Merkel in „großer Sorge“ wegen aktueller Pandemielage - Ministerium: Alle haben Anspruch auf Corona-Booster

München/Oberbayern - Das Coronavirus sorgt in der Region, in Bayern, in Deutschland und der Welt nach wie vor für Einschränkungen im öffentlichen Leben. Die Entwicklungen am Samstag (30. Oktober) im News-Ticker:
Die Fallzahlen im Überblick:
- Hospitalisierte Fälle/7 Tage in Bayern: 486 (Quelle/Stand: LGL, 29. Oktober, 8 Uhr)*
- Hospitalisierungsinzidenz Bayern: 3,7 (Quelle/Stand: LGL, 29. Oktober, 8 Uhr)
- Covid-19-Fälle auf Intensivstationen in Bayern: 384 (Quelle/Stand: DIVI, 30. Oktober, 7 Uhr)**
- 7-Tage-Inzidenz: Stadt Rosenheim 377,4, Landkreis Rosenheim 464,2, Landkreis Traunstein 573,6, Landkreis Berchtesgadener Land 462,7, Landkreis Mühldorf 648,2, Landkreis Altötting 275,0 (Quelle/Stand: RKI, 30. Oktober, 7.03 Uhr)
- Bislang infizierte Personen: Stadt Rosenheim 5479, Landkreis Rosenheim 19.868, Traunstein 15.836, Berchtesgadener Land 9059, Mühldorf 9494, Altötting 7814 (Quelle/Stand: RKI, 30. Oktober, 7 Uhr)
- Todesfälle: Stadt Rosenheim 75, Landkreis Rosenheim 486, Traunstein 225, Berchtesgadener Land 109, Mühldorf 165, Altötting 217 (Quelle/Stand: RKI, 29. Oktober, 8.52 Uhr)
- Service: Fälle Deutschland --- Fälle weltweit --- Überblick Risikogebiete
* = Steigt der Wert auf 1200 oder höher, tritt Warnstufe Gelb in Kraft
** = Steigt der Wert auf 600 oder höher, tritt Warnstufe Rot in Kraft
Update, 21.10 Uhr - Lehrerverbände stehen hinter Verschärfung der Maskenpflicht
Die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands, Simone Fleischmann, sagte der dpa in München: „Selbstverständlich versteht der BLLV, dass aufgrund der deutlich gestiegenen Inzidenzen weitere Maßnahmen zum Gesundheitsschutz gegangen werden müssen.“ Wenn Söder diese Entscheidung nun am Donnerstag vor den Ferien abgeräumt habe, „dann ganz gewiss, weil er weiß, dass die Schulfamilie es nicht mehr aushält, wenn wieder kurzfristig von Freitag auf Montag Neuerungen im Bereich der Gesundheitsmaßnahmen umzusetzen sind“, fügte Fleischmann hinzu.
Der Vorsitzende des Realschullehrerverbands, Jürgen Böhm, sagte: „Bei den derzeit hohen und täglich steigenden Inzidenzzahlen, die man nach wie vor im Auge behalten muss, ist es eine pädagogisch schmerzhafte, aber sinnvolle Maßnahme, zur Maskenpflicht auch im Unterricht zurückzukehren.“ Er forderte aber: „Solche weitreichenden Umstellungen sollten schnell und eindeutig kommuniziert werden.“ Man könne die Schulen nicht in der Luft hängen lassen, mahnte er.
Söder hatte angesichts explodierender Corona-Zahlen am Donnerstag angekündigt, dass Schülerinnen und Schüler nach den Herbstferien - also vom 8. November an - voraussichtlich auch im Unterricht wieder Masken tragen müssen. Endgültig soll dies aber erst in einer Sondersitzung des Kabinetts am kommenden Mittwoch beschlossen werden.
Auch der Bayerische Philologenverband sieht dies „als unschöne, aber notwendige Maßnahme zur Sicherung des Präsenzbetriebs“.
Update, 19.05 Uhr - Ministerium: Alle haben grundsätzlich Anspruch auf Corona-Booster
Alle Bürger haben grundsätzlich Anspruch auf eine Corona-Auffrischungsimpfung. Darauf hat das Gesundheitsministerium am Samstag noch einmal per Twitter hingewiesen. Es bezog sich dabei auf die Impfverordnung. Für einige Personengruppen seien die Auffrischungsimpfungen (Booster-Impfungen) aber besonders sinnvoll. Das Ministerium verwies dabei auf seine Seite im Internet, auf der diese Personengruppen aufgelistet sind. Dazu zählen zum Beispiel Menschen mit einer Immunschwäche und Menschen ab 60 Jahren - „nach individueller Abwägung und ärztlicher Beratung“, wie es dort heißt.
Zuvor hatten Ärztevertreter Kritik an Spahn geübt. „Wir sind verärgert, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Erwartungen schürt, Booster-Impfungen seien für alle möglich“, sagte das Vorstandsmitglied des Hausärzteverbands, Armin Beck, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Die Hausärzte folgen der Empfehlung der Ständigen Impfkommission, und diese empfiehlt aktuell Drittimpfungen nur für über 70-Jährige und wenige andere Gruppen.“ Durch Spahns Äußerungen werde nun aber der Aufklärungs- und Diskussionsbedarf in den Praxen größer. Wenn die Ständige Impfkommission (Stiko) ihre Empfehlung ausweite, würden die Hausärzte auch diese Personengruppen impfen, kündigte er an.
Update, 16.56 Uhr - Merkel in „großer Sorge“ wegen aktueller Pandemielage
Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen warnt die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel vor Leichtfertigkeit im Umgang mit der Pandemie. Die aktuelle Entwicklung der Hospitalisierungswerte und der Todeszahlen bereite ihr „große Sorgen“, sagte die frühere CDU-Chefin am Samstag. „Sie sollte uns allen Sorgen bereiten.“
Sie stehe dennoch weiter dazu, dass es hierzulande keine Impfpflicht gibt, betonte Merkel. „Aber dass zum Beispiel noch zwei, drei Millionen Deutsche über 60 ungeimpft sind, stimmt mich sehr traurig, weil das einen Unterschied machen könnte für sie persönlich wie für die ganze Gesellschaft.“
Zum Fall des ungeimpften Bayern-Profifußballers Joshua Kimmich sagte Merkel, auch dieser habe das Recht, sich nicht impfen zu lassen. Zu Kimmichs Begründung, der unter anderem auf fehlende Langzeitstudien zu den Impfstoffen verwiesen hatte, sagte Merkel, es gebe ja „sehr gute Sachargumente, die allgemein verfügbar sind“. Weiter sagte sie: „Vielleicht macht sich Joshua Kimmich darüber ja auch noch Gedanken. Er ist ja als sehr reflektierter Fußballer bekannt.“
Zu den einschneidenden Beschränkungen der Freiheitsrechte während der Pandemie sagte Merkel, sie habe es als Aufgabe des Staates gesehen, die Gesundheit möglichst vieler Menschen zu schützen und zu verhindern, dass die Krankenhäuser überlastet werden.
Update, 15.29 Uhr - 34 neue Fälle im Landkreis Altötting.
Das Landratsamt meldet am Samstag 34 neue Coron-Fälle die durch einen PCR-Test bestätigt wurden. Insgesamt gab es damit seit Beginn der Pandemie 7814 Corona-Fälle im Landkreis Altötting. Die aktuelle 7-Tage-Inzidenz im Landkreis liegt laut RKI bei 275,0.
Update, 13.30 Uhr - Sieben-Tage-Inzidenz in Bayern so hoch wie noch nie - 230,7
Die Zahl der Corona-Infektionen ist in Bayern auf einen Pandemie-Rekordwert von 230,7 gestiegen. Das geht aus den Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Samstag hervor. Am Freitag hatte der Wert bei 221,9 gelegen. Die Inzidenz ist damit höher als je zuvor in dieser Pandemie. Ein ähnlich hohes Niveau hatte es zuletzt im vergangenen Dezember gegeben. Bundesweiter Hotspot war am Samstag weiter der Landkreis Mühldorf am Inn mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 648,2. Die Inzidenz misst die Zahl der erfassten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche.
Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sagte dem Bayerischen Rundfunk, Grund für den Anstieg seien die Lockerungen der vergangenen Zeit. „Wir haben das Impfen, deshalb haben wir mehr Kontakte zugelassen. Und mehr Kontakte führen zu mehr Neuinfektionen.“ Im Freistaat steigen die Infektionszahlen besonders bei den Schulkindern.
In besonders betroffenen Gegenden in Südbayern werden die Pandemie-Auflagen daher zum 1. November verschärft. In den Landkreisen Mühldorf am Inn, Altötting, Traunstein, Berchtesgadener Land und Miesbach sowie in Stadt und Landkreis Rosenheim gelten dann etwa neue Bestimmungen zur Maskenpflicht und zur Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen.
Holetschek warb erneut für die Corona-Auffrischungsimpfungen, möglicherweise über die „verwundbaren Gruppen“ hinaus. „Ich glaube schon, dass wir prüfen müssen, ob nicht jeder eine Auffrischungsimpfung, auch im Sinne einer gesundheitlichen Vorsorge kriegen sollte. Ich würde mir wünschen, dass wir sehr schnell jetzt da noch einmal drauf schauen“, sagte er dem Bayerischen Rundfunk.
Update, 11.31 Uhr - Corona-Schrecken in Seniorenheim: Acht Tote, nur Hälfte der Pfleger geimpft - Infizierter Leiter kam ins Heim
Nach einem Corona-Ausbruch in einer Senioren-Residenz in Brandenburg sollen bereits acht Bewohner gestorben sein. Insgesamt seien in der Einrichtung in Schorfheide am Werbellinsee 42 Bewohner und 15 Mitarbeiter an Covid-19 erkrankt, bestätigte das Gesundheitsamt des Landkreises Barnim dem Rundfunk Berlin-Brandenburg am Freitag.
„Es ist eine sehr ungünstige Situation in diesem Heim, weil zwar die Bewohner recht gut geimpft sind, aber die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben eine relativ geringe Impfquote“, sagte Amtsärztin Heike Zander dem Radiosender Antenne Brandenburg. „In dieser Einrichtung beträgt die lediglich ungefähr 50 Prozent.“
Das berge ein erhöhtes Risiko, sagte Zander dem Sender, „und das hat sich jetzt auch gezeigt“. Zander zeigte sich „unglücklich“ darüber, dass Impfungen in Pflegeeinrichtungen weiterhin freiwillig seien. „Das hat für mich auch was mit einer Berufseinstellung zu tun.“
Zudem habe der Leiter der Einrichtung nach einem positiven Testergebnis das Heim nochmals betreten, erklärte Zander. Gegen ihn läuft ein Bußgeldverfahren.
Update, 10.14 Uhr - Augen zu und durch? Warnungen vor Klinik-Notlagen in Corona-Krise
Die Corona-Infektionen steigen wieder stark an - und das noch früher als vor einem Jahr: Zunehmend lauter werden deshalb die Warnungen vor erneuten Notlagen in den Kliniken und einer abwartenden Politik des Augen-zu-und-durch. Das medizinische Personal sei an der Belastungsgrenze und niemand wolle erneut erleben, dass planbare Operationen abgesagt werden müssten, sagte Ärztepräsident Klaus Reinhardt der Deutschen Presse-Agentur. „Das sollten sich auch diejenigen vergegenwärtigen, die sich, aus welchen Gründen auch immer, noch nicht geimpft haben.“ Reinhardt warb für Auffrischungsimpfungen und entschlossenes Handeln: „Noch ist die Situation beherrschbar.“
Dem „Spiegel“ sagte Reinhardt: „Möglicherweise müssen wir bei weiter zunehmenden Fallzahlen eine gesellschaftliche Diskussion führen, ob Lockdown-Maßnahmen nur für Ungeimpfte gelten.“ Er fände das gerechtfertigt, wenn es darum gehen sollte, die stationäre Versorgung zu sichern.
Viele Corona-Parameter liegen bereits deutlich höher als zur gleichen Zeit im Vorjahr: Am Samstag meldete das Robert Koch-Institut (RKI) 21 543 Neuinfektionen (30.10.2020: 18 681) und einen Sieben-Tage-Wert je 100 000 Einwohner von 145,1 (104,9). Zwar sind inzwischen auch zwei Drittel der Bevölkerung voll geimpft, entsprechend höher ist aber das Risiko durch und für Ungeimpfte. Um die Pandemie überhaupt eindämmen zu können, wäre laut RKI eine Impfrate von 85 bis 90 Prozent bei den über Zwölfjährigen nötig - ergänzt durch Auffrischungsimpfungen, um der nachlassenden Wirkung zu begegnen.
Update, 8.42 Uhr - Bundesweite Corona-Hotspots: Inzidenzen in Region steigen unaufhaltsam weiter

Keine Entspannung in der Region: Auch in den vergangenen 24 Stunden sind die Inzidenzen in allen Städten/Landkreisen weiter gestiegen. Der Landkreis Mühldorf - bereits seit Tagen bundesweiter Spitzenreiter der „Hotspot-Liste“ - steht nun bei einer Inzidenz von 648,2. Auch auf den weiteren Spitzenreiter-Plätzen sind bayerische Kreise zu finden: Miesbach (Platz 2 mit Inzidenz 623,9), Traunstein (Platz 3 mit Inzidenz 573,6), Straubing-Bogen (Platz 4 mit Inzidenz 519,9) Landkreis Rosenheim (Platz 5 mit Inzidenz 464,2).
Die Inzidenzen im Detail: Landkreis Altötting (von 297,3 auf 275,0), Landkreis Mühldorf (von 644,7 auf 648,2), Kreis Berchtesgadener Land (von 475,9 auf 462,7), Landkreis Traunstein (von 548,2 auf 573,6), Stadt Rosenheim (von 371,1 auf 377,4) und Landkreis Rosenheim (von 431,4 auf 464,2). In der Region wurde laut RKI keine weiteren Todesfälle gemeldet.
486 hospitalisierte Corona-Fälle in den vergangenen sieben Tagen gibt es aktuell in Bayern, damit liegt die Hospitalisierungsinzidenz bei 3,7 (Quelle/Stand: LGL, 29. Oktober, 7 Uhr). Die Krankenhausampel ist damit aktuell grün.
RKI registriert 21.543 Corona-Neuinfektionen - Inzidenz bei 145,1
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist erneut deutlich angestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche am Samstagmorgen mit 145,1 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 139,2 gelegen, vor einer Woche bei 100,0. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 21 543 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 4.15 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert bei 15 145 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 90 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 86 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.580.663 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI am Freitag mit 3,50 an (Donnerstag: 3,31, Mittwoch: 3,07). Am Samstag und Sonntag wird der Wert nicht veröffentlicht. Bei dem Indikator muss berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet werden. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 4.267.500 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 95 696.
mz/bcs/dpa
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