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Vorschlag zum „Freedom Day“ in Deutschland? SPD und Grüne dagegen: „Nicht ethisch vertretbar“

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Von: Daniel Pichler, Max Partelly

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Der Vorstoß von Kassenärztechef Andreas Gassen, zum 30. Oktober alle Corona-Beschränkungen aufzuheben, trifft bei SPD und Grünen auf Ablehnung. Die Impf-Kampagne sei noch nicht weit genug fortgeschritten, heißt es unter anderem.
Der Vorstoß von Kassenärztechef Andreas Gassen, zum 30. Oktober alle Corona-Beschränkungen aufzuheben, trifft bei SPD und Grünen auf Ablehnung. Die Impf-Kampagne sei noch nicht weit genug fortgeschritten, heißt es unter anderem. © picture alliance/Friso Gentsch (Symbolbild)

München/Oberbayern - Das Coronavirus sorgt in der Region, in Bayern, in Deutschland und der Welt nach wie vor für Einschränkungen im öffentlichen Leben. Die Entwicklungen am Samstag (18. September) im News-Ticker:

Die Fallzahlen im Überblick:

Update, 18.48 Uhr - Vorschlag „Freedom Day“? SPD und Grüne dagegen: „Nicht ethisch vertretbar“

Der Vorstoß von Kassenärztechef Andreas Gassen, zum 30. Oktober alle Corona-Beschränkungen aufzuheben, trifft bei SPD und Grünen auf Ablehnung. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält dies für „nicht ethisch vertretbar“. Die Welle der Pandemie, die dann käme, wäre zu groß, warnte der SPD-Politiker auf Twitter. Besser wäre eine Öffnung, wenn 85 Prozent geimpft seien. Bis dahin sollte die 2G-Regel gelten.

Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen widersprach Gassen ebenfalls. „Jetzt so zu tun, als sei die Pandemie ein Privatvergnügen und Ungeimpfte letztlich selbst dran Schuld und wir könnten uns jetzt von allen Schutzmaßnahmen verabschieden, das halte ich für zynisch“, sagte Dahmen dem Sender NDR Info. Auch widerspreche die Forderung der Haltung der Mehrheit der niedergelassenen Ärzte. Für eine Lockerung der Maßnahmen bräuchte es eine Impfquote bei den über 60-Jährigen von deutlich über 90 Prozent, in der Gesamtbevölkerung bei den impffähigen Personen von über 80 Prozent. „Es wäre gut, wenn die Kassenärztliche Vereinigung sich hier auf das Impfen konzentriert, hier mehr Tempo macht“, riet Dahmen.

Gassen hatte sich für das Ende aller Corona-Beschränkungen zum 30. Oktober ausgesprochen. „Nach den Erfahrungen aus Großbritannien sollten wir auch den Mut haben zu machen, was auf der Insel geklappt hat. Also braucht es jetzt eine klare Ansage der Politik: In sechs Wochen ist auch bei uns Freedom Day!“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ am Samstag.

Update, 15 Uhr - Und München feiert doch: Bier und Brotzeit unter der Bavaria trotz Corona

Nach der erneuten Absage des Oktoberfests sind Wiesn-Fans in Tracht mit Bier und Brotzeit im Gepäck zur Theresienwiese gezogen. Bei strahlendem Sonnenschein kam auf dem Festgelände am Samstag (18. September) unter der Bavaria Oktoberfeststimmung auf. „Ozapft is“, hieß es um 12 Uhr auch dort. Ohne die Corona-Pandemie hätte hier das Oktoberfest begonnen, das deswegen zum zweiten Mal nicht stattfindet.

Michael Pummer hatte sich mit einem Freund an den Stufen zur Bavaria postiert, einige Flaschen Wiesnbier hatten beide schon geleert - zum „Anstich“ um 12.00 Uhr öffneten sie ein Fünf-Liter-Fass und prosteten sich zu. „Die schaffen wir.“ Es sei ja noch früh am Tag.

Ein Paar mit zwei Söhnen zog eine Bierbank aufs Festgelände. Im Gepäck: Bier, Brezn und Obazda. Sie seien gekommen, „weil wir die Wiesn vermissen“. Auf Decken machten es sich Grüppchen mit Brotzeit auf dem weitläufigen Gelände gemütlich.

Anders als im vergangenen Jahr herrschte auf der Theresienweise am ursprünglich geplanten Eröffnungstag des Oktoberfestes kein Alkoholverbot. Das Gelände sei eine öffentliche Grünfläche, hatte der Münchner Wirtschaftsreferent und Wiesnchef Clemens Baumgärtner (CSU) vorab betont. „Die kann im Rahmen der Vorschriften jeder nutzen, wie er will. Es darf auf der Theresienwiese auch Bier getrunken werden.“

Im nächsten Jahr soll hier wieder Bier in Strömen fließen: 2022 soll es eine Wiesn geben. Laut Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Baumgärtner laufen dafür derzeit Planungen.

Update, 13.35 Uhr - Kreis Altötting meldet 17 neue Coronafälle

Das Gesundheitsamt Altötting hat für seinen Zuständigkeitsbereich 17 neue Corona-Fälle gemeldet, darunter auch drei Reiserückkehrer. Damit stieg die Gesamtzahl der Infizierten seit Pandemie-Ausbruch in Stadt und Landkreis Altötting auf 6735 Personen.

Die aktuelle Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 137,9. Aktuell gibt es in Stadt und Landkreis 262 aktive Fälle - die meisten davon in Altötting (52), Burghausen (40), Töging (31), Garching (17) und Neuötting (16). Zudem gab es auch zwei positive Schnelltest-Ergebnisse, die bislang jedoch noch nicht in die Statistik eingearbeitet wurden.

Update, 13.28 Uhr - Corona-Ausbruch trotz 2G: Experten betonen dennoch Impfschutz   

Nach dem Corona-Ausbruch in Münster bei einer 2G-Party mit über 80 Infizierten unterstreichen Experten dennoch die Bedeutung der Schutzimpfung. Unter Extrembedingungen eines Clubs mit Hunderten Besuchern, Enge und dicht geführten Gesprächen bei lauter Musik seien Infektionen auch für Geimpfte und Genesene nicht völlig auszuschließen, sagte Bernd Salzberger, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, der Deutschen Presse-Agentur. Die Impfung schütze in diesen Fällen aber offensichtlich trotzdem: Die Betroffenen in Münster hätten durchweg keine schweren Verläufe.

Spricht das gegen 2G? Nein, klar dafür. Ohne 2G wären viel mehr Partybesucher schwer erkrankt“, kommentierte kürzlich der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach.

An der Party hatten am 3. September in Münster rund 380 Frauen und Männer teilgenommen. Die meisten von ihnen sind Anfang oder Mitte 20. Zugang hatten nur doppelt gegen Corona Geimpfte oder Genesene (2G). Nach der Party hatte die Stadt dennoch zahlreiche Neuinfektionen gemeldet. Nach dem letzten Stand waren es 85 und ein Mitarbeiter des Clubs (Stand 17.9.) - mehr als jeder fünfte Party-Teilnehmer. Falsche Angaben der Gäste zu ihrem Impfstatus als Erklärung schließt die Stadt nach bisherigem Stand aus.

Update, 11.59 Uhr - Spahn: „Sollten im Südosten noch deutlich höhere Impfquoten erreichen“  

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat am Samstag auf die Unterschiede beim Fortschritt der Corona-Impfungen zwischen den Bundesländern hingewiesen. „Im Nordwesten sind wir fast am Ziel, im Südosten sollten wir noch deutlich höhere Quoten erreichen“, schrieb der CDU-Politiker bei Twitter. Nach seinen Angaben haben 62,9 Prozent der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland (52,3 Millionen Menschen) vollen Impfschutz, 67,1 Prozent (55,8 Millionen) erhielten mindestens eine Impfung.

Tatsächlich sind im Nordwesten deutlich mehr Menschen gegen Corona geimpft als im Südosten, wie Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zeigen. Bremen ist Spitzenreiter: Hier wurden 77,7 Prozent der Bürger einmal geimpft und 73,3 Prozent haben einen vollständigen Schutz (Stand: Samstag, 10.31 Uhr). Auch in Schleswig-Holstein, Hamburg und Nordrhein-Westfalen erhielten mehr als 70 Prozent der Einwohner mindestens eine Corona-Impfung.

In Ostdeutschland liegen die Impfquoten weiterhin zumeist deutlich niedriger als im Westen. In Sachsen beispielsweise haben bisher nur 56,9 Prozent einen ersten und 53,6 einen zweiten Piks erhalten. Auch in Thüringen liegt die Impfquote noch unter 60 Prozent. Doch auch Bayern (63,8 Prozent Erstimpfungen) und Baden-Württemberg (64,3 Prozent) liegen noch weit hinter den Impf-Vorreiter-Bundesländern.

Update, 10.38 Uhr - Münchens Oberbürgermeister stellt klar: Keine „kastrierte Wiesn“ 2022    

Zum zweiten Mal ist das Oktoberfest wegen der Corona-Pandemie abgesagt - trotzdem heißt es in München am Samstag „Ozapft is“. In vielen Wirtshäusern werden zum ursprünglich geplanten Wiesn-Start um 12.00 Uhr Bierfässer angestochen. In gut 50 Gaststätten laden Innenstadt- und Wiesnwirte für zwei Wochen bis 3. Oktober zur Wirtshauswiesn. Auch in anderen Kneipen wird es bei Musik, Wiesnbier und Tracht oktoberfestlich zugehen.

Dabei schauen viele schon hoffnungsfroh auf 2022. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) will „allerspätestens im April nächsten Jahres“ über das Oktoberfest 2022 entscheiden. „Ich möchte auf jeden Fall, dass es in meiner Amtszeit bei zwei Wiesn-Absagen bleibt“, sagte Reiter der Augsburger Allgemeinen (Samstag). Es gebe bereits Gespräche zur Umsetzung.

Reiter betonte, es werde keine Wiesn für alle geben. „Wenn sich jemand nicht testen oder impfen lassen will, dann wird er auch 2022 nicht aufs Oktoberfest gehen können“, sagte Reiter der Zeitung. Es gebe dafür verschiedene denkbare Varianten, technische und personelle Kontrollen. In den Zelten werde es aber keine Beschränkungen geben können - „etwa dass Abstände eingehalten werden müssen, Maske getragen werden muss oder nur jede fünfte Bank belegt werden darf.“ Eine „kastrierte Wiesn“ könne es nicht geben. „Das ist dann kein Oktoberfest. Bevor so etwas kommt, lassen wir es lieber sein.“

Update, 08.55 Uhr - Zwei oberbayerische Landkreise weiter bundesweite Spitzenreiter

7-Tage-Inzidenzen in Südostbayern und Krankenhaus-Ampel in Bayern (Stand: 18. September 2021).
7-Tage-Inzidenzen in Südostbayern und Krankenhaus-Ampel in Bayern (Stand: 18. September 2021). © www.der-himmel-im-suedosten.de

Nach wie vor führen die Kreise Berchtesgadener Land und Traunstein die bundesweite Hotspot-Liste an. Die Inzidenzen im Detail: Landkreis Altötting (von 132,6 auf 137,9), Landkreis Mühldorf (von 91,0 auf 99,6), Kreis Berchtesgadener Land (von 217,3 auf 193,7), Landkreis Traunstein (von 218,0 auf 221,8), Stadt Rosenheim (von 184,0 auf 179,3) und Landkreis Rosenheim (von 161,2 auf 172,3). In der Stadt Rosenheim wurde laut RKI ein weiterer Todesfall gemeldet.

310 hospitalisierte Corona-Fälle in den vergangenen sieben Tagen gibt es aktuell in Bayern, damit liegt die Hospitalisierungsinzidenz bei 2,4 (Quelle/Stand: LGL, 17 September, 8 Uhr). Die Krankenhausampel ist damit aktuell grün.

RKI meldet 8901 Corona-Neuinfektionen: Inzidenz bei 72,0   

Die 7-Tage-Inzidenz in Deutschland ist am fünften Tag in Folge gesunken. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Samstagmorgen mit 72,0 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 74,4 gelegen, vor einer Woche bei 82,8. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 8901 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.40 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert bei 11.214 Ansteckungen gelegen.

Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 63 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 45 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.134.779 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.

Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Freitag mit 1,89 an (Mittwoch: 1,87). Ein Wochen- oder Monatsvergleich ist wegen einer hohen Zahl an Nachmeldungen nicht möglich.

Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.

Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.882.700 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 92.920.

dp/mda/dpa

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