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"Der Landkreis braucht Erinnerungsträger"

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Von: Alexander Belyamna

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Mühldorf - Ein Projekt gegen das Vergessen: Im Beisein von Charlotte Knobloch wurde das Konzept für eine KZ-Gedenkstätte im Mühldorfer Hart vorgestellt. *Video*

Das Konzept steht, jetzt fehlt nur noch die Finanzierung: Am Sonntag, 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, wurde im Mühldorfer Rathaus eine Ausstellung eröffnet, die den Siegerentwurf für die Gestaltung eines Erinnerungsortes im Mühldorfer Hart zeigt. Ehrengast war Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Die Umsetzung des Bauprojekt ist allerdings fraglich, da eine Zusage des Bundes über eine Förderung in Millionenhöhe noch aussteht.

Mehr als 3000 Menschen starben im KZ-Außenlager

Im Mühldorfer Hart entstand 1944 eine riesige Bunkerbaustelle für insgesamt zwölf Bünkerbögen. 8300 KZ-Häftlinge, untergebracht im KZ-Außenlager unweit der Baustelle, arbeiteten gemeinsam mit Zwangsarbeitern an Bau der Bunkeranlage. Der körperlichen Schwerstarbeit und den menschenunwürdigen Lebensbedingungen fielen mehr als 3000 Menschen zum Opfer - einige davon wurden ermordert. "Wer am Rüstungsbunker arbeitete, hatte eine Lebenserwartung von unter zwei Monaten", skizzierte Landrat Georg Huber in seiner Ansprache das Ausmaß des Elends. Die Anlage wurde übrigens nie fertig gestellt und 1947 von den Amerikanern fast vollständig gesprengt.

"Gratwanderung zwischen Waldlehrpfad und Verherrlichung"

Aus dem Gelände soll nun ein Erinnerungsort werden. Das Staatliche Bauamt Rosenheim hat eigens dafür einen Architektenwettbewerb veranstaltet. Die Vorgabe war, aus dem einzigen verbliebenen Bunkerbogen, dem ehemaligen KZ-Außenlager sowie dem früheren Massengrab drei Gedenkorte zu machen. Der Entwurf des Landschaftsarchitekturbüros "Latz und Partner" überzeugte die Jury am meisten und bekam letztendlich ohne Gegenstimme den ersten Preis. Für Architekt Professor Peter Latz war das Projekt eine große Herausforderung. Die Arbeit am Gedenkort nannte er eine "Gratwanderung zwischen Waldlehrpfad und Verherrlichung des Bauwerks selbst". Besonderes Merkmal des Entwurfs ist eine freistehende Plattform, die in das Bunkergelände hineinragt.

Finanzierung steht auf der Kippe

Die Umsetzung der Idee des Architekturbüros steht derzeit jedoch noch auf der Kippe. Die Projektkosten belaufen sich auf insgesamt 3,2 Millionen Euro, die Hälfte davon soll vom Bund kommen. Ob einem bereits gestellten Förderantrag stattgegeben wird, ist jedoch ungewiss. Deshalb ist auch das ursprüngliche Ziel, spätestens 70 Jahre nach Kriegsende aus dem Mühldorfer Hart einen Erinnnerungsort zu machen, womöglich nicht zu erreichen.

Die Politiker aus der Region zählen daher auch auf die Hilfe von Charlotte Knobloch. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern hatte den Architektenentwurf im Vorfeld nicht gesehen, war jedoch vom Engagement der Mühldorfer begeistert. Eine Ermüdung beim Thema Holocaust, wie es Saul Friedländer festgestellt habe, habe sie bei ihrem Besuch in Mühldorf nicht feststellen können. Sie versprach, sich für eine Förderung des Bauprojekts einzusetzen.

Geschichte muss lebendig bleiben

Im Anschluss an die Ausstellungseröffnung, bei der sich Knobloch in das goldene Buch der Stadt eingetragen hat, fand auf dem Mühldorfer KZ-Friedhof die traditionelle Feier zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus statt. In bewegenden Ansprachen betonten Georg Huber und Charlotte Knobloch die Bedeutung des Gedenkens an die NS-Zeit. "Der Landkreis Mühldorf braucht Mahner und Erinnerungsträger", hob Huber hervor. Nur so könne Geschichte lebendig bleiben und der Frieden zwischen den Menschen und Völkern erhalten werden. Für Knobloch ist es schlicht eine Pflicht aller, die im Grundgesetz verankerten Werte und Freiheitsrechte zu verteidigen und zu bewahren.

Abschließend hatte Knobloch noch eine Botschaft an die Jugend: "Lasst Euch von niemandem einreden, wen Ihr zu lieben und wen Ihr zu hassen habt."

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