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Herz-Probleme und Todesfälle: Impfung versus Covid-19 - eindeutige Belege

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Von: Markus Zwigl

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Herzinfarkt (Symbolbild)
Herzinfarkt (Symbolbild). © pixabay

Knapp 23 Millionen Menschen in Deutschland sind nicht gegen das Coronavirus geimpft. Viele von ihnen fürchten sich vor Nebenwirkungen. Doch wie wahrscheinlich sind vor allem schwere Begleiterscheinung oder vielleicht sogar Todesfälle?

Berlin – Seit Impfstoffe gegen das Coronavirus zur Verfügung stehen, halten sich Behauptungen und Gerüchte rund um angebliche Gefahren der Vakzine. Auf Facebook beispielsweise wird Anfang August 2021 in einem Post behauptet, nach Angaben der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) gebe es bereits hunderttausende Impfschäden und tausende Impftote. Wörtlich heißt es: „300‘000* Imp**fschäden 8000* Imp**ftote Po**litiker lügen! *Gem. EMA“.

Eine Internetrecherche liefert keine Hinweise darauf, dass die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) die im Post genannten Zahlen in irgendeiner Weise bestätigt hat. Allerdings finden sich im Netz mehrere Beiträge mit ähnlichen Behauptungen. Auch sie suggerieren, infolge der Corona-Impfungen sei es zu hunderttausenden Impfschäden und tausenden Todesfällen gekommen. Für diese Behauptungen gibt es allerdings keine Belege. Tatsächlich verzeichnet eine Datenbank der EMA im Zusammenhang mit den Corona-Impfstoffen eine Vielzahl an Einträgen möglicher Nebenwirkungen.

Keine Belege für Impfungen als Ursache

Dabei handelt es sich jedoch lediglich um gemeldete Verdachtsfälle. Dass die Impfungen die Ursache sind, ist nicht belegt. „Angaben zu Verdachtsfällen von Nebenwirkungen dürfen nicht so verstanden werden, als hätte das Arzneimittel oder der Wirkstoff die beobachtete Wirkung verursacht oder als sei das Arzneimittel oder der Wirkstoff nicht sicher in der Anwendung. Nur die detaillierte Auswertung und die wissenschaftliche Überprüfung aller verfügbaren Daten erlaubt es, belastbare Schlussfolgerungen über Nutzen und Risiken eines Arzneimittels zu ziehen“, schreibt die EMA auf ihrer offiziellen Seite.

Inzwischen sind mehr als 575 Millionen Impfdosen in der EU verabreicht worden. Das Urteil der EMA fällt weiterhin eindeutig aus: „Die überwiegende Mehrheit der bekannten Nebenwirkungen von Covid-19-Impfstoffen ist mild und von kurzer Dauer“, heißt es auf der Homepage des Gremiums.

Viele Spekulationen zu Herzmuskelentzündungen

Dennoch gibt es vor allem im Bezug auf vermeintliche Entzündungen des Herzmuskels nach Corona-Impfungen viele Spekulationen. Der Sicherheitsausschuss der europäischen Arzneimittelbehörde EMA kam im Juli zu dem Schluss, dass nach einer Impfung mit Comirnaty (Biontech/Pfizer) oder Spikevax in sehr seltenen Fällen entzündliche Herzerkrankungen auftreten können, und zwar häufiger bei jüngeren Männern nach der zweiten Dosis.

„Es waren vorwiegend jüngere Männer sowie Jungen und männliche Jugendliche betroffen. Die meisten Fälle einer Herzmuskel- beziehungsweise Herzbeutelentzündung verlaufen mild bis moderat, bei einem kleinen Teil der betroffenen Patientinnen und Patienten gibt es jedoch auch schwerere Verlaufsformen. Einzelne Personen verstarben“, heißt es im offiziellen Aufklärungsmerkblatt des RKI.

Nebenwirkungen: Was „häufig und „selten“ bedeutet

Sehr häufig: Unerwünschte Wirkung bei mehr als einem Fall pro zehn Behandelten

Häufig: Zwischen einem und zehn pro 100

Gelegentlich: Zwischen einem und zehn pro 1.000

Selten: Ein Fall auf 1000 bis 10.000

Sehr selten: Weniger als ein Fall bei 10.000

Einzelfälle: So gut wie nie

In den meisten Fällen ist von Myokarditis und Perikarditis die Rede, wobei insbesondere junge Männer sowie männliche Kinder und Jugendliche nach der zweiten Impfung betroffen sind. Typischerweise treten laut dem aktuellsten Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts erste Beschwerden innerhalb von wenigen Tagen nach der Impfung auf. Myokarditis ist eine Entzündung des Herzmuskels und Perikarditis ist eine Entzündung des Herzbeutels, der äußeren Umhüllung des Herzens. In beiden Fällen verursacht das körpereigene Immunsystem die Entzündung als Reaktion auf eine Infektion oder einen anderen Auslöser.

Paul-Ehrlich-Institut

Das Paul-Ehrlich-Institut in Langen ist das deutsche Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel. Der neue Behördenname löste am 23. Juli 2009 die alte Bezeichnung Bundesamt für Sera und Impfstoffe ab.

Die publizierten Daten des Paul-Ehrlich-Instituts zeigen, dass die meisten Patienten mit einer Myo-/Perikarditis nach einer Impfung mit mRNA-Impfstoffen gut auf Behandlung und Ruhe ansprechen und sich schnell besser fühlen, wenngleich im Einzelfall schwerwiegendere Verläufe nicht ausgeschlossen werden können.

1243 Verdachtsmeldungen bei über 92 Millionen Impfdosen

Mehr als 92 Millionen Impfdosen Comirnaty und Spikevax sind bis einschließlich 30. September in Deutschland verimpft worden. Im Rahmen der Spontanberichterfassung sind bis zum 30. September insgesamt 1243 Verdachtsmeldungen einer Myo-/Perikarditis unabhängig vom Kausalzusammenhang mit der jeweiligen Impfung berichtet worden, wobei die Melderate bei Jungen und männlichen Jugendlichen im Alter von zwölf bis 17 Jahren sowie jungen Männern unter 30 Jahren am höchsten war.

Impfung oder Covid-19: Wann ist eine Herzmuskelentzündung wahrscheinlicher?

Eine israelische Studie, die am 25. August 2021 in dem Fachmagazin „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht wurde, analysierte die Daten von über 1,7 Millionen Menschen. Die eine Hälfte der Teilnehmer war geimpft und die andere ungeimpft. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass im Schnitt 2,7 von 100.000 Geimpften in den ersten 42 Tagen nach der Impfung eine Herzmuskelentzündung entwickeln. Bei den an Covid-19 Erkrankten waren es elf von 100.000 Personen. Damit zeigt die Untersuchung, dass das Risiko einer Herzmuskelentzündung bei einer Erkrankung mit Covid-19 vierfach höher ist als bei einer Impfung.

Jüngst wurde auch die Auswertung der Krankenkassendaten von rund 2,4 Millionen geimpften US-Bürgern in der Fachzeitschrift „JAMA Internal Medicine“ bezüglich des Risikos einer Herzmuskel- bzw. Herzbeutelentzündung vorgestellt. Demnach kam es bei 15 Patienten zu einer in einem Krankenhaus bestätigten Myokarditis – zwei Fälle nach der ersten Impfung und 13 Fälle nach der Zweitimpfung. Alle Betroffenen wären männlich und zwischen 20 und 32 Jahren alt, acht hatten den Impfstoff von Biontech und sieben den von Moderna erhalten. Die Wissenschaftler errechneten aus den Daten eine Häufigkeit von 0,8 Myokarditisfällen pro eine Million Erstimpfungen und von 5,8 Myokarditisfällen pro eine Million Zweitimpfungen.

Herzmuskelentzündung in 0,011 beziehungsweise 0,005 Prozent der Fälle

Dr. Christian Schmidt, Oberarzt am Laufer Krankenhaus erklärte dazu: „Eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) nach der Impfung mit einem mRNA-Impfstoff tritt bei etwa 0,011 Prozent (Moderna) beziehungsweise 0,005 Prozent (Biontech) der Fälle auf. Wenn Sie also ,einige‘ im Bekanntenkreis kennen – sagen wir mal fünf – dann müsste Ihr Bekanntenkreis etwa 50.000 Personen umfassen.“ Zudem wurden 95 Prozent der Fälle einer Myokarditis als mild beschrieben, mit einem zumeist kurzen Krankenhausaufenthalt.

Seit Beginn der Impfkampagne am 27. Dezember 2020 bis zum 30. September 2021 wurden laut Angaben des Robert Koch-Instituts 107.888.714 Impfungen durchgeführt, davon 82.341.579 Impfungen mit Comirnaty (Biontech), 9.668.138 Impfungen mit Spikevax (Moderna), 12.692.700 Impfungen mit Vaxzevria (AstraZeneca) und 3.186.297 Impfungen mit dem Covid-19 Vaccine Janssen. 94.281 Verdachtsfälle wurden zur Impfung mit Comirnaty gemeldet, 25.713 Verdachtsfälle zu Spikevax, 45.178 Verdachtsfälle zu Vaxzevria und 6243 Meldungen zu Covid-19 Vaccine Janssen.

Die Melderate betrug für alle Impfstoffe zusammen 1,6 Meldungen pro 1000 Impfdosen, für schwerwiegende Reaktionen 0,2 Meldungen pro 1000 Impfdosen.

Anzahl gemeldeter Verdachtsfälle von Nebenwirkungen oder Impfkomplikationen und Melderate pro 1.000 Impfungen nach Impfung mit den einzelnen COVID-19-Impfstoffen in Deutschland im Zeitraum vom 27. Dezember 2020 bis 30. September 2021.
Anzahl gemeldeter Verdachtsfälle von Nebenwirkungen oder Impfkomplikationen und Melderate pro 1000 Impfungen nach Impfung mit den einzelnen Covid-19-Impfstoffen in Deutschland im Zeitraum vom 27. Dezember 2020 bis 30. September 2021. © Paul-Ehrlich-Institut

 

In 1802 Verdachtsfallmeldungen wurde über einen tödlichen Ausgang in unterschiedlichem zeitlichem Abstand zur Impfung berichtet. Eine Analyse der Daten ergibt keine wesentliche Änderung zur Auswertung der vorhergehenden Sicherheitsberichte. 

Allerdings darf man nie vergessen, dass es sich dabei weiterhin nicht um bestätigte Fälle, sondern lediglich um Verdachtsfälle handelt: Die Tatsache, dass jemand ein medizinisches Problem hatte oder im zeitlichen Zusammengang mit der Impfung gestorben ist, und dass die Behörden dies in ihren Berichten aufführen, bedeutet nicht unbedingt, dass dies durch den Impfstoff verursacht wurde. Denn in Deutschland können Laien mögliche Nebenwirkungen über die Smartphone-App SafeVac 2.0 oder das Meldeportal des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) www.nebenwirkungen.bund.de selbst melden.

Impf-Appell der Deutschen Herzstiftung zur Impfung

Die Deutsche Herzstiftung appelliert sogar eindringlich an Menschen mit Herzproblemen, sich zu schützen und sich impfen zu lassen. Besonderes Augenmerk liege dabei auf der sehr großen Gruppe der Menschen mit Bluthochdruck. Herz-Kreislauf-Patienten haben laut Herzstiftung ein zwei- bis dreifach höheres Risiko, an Covid-19 zu sterben. Ebenfalls zwei- bis dreifach erhöht ist das Risiko für einen schweren Verlauf.

mz

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