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Kaltblütiger Dreifachmord in Starnberg: Polizei zweifelte früh an Familiendrama

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Von: Martina Hunger

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Auftakt im Prozess um Dreifachmord von Starnberg
Die zwei wegen Mordes angeklagten Männer (l und 2.v.r.) stehen vor Beginn der Verhandlung mit ihren Anwälten Sarah Stolle und Alexander Betz (3.v.l.), Patrick Ottmann (4.v.r.) und Gerhard Bink (3.v.r.) im Sitzungssaal. Gut eineinhalb Jahre nach dem Dreifachmord in Starnberg beginnt der Prozess gegen zwei Freunde des jüngsten Opfers. © Sven Hoppe/dpa

Bei den Ermittlungen zum mutmaßlichen Dreifachmord in Starnberg will die Kripo bereits früh Zweifel an einer Tat innerhalb der Familie gehabt haben. Dies sagte eine Ermittlerin beim zweiten Prozesstag am Landgericht München.

Nur auf den ersten Blick habe der Fall vom Januar 2020 so gewirkt, als habe ein junger Mann erst seine Eltern und dann sich selbst erschossen, sagte eine Ermittlerin am Dienstag beim zweiten Prozesstag vor dem Landgericht München II.

Die Staatsanwaltschaft ist mittlerweile überzeugt, dass ein heute 21-Jähriger in der Nacht vom 10. auf den 11. Januar 2020 eine 60 Jahre alte Frau, ihren 64 Jahre alten Mann und den gemeinsamen Sohn erschoss. Anschließend habe er die wertvolle Waffensammlung des Sohnes gestohlen. Er steht unter anderem wegen Mordes vor Gericht. Als Helfer muss sich ein heute 20-Jähriger verantworten, der den Hauptangeklagten zum Anwesen der Familie gefahren und abgeholt haben soll.

Lage der Toten untypisch für Suizid

Die Verteidigung des mutmaßlichen Komplizen hatte vor Prozessauftakt am Montag moniert, die Staatsanwaltschaft sei „zunächst wochenlang von einem erweiterten Suizid ausgegangen“, bevor sie sich auf ihre aktuelle Version des Geschehens festgelegt habe. Die Ermittlerin sagte nun aus, ihr sei die Möglichkeit eines Mordes mit anschließendem Suizid bereits aufgrund erster Hinweise eigenartig vorgekommen.

Auf einem Foto posiert der Angeklagte im Internet mit Gasmaske und Gewehr.
Auf einem Foto posiert der Angeklagte im Internet mit Gasmaske und Gewehr. © privat

So habe sie festgestellt, dass der Sohn in der Nacht der Tat noch mit seinem Mobiltelefon online gewesen war, das Gerät sich jedoch nicht im elterlichen Haus befand. Zudem sei die Lage des Toten - mit ausgestrecktem Arm - untypisch für einen Suizid mit Schusswaffe.

Überraschendes Geständnis zwei Wochen nach Tat

Weitere Ermittlungen hätten schließlich zu dem Verdacht geführt, dass der heute als Mörder angeklagte Freund des Toten bei sich zu Hause ebenfalls Waffen lagerte. Als er knapp zwei Wochen nach der Tat festgenommen wurde, habe er überraschend gestanden, die Familie getötet zu haben. Weitere Einzelheiten dieses Geständnisses, das er später widerrief, sollen an einem anderen Tag vor Gericht behandelt werden.

Beide Angeklagte wollen nach Angaben ihrer Verteidiger lediglich Angaben zu ihren persönlichen Verhältnissen machen, zu den Tatvorwürfen jedoch schweigen. Für das Verfahren sind 54 Prozesstage angesetzt, es soll bis zum Januar des kommenden Jahres dauern.

mh/dpa

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