Dazu gehöre ein vollumfängliches und funktionales Betriebskonzept sowie ein Finanzierungskonzept und ein Stellplatznachweis.

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Dem einstimmigen Beschluss ging eine längere Diskussion voraus, in der sich Skepsis manifestierte. Zweiter Bürgermeister Norbert Maier (FW) sagte: „Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie man diese Ruine nur halbwegs bewohnbar machen kann.“ In seinen Augen gibt´s nur eins: „Wegschieben und neu bauen.“

Vieles hätte der Gemeinderat schon vor über vier Jahren gehört und kritisch gesehen, betonte Franz Wörndl und forderte mit Nachdruck ein Finanzierungs- und Planungskonzept.

Gemeinderat fordert konkrete Fakten

Eine klare Abfolge forderten auch Thomas Reitmaier (CSU) und Martha Gruber (FW): „Wir hatten schon einen solchen Vorschlag vor fünf Jahren und nix is passiert“, sagte Gruber.

Manuela Kral (CSU) erinnerte an die früheren Nutzungen des Scheizenberg-Anwesens und schwelgte dabei in Erinnerungen. „Ehrlich gesagt habe ich bei dem wie im Portfolio beschriebenen „Leuchtturmprojekt“ Bauchweh und Angst, dass Scheitzenberg in die Richtung Oberbrunn ab triftet“, befürchtete sie.

Angelika Wolferststetter von den Grünen meinte, das Portfolio sei schön ausgeschmückt mit Worten, aber ihr gingen Inhalte ab.

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