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„Es kann ein bis zwei Minuten länger dauern“: Die Notruf-Hürde in Grenzregionen

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Von: Sebastian Aicher

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Wer den Notruf wählt, landet entweder bei der Einsatzzentrale der Polizei oder bei der Integrierten Leitstelle (ILS).
Wer den Notruf wählt, landet entweder bei der Einsatzzentrale der Polizei oder bei der Integrierten Leitstelle (ILS). © ILS Traunstein / picture alliance / Lukas Schulze/dpa | Lukas Schulze / picture alliance/dpa | Patrick Seeger

Viele von uns betrifft es nahezu täglich: Das Handy wechselt in der Grenzregion zu Österreich automatisch in das ausländische Netz. Doch was passiert, wenn ich dann den deutschen Notruf wähle? Was man dabei beachten sollte, erklärt rosenheim24.de in einem Übersichtsartikel.

Bayern/Österreich – Pendler, Urlauber und Einheimische der Grenzregion zu Österreich werden das Problem kennen: Ist die automatische Netzsuche am Handy aktiviert, schwankt das Smartphone zwischen dem deutschen und österreichischen Netz. Hat man dann seine Kontakte ohne die deutsche Ländervorwahl 0049 eingespeichert, landet man schnell ganz wo anders, als man eigentlich wollte.

Doch was passiert im Ernstfall, wenn es schnell gehen muss und man über den Notruf Hilfe holen will? In diesen Situationen können unter Umständen Sekunden entscheiden. Doch läuft der Notruf etwa ins Leere, wenn man beispielsweise die 112 aus dem österreichischen Handy-Netz wählt?

Notruf ist europaweit rund um die Uhr erreichbar

Nein! Das keinesfalls. Allerdings kann es eventuell beim Absetzen des Notrufs zu kleineren Umständen und Verzögerungen kommen. Die Notrufnummer 112 ist europaweit rund um die Uhr, sieben Tage die Woche und 365 Tage im Jahr erreichbar. Was sollte man dennoch beachten, wenn man in der Grenzregion den Notruf aus dem österreichischen Netz wählt?

Grundlegend gelangt der Anrufer nach dem Wählen der 112 aus dem österreichischen Netz zu einer österreichischen Polizeileitstelle. „Von dort wird der Notruf zur Polizeieinsatzzentrale Rosenheim weitergegeben, die die zuständige Leitstelle verständigt“, erklärt Josef Gschwendner, Geschäftsführer der Integrierten Leitstelle (ILS) Traunstein im Gespräch mit chiemgau24.de.

ILS-Chef: „Es kann ein bis zwei Minuten länger dauern“

„Es kann durch Übermittlungen ein bis zwei Minuten länger dauern“, so der Experte weiter. Man erreiche über die 112 aber immer eine ständig besetzte Einsatzzentrale. Dies bestätigt auch Stefan Ertl, Leiter der ILS Rosenheim, der die Zeit, die die Übergabe des Notrufs in Anspruch nimmt, auf „circa 90 bis 120 Sekunden“ schätzt.

Das zuständige Bayerische Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration (StMI) erklärt hierzu auf Anfrage: „Ab dem Zeitpunkt der Annahme des Euronotrufs 112 in Österreich ist es abhängig auch vom dortigen Disponenten, wie – und wie schnell – weiter verfahren wird. Im Grundsatz kümmert man sich von dort aus stets um die unverzügliche Weiterleitung des Notrufs.“

Keinesfalls die Ländervorwahl beim Notruf vorwählen

Aber kann man nicht im Zweifelsfall einfach die deutsche Ländervorwahl 0049 vor der Notrufnummer wählen, um direkt bei einer deutschen Leitstelle zu landen? „Nein, das funktioniert definitiv nicht“, so Gschwendner: „Der Notruf 112 funktioniert weder mit einer Länder- noch mit einer Ortsvorwahl!“

Auch die automatische Netzsuche am Smartphone vor dem Notruf zu deaktivieren empfiehlt der Geschäftsführer der ILS Traunstein nicht. Wichtig sei der schnelle unverzügliche Notruf über die 112. Das Handy suche dann das stärkste erreichbare Netz, um sicherzugehen, dass man alle Vorteile des Notrufs – wie beispielsweise die Priorisierung im Netz – nutzen zu können.

Alternative für Ausnahmesituationen

Eine Alternative gäbe es jedoch in Ausnahmesituationen: Die Rufnummer 19222. Hierbei gilt jedoch, dass immer die jeweilige Vorwahl der zuständigen Leitstelle vorgewählt werden muss. Für die Landkreise Traunstein, Mühldorf am Inn, Altötting und Berchtesgadener Land ist die ILS Traunstein verantwortlich, die entsprechende Rufnummer wäre also die 0049 861 19222. Für Stadt und Landkreis Rosenheim wäre es die 0049 8031 19222.

„Hierbei handelt es sich jedoch um keine Notrufnummer – somit keine Priorisierung im Netz, keine Vorwahl- und Kostenfreiheit, keine Übermittlung der Standortdaten. Zudem haben die echten Notrufe 112 in der Abarbeitung in der ILS immer Vorrang. Bei einem Anruf über die 19222 ist somit eine längere Wartezeit – je nach Notrufaufkommen – möglich“, so Gschwendner.

Darum wählen sich Handys in Grenzregionen in ausländische Netze ein

Doch woran liegt es, dass sich die Handys in der Grenzregion regelmäßig in das österreichische Netz einwählen? „In der besten aller Welten gibt es dieses Phänomen nicht“, erläutert Dr. Markus Jodl, Pressesprecher der Deutschen Telekom auf Anfrage von rosenheim24.de.

„Ein österreichischer Netzbetreiber hat natürlich kein Recht, in Deutschland ein Mobilfunknetz zu betreiben“, so Jodl weiter. Jeder Netzbetreiber habe deshalb darauf zu achten, dass er seine Antennen so einstellt, dass sein Netz im Nachbarland keine Störungen verursache. „Es gibt Netzbetreiber, die legen da Wert drauf und andere, die das lockerer sehen“, so der Pressesprecher abschließend.

aic

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