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Droht die Region aus allen Nähten zu platzen? Ausflugsziele erwarten deutlichen Andrang

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Von: Markus Zwigl

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9-Euro-Ticket
Die Deutsche Bahn rechnet damit, dass es am Pfingstwochenende voll wird in den Zügen, besonders auf touristischen Strecken. © Angelika Warmuth/dpa

Für neun Euro mit dem Zug in die Alpen: Wegen dieses Angebots könnte es an beliebten bayerischen Ausflugsorten an Pfingsten noch voller werden als in den Vorjahren. Auch in unserer Region erwarten bzw. erhofft man sich viele Besucher.

Bayern - Am Mittwoch (1. Juni) war es soweit. Das Neun-Euro-Ticket wurde gestartet - zur Entlastung der Verbraucherinnen und Verbraucher wird der ÖPNV in den kommenden drei Monaten deutlich günstiger. Sieben Millionen Tickets sind schon verkauft

Wegen des viel diskutierten und sogenannten 9-Euro-Tickets könnte es in vielen bayerischen Ausflugsorten rund um Pfingsten allerdings noch voller werden als in den Vorjahren. Es ist die erste wirkliche Bewährungsprobe in Zusammenhang mit diesem Angebot für den ÖPNV.

9-Euro-Ticket

Für jeweils neun Euro pro Monat (Juni,Juli,August) können Käuferinnen und Käufer im Nahverkehr Straßenbahnen, U-Bahnen, S-Bahnen sowie Fähren nutzen, im Regionalverkehr S-Bahnen, Regionalbahnen und Regionalexpress-Züge in der zweiten Klasse. Nicht genutzt werden darf das Neun-Euro-Ticket für die Fernverkehrszüge der Bahn, also zum Beispiel ICE, IC, EC; die Flix-Züge und -Busse sind ebenfalls ausgenommen. 

„Wir stellen uns darauf ein, dass vor allem aus den näheren Ballungsräumen wie München und Rosenheim viele Gäste das 9-Euro-Ticket für Tagesausflüge in unsere Region nutzen werden“, sagte zum Beispiel eine Sprecherin des Zweckverbands Bergerlebnis Berchtesgaden. Der Tourismusdirektor der Stadt Füssen nahe Schloss Neuschwanstein, Stefan Fredlmeier, sagte, es sei „durchaus möglich“, dass der Ausflugsverkehr wegen des Angebots noch mal zunehme.

Züge aus München bereits „gut ausgelastet“

Am Tegernsee seien die Züge aus München zu den Kernzeiten schon jetzt „gut ausgelastet“, obwohl die Bayerische Regiobahn (BRB) dort wegen der hohen Nachfrage inzwischen mehr Verbindungen anbiete als noch vor einigen Jahren, sagte ein Sprecher der Tegernseer Tal Tourismus GmbH.

Die BRB riet Ausflüglern deshalb auf, nicht zwischen 8 und 10 Uhr ins Oberland, an den Ammersee oder in den Chiemgau zu fahren. Fahrten nach Füssen solle man zwischen 7 Uhr und 9 Uhr meiden. Zudem sei es ratsam, „lieber mal neue Ziele“ zu erkunden - zum Beispiel das Schrobenhausener Spargelmuseum statt des Schlosses Neuschwanstein. Wer Pfingstferien habe, könne auch unter der Woche Ausflüge machen statt gleich am Wochenende das 9-Euro-Ticket mit allen anderen zu nutzen.

Auch die DB Regio Bayern warnte vor „einer zusätzlich erhöhten Auslastung“ in Regionalzügen zu Touristenorten wie Kochel am See, Garmisch-Partenkirchen, Oberstdorf und Lindau am Bodensee. In Express-Zügen wie von München nach Nürnberg oder von Würzburg nach Bamberg könne es wegen des 9-Euro-Tickets ebenfalls voll werden.

„Zu Pfingsten sind die Züge ohnehin gut gefüllt“

Ein Sprecher der Bahn ergänzte: „Zu Pfingsten sind die Züge ohnehin gut gefüllt.“ Hinzu kommt, dass die Fahrgastzahlen bei der Bahn zuletzt auch ohne Sondertickets wieder deutlich gestiegen sind. Über Ostern hat der Konzern sogar mehr Reisende in den Zügen gezählt als Ostern 2019 – vor der Krise.

Zwar verstärken die Münchner S-Bahn und die DB Regio ihre Züge in Bayern wegen des zu erwartenden Andrangs, dennoch rate man Reisenden, „auch auf weniger stark nachgefragte Verbindungen außerhalb der Stoßzeiten zurückzugreifen“. Wenn es an Wochenenden und Feiertagen an Bahnhöfen besonders voll wird, sollen zudem „Reisendenlenker“ beim Ein- und Aussteigen helfen.

Ausflugsziele hoffen auf „Bahnfahrer“

In den Ausflugsorten hofft man unterdessen darauf, dass nicht nur weitere Gäste mit dem Zug kommen, sondern viele Besucher wegen des günstigen Angebots das Auto stehen lassen. „Sonst platzt unsere Region wirklich aus allen Nähten“, sagte der Bürgermeister von Kochel am See (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen), Thomas Holz. „Dann wird es für die Bürger unerträglich.“ Zuletzt hatte die Gemeinde am bei Ausflüglern beliebten Walchensee immer wieder mit Staus und Falschparkern zu kämpfen gehabt. Gerade mit Blick auf die Sommerferien gebe es die Sorge, dass sich diese Ereignisse wiederholten.

Mancherorts herrscht aber Skepsis, ob sich die Hoffnung auf weniger Autoverkehr erfüllt. „Mit dem günstigen Ticket geht ja keine Qualitätsverbesserung im öffentlichen Nahverkehr einher“, sagte Füssens Tourismusdirektor Fredlmeier. „Verbindungen werden nicht dadurch besser, dass sie zeitlich begrenzt billiger angeboten werden.“ In diesem Bereich sei auch im Allgäu noch einiges zu tun.

Zudem ist das Fahrrad beim 9-Euro-Ticket nicht inbegriffen. In vielen S-Bahnen oder Regionalbahnen ist also eine zusätzliche Karte nötig. Viele regionale Verkehrsunternehmen haben weiter bereits angekündigt, dass etwa die Fahrradmitnahme nicht immer und überall möglich sein wird

Der ADAC rechnet unabhängig davon damit, dass es auf den Straßen in den Süden Bayerns rund um Pfingsten wieder voll wird. „Auf die großen Reisewellen Richtung Süden wird das 9-Euro-Ticket keine Auswirkungen haben“, sagte der verkehrspolitische Sprecher des ADAC Südbayern, Alexander Kreipl. Urlaubsziele in Österreich, Italien oder Kroatien würden schließlich weiter „vorwiegend mit dem Auto angefahren“.

rosenheim24.de wird am Freitagmorgen (3. Juni) zu diesem Thema noch einen ausführlichen Artikel veröffentlichen und beantworten, auf welchen Straßen in der Region es an Pfingsten besonders eng werden kann.

mz

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