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Nach zahlreichen Missständen: Steht die Seniorenresidenz Schliersee vor dem Aus?

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Von: Martina Hunger

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Ein Schild mit der Aufschrift „Seniorenresidenz Schliersee“ steht vor der Einrichtung in Oberbayern. Dem Betreiber der in die Schlagzeilen geratenen Seniorenresidenz Schliersee steht womöglich eine Kündigung bevor. Die Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassenverbände in Bayern (ARGE) will den Vertrag beenden, wie eine Sprecherin mitteilte. Foto: Peter Kneffel/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
In der Seniorenresidenz Schliersee sollen für die Heimbewohner unmenschliche Zustände geherrscht haben. © Peter Kneffel / dpa

Schliersee - Noch immer ist unklar, wann die endgültige Entscheidung über die im Raum stehende Schließung der Seniorenresidenz Schliersee fällt. 

Noch immer ist unklar, wann die endgültige Entscheidung über die im Raum stehende Schließung der Seniorenresidenz Schliersee fällt. „Wir haben im Laufe des Verfahrens eine zusätzliche pflegefachliche Bewertung eingeholt“, teilte die zuständige Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassenverbände in Bayern (ARGE) am Donnerstag auf Anfrage in München mit. „Die weiteren vertragsrechtlichen Maßnahmen und Zeitschienen richten sich nach dem Fortgang des Verfahrens.“

Zuvor hatte der „Münchner Merkur“ darüber berichtet, dass wegen dieser zweiten Stellungnahme zusätzlich zum Bericht des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) unklar sei, ob die Kündigung zu Ende August bestehen bleibe. Das Heim war mehrfach wegen gravierender Mängel in die Schlagzeilen geraten. Mitte Juni hatte der Betreiber die eingeforderte Stellungnahme letztlich abgegeben, ursprünglich sollte die Entscheidung daraufhin binnen einiger Wochen fallen.

Schlierseer Heimleiter streitet Pflegemängel ab

Der aktuelle Heimleiter streitet alle Vorwürfe vehement ab. „Echte Pflegemängel“, so sagt er, seien bei der Kontrolle nicht festgestellt worden; höchstens Fehler in der Dokumentation. Dem Prüfbericht könne auch „nicht entnommen werden, dass Menschen in der Einrichtung dehydriert waren“. Es seien auch „keine fast verhungerten beziehungsweise verdursteten Menschen oder Menschen mit offenen, blutenden und eiternden Wunden angetroffen“ worden.

Zwei verstorbene Heimbewohner exhumiert

Ende März war nach Recherchen des Bayerischen Rundfunks bekannt geworden, dass die Staatsanwaltschaft München II wegen Verdachts auf Körperverletzungsdelikte bei 88 Bewohnern des Heimes ermittelt. Einige seien verwahrlost und unterernährt gewesen, sagte eine Sprecherin der Anklagebehörde damals. Zudem würden 17 Todesfälle untersucht.

Lesen Sie auchSeniorenresidenz Schliersee: 88-Jähriger wegen Mordes an einer Mitbewohnerin verurteilt

Zwei Verstorbene wurden den Angaben zufolge exhumiert. Dabei gehe es auch um die Frage, ob eine Corona-Infektion oder Unterernährung ursächlich für den Tod der Menschen waren, sagte die Sprecherin damals. Die Ermittlungen beziehen sich den Angaben zufolge auf einen Zeitraum von mehreren Monaten bis Mai vergangenen Jahres.

Seit 2009 hatte die Seniorenresidenz 15 Heimleiter

Der derzeitige Leiter der Seniorenresidenz, Jekel, wies die Vorwürfe schon im März zurück. Er betont, er sehe „derzeit keine schwerwiegenden Mängel.“ Es seien auch „keine fast verhungerten beziehungsweise verdursteten Menschen oder Menschen mit offenen, blutenden und eiternden Wunden angetroffen“ worden.

Jekel hatte die Stelle nach eigenen Angaben erst nach Beginn der Ermittlungen angetreten. In dem Heim hatte es 2019 einen Betreiberwechsel gegeben, laut Landratsamt richteten sich Vorwürfe teils gegen einen vorangegangenen Betreiber. Seit Betriebsbeginn im Jahre 2009 seien bislang schon 15 Einrichtungsleiter in dem Heim eingesetzt gewesen. Auch der bayerische Landtag hat sich schon mit den Zuständen in dem Altenheim befasst.

mh/dpa

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