Polizei ermittelt offenbar gegen Lokführer, Fahrdienstleiter und Streckenverantwortlichen

Garmisch-Partenkirchen – Fünf Tote und zahlreiche Verletzte – das ist die Bilanz des schrecklichen Zugunglücks am Freitag (3. Juni) in Burgrain bei Garmisch-Partenkirchen. Ein Großteil der Zug-Wracks wurde inzwischen geborgen. Jetzt rückt die Ursachenforschung in den Mittelpunkt.
Das Wichtigste in Kürze:
- Zugunglück am Freitag (3. Juni) bei Burgrain (Garmisch-Partenkirchen)
- Großeinsatz von Feuerwehr, Rettungsdiensten und Polizei
- Fünf Todesopfer, zahlreiche (Schwer-)Verletzte
- Untersuchungen zu Unglücksursache laufen
- Zum Nachlesen: Ticker Sonntag (5. Juni) --- Ticker Samstag (4. Juni) --- Ticker Freitag (3. Juni)
- Störungsmeldungen: Deutsche Bahn Bayern --- Deutsche Bahn
- Straßenverkehr: Verkehrsmeldungen --- www.bayerinfo.de
Update, 12.25 Uhr - Polizei ermittelt gegen diese DB-Mitarbeiter
Die Polizei hat am späten Vormittag Ermittlungen gegen drei Bahn-Mitarbeiter bestätigt – wegen fahrlässiger Tötung. Nun sind weitere Details durchgesickert, um welche DB-Mitarbeiter es sich offenbar handelt. Laut einem Bericht der Bild-Zeitung soll es sich um einen Streckenverantwortlichen, einen Fahrdienstleiter und den Lokführer des Unglückszuges handeln. Der Fokus der Ermittler liegt laut dem Bericht dabei auf dem Streckenverantwortlichen.
Update, 11.50 Uhr - Polizei bestätigt „entsprechenden Anfangsverdacht“
Das Polizeipräsidium Oberbayern Süd bestätigte auf Anfrage von rosenheim24.de die Ermittlungen gegen drei Mitarbeiter der Deutschen Bahn (DB). Es hätte sich ein „entsprechender Anfangsverdacht“ ergeben, betonte Polizeisprecher Martin Emig. Um welche Art von Mitarbeiter, also zum Beispiel Lokführer oder Stellwerk-Bediensteter, es sich handelt, wollte die Polizei in Absprache mit der zuständigen Staatsanwaltschaft nicht sagen. Emig betonte allerdings auch, dass für die drei betroffenen Mitarbeiter „weiter die Unschuldsvermutung“ gelte. Somit kann derzeit nur weiter darüber spekuliert werden, welcher Grund für das schreckliche Unglück am Freitagmittag (3. Juni) ursächlich war.
Update, 11.40 Uhr - Polizei veröffentlicht neue Details
Die Ermittler der Soko „Zug“ sowie die Rettungsorganisationen haben ihre Arbeit über Pfingsten unermüdlich fortgesetzt. Wie bereits berichtet wurden über 40 Menschen bei dem Zugunglück verletzt. Eine 34-jährige Frau befindet sich nach wie vor in einem kritischen Zustand.
Fünf Menschen, davon vier erwachsene Frauen und ein Teenager verloren ihr Leben. Die Identitäten stehen mittlerweile zweifelsfrei fest. Bei dem Teenager handelt es sich um einen 13-Jährigen aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Zwei weitere Opfer, zwei Frauen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit im Alter von 30 (Korrektur zum Wochenende – nicht 32) und 39 Jahren waren ebenfalls bis zuletzt im Landkreis Garmisch-Partenkirchen wohnhaft. Unter den Opfern befinden sich außerdem eine 51-Jährige aus Wiesbaden sowie eine 70-jährige Frau aus dem Landkreis München. Dies teilte das Polizeipräsidium Oberbayern Süd soeben mit. Unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft München II ermittelt die Soko „Zug“ derzeit gegen drei Mitarbeiter der Deutschen Bahn, unter anderem wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung.
Unterdessen konnten die Bergungsarbeiten vorangebracht werden. Der Steuerwagen wurde mittels des explizit angeforderten Schienenkrans wieder ins Gleis gehoben und konnte so in Richtung Norden weggefahren werden. Die Waggone zwei, drei und vier wurden zwischenzeitlich abtransportiert. Die Lok und der Waggon eins werden noch unbestimmte Zeit am Unfallort verbleiben, da noch Ermittlungen erforderlich sind.
Die Sperre der A95 an der Ausfahrt Sindelsdorf in Fahrtrichtung Süden konnte am Dienstag gegen 9 Uhr aufgehoben werden. Die Bundesstraße 2 in Höhe der Unfallstelle sowie damit verbunden die beiden Tunnel Oberau und Farchant bleiben aufgrund von Instandsetzungsarbeiten voraussichtlich noch bis einschließlich Mittwoch (8. Juni) komplett gesperrt.
Die Erstmeldung:
Dabei rücken Schienen und Fahrgestelle des Zuges ins Zentrum der Ermittlungen. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte dem Bayerischen Rundfunk (BR), die Unfallursache werde „mit dem Schwerpunkt in Richtung technische Defekte gesucht“. Fahrgestelle von Waggons seien sichergestellt worden, „und es wird im Moment auch überlegt, inwieweit einzelne Schienen oder Schwellen sichergestellt werden müssen. Auf jeden Fall werden die im Moment peinlichst genau untersucht und vermessen“, so der Minister.
Laut Medienberichten plante die Deutsche Bahn auf der Unglücksstrecke in Kürze Sanierungsarbeiten an den Gleisen. Demnach sollten vom 25. Juni bis 9. Juli zwischen Oberau und Garmisch-Partenkirchen eine nächtliche Gleislageberichtigung und Schienenerneuerungen stattfinden. Die Deutsche Bahn habe dazu mitgeteilt, aufgrund der laufenden Ermittlungen könne sie sich hierzu derzeit nicht äußern. Auch rosenheim24.de hatte bereits darüber berichtet.
Eine Frau aus Hessen unter den Todesopfern
Die Ermittlungen zur Unfallursache führt eine Soko „Zug“ unter Leitung der Staatsanwaltschaft München II. Auch die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung ist beteiligt. Ein Fehler des Fahrpersonals ist laut Herrmann im Moment nicht ersichtlich. Aber es werde immer noch in alle Richtungen ermittelt.
Bei dem Zugunglück starben vier Frauen im Alter von 32, 39 und 70 Jahren sowie nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei eine 51-Jährige. Bei dem am Samstag geborgenen – fünften Todesopfer – handelt es sich um „einen Jungen im Teenageralter“. 44 Menschen wurden verletzt. Jetzt wurde in diesem Zusammenhang bekannt: Unter den Todesopfern ist auch eine Frau aus Hessen. Das bestätigte ein Sprecher des Innenministeriums in Wiesbaden am Pfingstmontag (6. Juni). Die Angehörigen seien informiert worden. Weitere Angaben, etwa zum Alter der Frau, wurden nicht gemacht. Die Kirchen hatten am Montagabend ein ökumenisches Gebet in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Garmisch-Partenkirchen abgehalten. Annähernd hundert Menschen nahmen daran teil.
Verletzte laut Minister nun „über den Berg“
Der Regionalzug von Garmisch-Partenkirchen nach München war am Freitagmittag kurz nach der Abfahrt plötzlich entgleist. Vier Frauen und ein 14-Jähriger aus der Region kamen zu Tode, 40 Menschen wurden verletzt. Unter den getöteten Frauen sind auch zwei Mütter aus der Ukraine, die mit ihren Kindern nach Bayern geflüchtet waren. Ein Mensch schwebte am Montag noch in Lebensgefahr. Mehrere Verletzte seien auch noch im Krankenhaus, aber „über den Berg“, sagte Herrmann.
Der letzte umgestürzte Waggon wurde am Montag von Kränen geborgen und für den Abtransport zerlegt. Am Montagabend standen nur noch die Lok und zumindest ein Waggon auf dem Bahndamm. Die Straßenkräne waren weg, das Technische Hilfswerk war abgerückt, Kehrmaschinen säuberten die Bundesstraße. Allerdings waren die Leitplanken und die Höhenkontrolle vor der Tunneleinfahrt Farchant noch nicht wieder montiert. Wann die Bahnstrecke wieder freigegeben wird, ist unklar.
mw