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Das Bierzelt als Superspreader-Event? Corona-Zahlen steigen vielerorts rapide an

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Von: Sebastian Aicher

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Bierzelt (Symbolbild)
Dicht gedrängt im Bierzelt feiern: Das ist seit dem Frühjahr wieder möglich, nun steigen die Corona-Zahlen vielerorts an. Gibt es einen Zusammenhang? (Symbolbild) © picture alliance/dpa | Angelika Warmuth

Die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei, dennoch können wir derzeit wieder ein Leben fast ohne Einschränkungen genießen. Darunter fallen auch die Besuche auf einem der zahlreichen Volksfeste in der Region. Gleichzeitig steigen die Werte der 7-Tage-Inzidenzen vielerorts wieder an. Entwickeln sich die Volksfeste zu regelrechten Superspreader-Events?

München – Volle Bierzelte, ausgelassene Stimmung an Fahrgeschäften und dichtes Gedränge an Schießbuden: Zwei lange Jahre mussten wir aufgrund der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen auf genau dieses Lebensgefühl verzichten. Seit dem Frühjahr geht es nun wieder etwas lockerer zu, der Großteil der Einschränkungen wurde abgeschafft und es darf wieder gefeiert und geschunkelt werden.

Doch nun steigen die Corona-Zahlen vielerorts wieder an – teilweise rapide. Im Freistaat liegt die aktuelle 7-Tage-Inzidenz (Stand: 27. Juli, 3.07 Uhr) laut Robert Koch-Institut (RKI) bei 873,0. Damit ist Bayern bundesweit auf einem traurigen zweiten Rang hinter dem Saarland (971,0). Doch gibt es einen Zusammenhang zwischen Volksfesten und der aktuellen Ausbreitung des Virus?

Volksfeste könnten sich als Superspreader-Events entpuppen

„Die gesellschaftliche Stimmung ist für die Ausrichtung von Volksfesten, sagt beispielsweise Achim Sing, Sprecher des Bayerischen Städtetages. Das sei die Erwartung der Bürger, aber auch der Festwirte und Schausteller, die lange kein Geschäft hätten machen können. „Das gilt es zu respektieren“. Dennoch ist die Sorge groß, dass Volksfeste zu Superspreader-Events werden könnten.

Blickt man zum Beispiel auf den mittelfränkischen Landkreis Erlangen-Höchstadt, so fällt auf, dass während und unmittelbar nach der bekannten „Bergkirchweih“ im Juni die Corona-Zahlen stark angestiegen sind – dies geht aus Zahlen des RKI hervor.

Neun Tage nach dem Ende des Festes hatte sich der Wert im Kreis ungefähr verdreifacht, in der Stadt selbst sogar mehr als verzehnfacht! Ähnlich verhält es sich übrigens auch in Wunsiedel im Fichtelgebirge. Auch dort schnellte die Inzidenz nach Volksfesten plötzlich in die Höhe.

„Verdacht liegt nahe“

Ein direkter Zusammenhang zwischen dem Fest und den steigenden Zahlen kann zwar nicht konkret nachgewiesen werden, aber „der Verdacht liegt nahe“, so Achim Sing. Aus dem Gesundheitsministerium heißt es unter Verweis auf das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), dass weiterhin „von einem diffusen pandemischen Geschehen auszugehen ist“.

Gelegentlich würden regional und zeitlich begrenzte Häufungen beobachtet. Auch wenn die Erfahrung zeige, dass Großereignisse nicht zwangsläufig ein verstärktes Infektionsgeschehen nach sich ziehen, bestehe bei jeder größeren Menschenansammlung grundsätzlich ein erhöhtes Risiko für die Übertragung ansteckender Infektionserkrankungen, vor allem in geschlossenen Räumen.

Politik richtet Appell an die Bevölkerung

Die Politik appelliert unterdessen an die Eigenverantwortung der Bürger: „Die bewährten Hygieneregeln sind und bleiben wichtig: Abstand halten, Hygiene beachten, regelmäßig lüften, Maske tragen, wo viele Menschen auf engem Raum oder in Innenräumen zusammenkommen, die Corona-Warn-App benutzen – das sind alles Dinge, die jeder ohne großen Aufwand tun kann. Jeder sollte die eigene Verantwortung für sich und seine Mitmenschen ernst nehmen“, so ein Sprecher des Gesundheitsministeriums.

aic mit Material der dpa

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