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Streng geheime Aktion der Polizei: 1,5 Tonnen reinstes Koks im Feuer vernichtet

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Von: Max Partelly

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Polizei vernichtet 1,5 Tonnen Kokain
Das Rauschgift höchster Reinheit stammt aus verschiedenen Sicherstellungen der vergangenen Jahre. Es ist die größte Vernichtungsaktion von Drogen in der Geschichte der bayerischen Polizei. © Karl-Josef Hildenbrand

Koks, Kokain, Coke oder schlicht Schnee genannt, ist das Rauschgift in weißer Pulverform eine der beliebtesten Drogen in Deutschland. In Oberbayern vernichtete die Polizei die bislang größte Menge auf einmal bei einer streng geheimen Aktion. 1,5 Tonnen wurden verbrannt.

Oberbayern/München - Wo die Aktion in Oberbayern genau stattfand, ist nicht bekannt. Kriminelle, welche über Umwege herausfinden hätten können, wo die Drogen verbrannt werden sollten, hatten wenig Chancen, noch einzugreifen, denn vor Ort sicherten schwer bewaffnete Polizisten die Umgebung. Dass das nötig ist, erklärt sich durch das Ausmaß des Drogenarsenals, welches vernichtet wurde: 1,5 Tonnen Koks. Mit höchster Reinheit kommt diese Menge auf einen Straßenverkaufswert von rund 270 Millionen Euro.

Die sogenannte Operation „Schneeschmelze“ ist die bislang größte Aktion dieser Art für die Polizei in Bayern. So viel Rauschgift, wie an diesem Tag im Dezember vernichtet wurde, gab es bisher bei keinen vergleichbaren Aktionen.

Polizei vernichtet 1,5 Tonnen Kokain
Im Rahmen der Operation «Schneeschmelze» hat die bayerische Polizei unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen das Kokain an einem geheimen Ort in einer Müllverbrennungsanlage in Oberbayern vernichtet. © Karl-Josef Hildenbrand

Unmengen Kokain in Bayern vernichtet: Operation „Schneeschmelze“ die bislang größte Vernichtungsaktion

Aus Film und Fernsehen kennt man Kokain in Plastiktütchen oder vielleicht sogar in größeren Blöcken. Was jedoch bei der Operation „Schneeschmelze“ ins Feuer wanderte, wurde kistenweise aufgestapelt. Die Bananenkisten stammten noch vom Transport per Schiff, mit dem das Koks aus Südamerika nach Deutschland kam. Die Kisten wurden mit verbrannt, da auch an ihnen Spuren der Drogen und der Kriminellen hafteten.

Das an diesem Tag Kokain verbrannt wurde, konnte man riechen, erklärte ein Polizist vor Ort: „Koks hat einen unverkennbaren Gestank“. Ein Geruch, der als beißend beschrieben wird - wie eine Mischung aus Kleber, Kalk und Chlor.

Polizei vernichtet 1,5 Tonnen Kokain
Polizisten bewachen Kokain vor dem Transport zu einer Müllverbrennungsanlage. © Sven Hoppe

Koks in immer größeren Mengen in Deutschland im Umlauf

Über die letzten Jahre stieg die Menge an Koks, die in Deutschland insgesamt sichergestellt wurde. 2018 waren es nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) noch rund fünf Tonnen. Nur ein Jahr später verdoppelte sich diese Menge. Für das vergangene Jahr sollen mindestens 11 Tonnen durch Ermittler beschlagnahmt worden sein. Dies ist ein Höchstwert in Deutschland. Als Grund für die zunehmenden Sicherstellungen werden vom BKA Funde von größeren Mengen angeführt.

Experten gehen wegen der Zunahme der Beschlagnahmungen von Kokain davon aus, dass auch die Menge, mit der gehandelt wird, immer weiter zunimmt. „Die Produktion in Südamerika ist deutlich gestiegen“, sagt Falk von Usslar, Leiter der Ermittlungsgruppe Rauschgift in Südbayern. Für die Annahme, dass außergewöhnlich viel Kokain im Umlauf ist, gibt es ein Indiz: Obwohl so viel Kokain beschlagnahmt wird, wie noch nie zuvor, haben sich die Preise nicht wirklich nach oben verschoben.

Hohe Sicherheitsvorkehrungen beim Transport der Drogen zur Müllverbrennungsanlage

Doch weiter zur Vernichtung der beschlagnahmten Drogen: Zur Müllverbrennungsanlage irgendwo in Oberbayern wurden die Kartons voller „Schnee“ gebracht, um dort per „Schmelze“ aus der Welt geschafft zu werden. Jede Menge Polizeiwagen sicherten den Weg für den Lastwagen. Auch im Lkw des Transports saß ein schwerbewaffneter Beamter. Schieflaufen durfte bei dieser Aktion nichts.

Polizei vernichtet 1,5 Tonnen Kokain
Polizisten werfen Kisten mit Kokain in den Schacht von einer Müllverbrennungsanlage. © Sven Hoppe

Am Zielort angekommen wurde die Fracht schließlich an einem Schacht ausgeladen. „Ich bin erleichtert, dass wir jetzt hier sind“, sagte Ermittler von Usslar. Dass es keinen Stau gegeben hat, sei gut gewesen. Stehenzubleiben wäre ein Sicherheitsrisiko gewesen.

Die Unmengen an Kokain wurden dann von Polizisten in den Schacht geworfen. Für Dealer wäre der Anblick wohl sehr schmerzhaft gewesen, denn mit jedem Karton, dessen Schicksal in den Flammen endete, verbrannten mehrere Hunderttausend Euro. Ein Beamter witzelte: „Ein, zwei Einfamilienhäuser liegen jetzt da unten.“

Schmuggel von Brasilien aus nach Europa - und Hamburg

Weltweit wurden laut dem BKA mindestens 838 Tonnen des weißen Pulvers sichergestellt. 2019 waren es noch 784 Tonnen, obwohl in der Statistik nur Funde gezählt wurden, welche mehr als 50 Kilogramm umfassten. Kleinere Mengen fielen demnach bei dieser Zählung nicht ins Gewicht.

Es wird seitens der Ermittler davon ausgegangen, dass das Kokain überwiegend von Brasilien nach Europa geschmuggelt wird. Der Grund dafür ist die Koka-Pflanze, aus der das Rauschgift gewonnen wird. Diese wird vor allem in Kolumbien, Bolivien und Peru gezüchtet. Diese sind alle Nachbarstaaten von Brasilien, welches über viele Containerhäfen verfügt, über die das Kokain über den Atlantik verschifft wird.

Großer Aufwand zur Verschleierung des Drogenschmuggels: Kokain in Stahlträgern eingeschweißt

Dass das Kokain über Brasilien nach Europa und nach Deutschland gelangt, wurde auch dadurch bestätigt, als Ende November bekannt wurde, dass Ermittler in Berlin und Wiesbaden einem Schmugglerring auf die Schliche gekommen waren. Immer wieder soll die Bande über Jahre hinweg Kokain per Schiff von Brasilien über den Hamburger Hafen nach Berlin transportiert haben - und das im großen Stil.

Das Vorgehen hierbei war ausgeklügelt. In mindestens einem Fall wurden die Drogen in Stahlträgern eingeschweißt und sogar mit Blei ummantelt, um zu verhindern, dass diese mit dem Röntgenverfahren nicht entdeckt werden konnten.

Ende im Feuer für 1,5 Tonnen Kokain

Polizei vernichtet 1,5 Tonnen Kokain
Der Greifarm eines Krans befördert in einer Müllverbrennungsanlage Kokain zusammen mit Restmüll in die Brennkammer der Anlage. © Karl-Josef Hildenbrand

Für die 1,5 Tonnen Kokain in Oberbayern hatte dann das letzte Stündchen geschlagen. Mit einem riesigen Greifarm wurden die Kisten aus dem Schacht gehoben. Ein Polizist meinte: „Schaut aus wie ein Greifer aus diesen betrügerischen Spielzeug-Automaten.“ Doch für Freude über ein Spielzeug sorgte der Greifarm hier nicht. Er sorgte dafür, dass das Rauschgift mit Wert in Millionenhöhe bei rund 1000 Grad Celsius vernichtet wurde.

Bilder von der Operation „Schneeschmelze“

mda mit Material der dpa

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